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Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Titel: Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster
Autoren: Ann-Kathrin Kramer
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Problem: Anton!
    Jeden Abend, wenn ich schlafen gehe, legt er sich im Flur vor meinem Zimmer nieder.
    »Er passt auf«, sagt Sigrun.
    So weit, so gut, aber … Die Welt sieht am Tage nun einmal anders aus als in der Nacht. Und in der Nacht habe ich Angst. Auch vor Anton. Obwohl der so gut auf mich aufpasst. Heute Abend ist es wieder so.
    Sigrun bringt mich ins Bett, singt großartige Lieder, streicht mir über den Kopf und geht hinaus. »Anton passt auf dich auf, meine Kleine«, sagt sie noch.
    Wenn die wüsste! Den Kopf voller Gedanken schlafe ich endlich ein. Ich träume von Babys, die schon sprechen können, von großen Brüdern, die plötzlich sehr nett sind, und von Bächen, die …
    Und ich werde wach. Ich werde wach, weil ich dringend Pipi muss. Ich krieche aus meinem Bett und schaue zur Tür hinaus. Anton liegt natürlich immer noch dort. Müde schaut er auf. Schnell schließe ich die Tür und beschließe, dass ich doch nicht mehr muss.
    Aber ich muss!
    Darum heißt es ja auch »müssen«. Weil man muss . Nicht: darf oder will oder kann oder sollte. Man muss!
    Was soll ich dir sagen. Ich traue mich nicht hinaus. Ich weiß nicht genau, warum, denn tagsüber spiele ich mit Anton. Ich kenne ihn, und ich liebe ihn. Aber in der Nacht sieht er anders aus. Irgendwie gefährlich eben, weil er aufpasst. Ist ja klar.
    Viele Stunden liege ich in meinem Bett und versuche, nichtmehr zu müssen. Ich versuche, es zu ignorieren, ich versuche einzuschlafen, ich versuche, das Pipi aus meinem Bauch in die Kloschüssel nebenan zu zaubern. Aber nichts klappt.
    Gegen Morgen gebe ich auf. Ich mache, was ich machen muss, und zwar: ins Bett.
    Endlich schlafe ich erleichtert ein und beschließe, das Problem auf morgen zu verschieben.
    Ich werde wach, weil es ziemlich ungemütlich ist. Das Laken ist feucht und kalt. Aus der Küche ruft Sigrun mich zum Frühstück.
    Erdnussbutterbrot und Kakao in der Nuckelflasche.
    Mmmmhhh.
    Nuckelflaschen bekomme ich zu Hause schon lange nicht mehr. Das ist was für Babys, sagt Mama.

    Es duftet bis in mein Zimmer herein. Wie gern würde ich einfach aufstehen und mich an den gedeckten Tisch setzen. Wenn da nicht dieses Problem wäre. Aber mit dem Hunger ist es so wie mit dem »Müssen«. Ich muss essen, Problem hin oder her, jetzt ist Tag, und am Tag, da kenne ich keine Angst.
    Todesmutig und mit dem stinkigen Laken in der Hand gehe ich in die Küche und offenbare Sigrun und Werner, was geschehen ist. Nur den Teil mit dem Hund, den lasse ich aus. Das traue ich mich irgendwie nicht. Ich sage nur, dass ich ins Bett gemacht habe.
    Ist vielleicht auch besser so, denn meine innere Stimme sagt mir, das hätten sie ohnehin nicht verstanden. Dafür sind sie zu groß.

Väterchen Frost
    Jedes Jahr hoffe ich, dass es Weihnachten schneit.
    Aber heute Morgen passierte das Unvorstellbare: Die Welt ist über Nacht ganz weiß geworden. Dabei habe ich noch nicht einmal meinen Adventskalender aufgehängt. Das musst du dir vorstellen: kein einziges Türchen aufgemacht, und trotzdem schon Schnee auf der ganzen Welt.
    »Das ökologische Gleichgewicht ist durcheinandergekommen«, sagt Papa.
    Hhm.
    Aber ich weiß die ganze Wahrheit! In Wahrheit hat Väterchen Frost sich einfach geirrt. Ich wusste ja schon immer, dass es gut ist, sich mal zu irren. So dachte ich jedenfalls noch vor wenigen Stunden.
    Jetzt nicht mehr. Jetzt denke ich, dass Väterchen Frost eine olle Flitschpiepe ist und er mich mit seinem Schnee in Ruhe lassen soll.
    Was geschehen ist?
    Ich bin erfroren. Ich musste im Wald eines jämmerlichen Todes sterben. Ich bin quasi schon im Himmel und petze dem lieben Gott alles!
    Also, das war so: Wir waren Schlitten fahren. Alle zusammen.Die ganze Familie. Sogar mein neuer Bruder war mit. Den hat Papa die ganze Zeit getragen. Der kann ja noch nicht laufen. Ungerecht ist das aber irgendwie trotzdem, wenn ein Kind immer getragen wird und die anderen Kinder nicht.
    Ich sitze also mit meinem großen Bruder auf dem Schlitten. Weit und breit kein Rodelberg in Sicht. Logisch, dass der Papa uns dann ziehen muss. Neuer Bruder hin oder her. Wir sind schließlich auch noch da, und das schon viel länger.
    Kalt ist es geworden. Mein Papa schnauft wie ein alter Esel, und Mama meint, wir hätten doch lieber eine Landkarte mitnehmen sollen. Da schnauft Papa noch etwas mehr.
    Ich sitze hinten auf dem Schlitten, denke so über dies und das nach und plötzlich: falle ich hinten runter.
    Und: Keiner merkt’s.
    Da liege ich nun im
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