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Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Titel: Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster
Autoren: Ann-Kathrin Kramer
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gewusst! Na ja.

    Nun ist es mit neuen Sachen ja so: Man will sie natürlich gleich anziehen. Das ist auch so ein Gesetz. So, wie man nach dem Schwimmunterricht Pommes schon im Auto essen muss und nicht warten kann, bis man zu Hause am Küchentisch sitzt. Da ist es ja nur logisch, dass ich meine neuen schwarzen Lackschuhe sofort nach dem Anstrich anziehe und eine kleine Runde durchs Haus drehe. Ist logisch.

    »Matilda, wenn du nicht sofort, s-o-f-o-r-t herkommst, dann … dann … Himmeldonnerwetternochmaldukleinemistkröte!«
    Mama ist jetzt richtig böse, glaube ich. So sauer hat sie sich das letzte Mal angehört, als ich die Nivea-Creme ausprobiert habe.
    Da hat sie schrecklich geschimpft. Und tagelang geputzt. Diese Creme hat wirklich gut gehalten auf den Kacheln. Da ist es jetzt ohnehin besser, ich bleibe noch etwas in meinem Versteck. Dann können auch meine Schuhe in Ruhe trocknen. Überhaupt ist Lack ja ganz was anderes als zum Beispiel Wasserfarbe.
    Bei Lackfarbe schwimmt oben in der Farbdose so durchsichtige, stinkige Suppe und unten sitzt das Bunte. Wie Schlamm. Ich sage euch, es war gar nicht so einfach, die ganzen weißen Stellen schwarz zu kriegen. Aber ich musste mich entscheiden: Turnschuhe oder Lackschuhe. Und da ist doch sonnenklar: Turnen kann ich auch barfuß, kein Problem. Aber ein Leben ohne Lackschuhe? Sehr wohl ein Problem!
    Ach herrlich, wie die schimmern und schillern, meine Schuhe. Und das Beste dabei ist, sie glänzen auch dann noch, wennsie trocken sind. Das ist ja das Tolle an Lackschuhen. Und dass sie so schön klackern, wenn man über Asphalt läuft!
    Apropos klackern, da muss ich mir natürlich noch was ausdenken. Die Gummisohle klackert ja nicht, aber wenn man zum Beispiel einen Nagel oder eine Brosche untendrunter stecken würde … Mama hat da so eine mit Glitzersteinen. Ich glaube, die hat sie von Omi Elli geerbt. Hm. Das ist komisch, weil die Omi Elli, die lebt ja Gott sei Dank noch!? Hm. Hauptsache, die Brosche klackert schö…
    In dem Moment wird die Tür zu meinem Verschlag unsanft aufgerissen, und ich schaue in das krebsputerrote Gesicht meiner Mama. Sie schnappt nach Luft und schimpft los:
    »… Yxyxcyxcx !? Ycyxyxkr kkrk Chh… Chchhssssschschesssss!!! Warz ni habeks die natz ratz, da …krxyxyxitz! Napsibirski Witzki, wenn das die Kritzelkackikack!«

    HÄ?
    »Wasn sachnitkatz ki.«
    Wirklich, ich kann mich einfach nicht erinnern, was sie ganz genau gesagt hat. Obwohl es wirklich laut genug gewesen ist. Sie hat sehr doll geschimpft, und dabei ist ihr Gesicht noch röter geworden. Ungefähr so rot wie meine Badehose im letzten Urlaub. Da waren wir am Ahlftener Flatt. Das ist ein See in der Lüneburger Heide, und da kommen die Gespenster her. Sagt Mama. Die Mama kommt übrigens auch daher.
    Na jedenfalls reißt sie die Tür zu meinem Verschlag auf, und dann nimmt sie mir die Schuhe weg. Einfach so. Reißt mirmeine nagelneuen Lackschuhe von den Füßen. Weiß der Teufel, warum. Und irgendwas von Strafe sagt sie.
    Weiß der Teufel, warum.
    Hm.
    Ich hab dann überall putzen müssen!
    Alle Böden und Treppen.
    Und dort hatte irgend so ein Hirni alles ganz schwarz gemacht. Und geklebt hat das außerdem.
    Aber da sagt natürlich wieder mal keiner was!

Ich hab keine Angst
    Papa hat gesagt, dass ich einen neuen Bruder bekomme. Dagegen ist nichts zu sagen, denn erstens: Der alte war nicht so besonders. Zweitens: Ein kleiner Bruder ist besser als ein großer Bruder. Und drittens: Ich darf zu ihren Freunden, Sigrun und Werner. Die haben ein Haus auf dem Land. Hühner im Stall, Kirschbäume im Garten, ekelige Spinnen in der Scheune und: Anton, ihren Bernhardiner. Kurz und gut, ich freue mich mächtig!
    Ich bekomme ein eigenes Zimmer. Das Gästezimmer. Ich darf mir wünschen, was es zu essen gibt, und überhaupt darf ich hier viel mehr als zu Hause.
    Zum Beispiel darf ich draußen mit Anton spielen, auch wenn es schon dunkel wird. Um es kurz zu machen: Tagsüber ist alles klasse! Es ist sogar noch schöner als zu Hause. Aber wenn es Nacht wird, da komme ich ins Grübeln. Wer ist dieser neue Bruder? Und: Haben Mama und Papa den dann lieber als mich? Ich meine … Babys sind wirklich süß, und dann wäre ich ja die große Schwester und müsste alles besser können. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer werde ich mir: Auch wenn er ganz schön doof sein kann, mein großer Bruder muss auf jeden Fall bleiben. Sonst bin ich ja die Dumme.
    Es gibt aber noch ein weiteres unlösbares
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