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Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Titel: Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster
Autoren: Ann-Kathrin Kramer
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ja satt! Glücklich und zufrieden leck ich mir die Finger ab, da quatscht mich der Benno an.
    »Kein Wunder, dass du das so gut kannst. Schoko kriegst du wohl sonst nur an Weihnachten, wie?!«
    Meine ganze Freude ist dahin. Dieser Benno ist echt so ein Dummbeutel. So eine Quarktasche, so eine Grützwurst. Ein Fertigkind halt!
    Ich schau ihn böse an und sag kein Wort. Aber in mir brodelt es und ich weiß: Basteln und so, das ist nur was für Blöde. Ich mag nicht mehr in den Eisteeklub gehen. Nie mehr.
    Zu Hause bin ich sehr traurig, und ich gehe auch gleich ins Bett. Mama wundert sich darüber, aber ich mag ihr nicht sagen, was passiert ist. Eine Mama, die immer Diät macht, die versteht sicher nicht viel vom Essen, glaube ich …
    Am nächsten Tag habe ich Benno leider immer noch nicht ganz vergessen. Nach dem Frühstück gehe ich zu Oma. Einmal in der Woche muss ich, sagt Mama. Das ist nicht meine Omi Elli, das ist die Oma. Die wohnt nebenan, da kann ich durch den Hof hin, und die hat immer den ganzen Schrank voll Süßigkeiten. Das nützt aber nichts, denn erstens soll ich sie dauernd küssen, um ein Bonbon zu kriegen. Zweitens mach ich das nicht. Drittens will sie immer nur im Sitzen spielen. »Mensch ärgere dich nicht« und so. Und viertens schläft sie dabei meistens auch noch ein.
    Die Oma mag eigentlich keiner so richtig. Nicht mal der Papa. Und der ist doch sogar das Kind von der Oma.
    Ich versteh das nicht so richtig. Wenn ich mal groß bin, dann mag ich meinen Papa, glaube ich, immer noch. Auch wenn er manchmal etwas blöde ist.
    Heute schläft die Oma auch wieder ein. Gleich nachdemich sie das erste Mal rausgeschmissen habe. Da sitze ich also auf dem Sofa mit den vielen Kissen. Die haben alle so einen Knick in der Mitte. Das liebt Oma, und da haut sie immer ganz fest rein. Mit so einer Karatehand. Ich glaube aber, sonst kann die Oma kein Karate.
    Jetzt sowieso nicht. Jetzt schnarcht sie da in ihrem Lehnstuhl. Daher hat Papa nämlich das Schnarchen geerbt. Von der Oma. Und mein Bruder hat es von Papa geerbt. Das beweist, dass man auch Sachen erben kann, die man gar nicht haben will. Was wird zum Beispiel später mal aus den Karatekissen?
    Ich sitze hier herum, aber ich kann ja jetzt nicht den ganzen Vormittag auf dem Karatesofa hocken und der Oma beim Schlafen zuschauen. Das kann keiner von mir verlangen. Ich steh auf und schau mich mal ein bisschen um. Ich schau mal in die Schublade mit den Süßigkeiten. Ich schau mal im Kühlschrank, ob noch leckere Fleischklößchen da sind. Ich schau so herum, da stehe ich schließlich im Flur und sehe … Omas Handtasche.
    Mir wird irgendwie ganz komisch.
    Ich gehe hin zu der Tasche. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe jetzt ein ganz seltsames Gefühl. So wie Weihnachten, nur in – nicht schön. Oder wie Karussell fahren und Torte und Zahnarzt, der bohren will. Alles gleichzeitig. In meinem Bauch geht alles durcheinander. Ich sehe die Handtasche, und ich muss hingehen, und ich muss reinschauen.
    Da ist Omas Portemonnaie drin. Ich mache es auf und sehe das viele Geld. In meinem Magen rumort es schrecklich. Ichmache es schnell wieder zu, aber in meinem Kopf drehen sich die Gedanken an den Eisteeklub und die Pausen dort und die Butterbrotdosen und dass ich da nie wieder hingehen kann. Nie wieder basteln! Nie wieder »Verstecken im Dunkeln«! Nie wieder werde ich meine Freunde sehen! Nie wieder! Und das alles wegen diesem Benno und weil ich ein Armeleutekind bin.

    Und jetzt mache ich was, das kann ich dir nicht erklären. Ich nehme der Oma Geld weg! Viel Geld. Sogar einen Schein. Fünf Euro. Ich klaue meiner Oma fünf Euro!
    Und mit dem Geld in der Hand flitze ich ganz schnell aus der Wohnung. Raus, nur schnell raus, bevor jemand was merkt. Nur schnell raus. Bevor die Oma aufwacht. So schnell bin ich lange nicht geflitzt. Ich flitze und flitze und flitze, bis ich einfach nicht mehr kann. Ich bin total außer Puste.
    Nur langsam erhole ich mich wieder. Ganz langsam kriege ich wieder Luft. Schließlich betrachte ich den Schatz in meiner Hand.
    Toll! So viel Geld! Abe es ist komisch, ich freue mich gar nicht richtig. Ich habe fünf Euro, aber ich bin überhaupt nicht so glücklich wie fünf Euro.
    Wenn Omi Elli zu Besuch kommt, dann kriegen wir manchmal auch Geld von ihr. Einmal habe ich sogar schon fünf Euro von ihr gekriegt. Da war ich der glücklichste Mensch der Welt. Ich bin gleich zum Kleinen Mann gelaufen und habe eingekauft. Lakritze, Limonade, Esspapier,
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