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Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)

Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)

Titel: Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
Autoren: Annette Langen
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nicht nur an dem kalten Matschwasser in dieser Pfütze.
    Hinter mir stöhnte Friederike: »Nicht mal einen richtigen Bürgersteig gibt es hier.«
    Und noch etwas war anders als in Köln. Ich schnupperte. Es roch ganz intensiv nach irgendetwas, das ich nicht kannte, nur nach was? Ich schnupperte wieder. Nein, es stank! Im ganzen Dorf stank es nach Gülle. Ich hatte mal in Erdkunde gehört, dass damit die Felder gedüngt werden. Aber dass es so widerlich und durchdringend riecht, das hatte unser Lehrer nicht erwähnt.
    »Ach, das ist die frische Landluft«, rief Theresa und streckte sich. Die kann auch leicht begeistert tun, immerhin bleibt sie nur bis morgen hier und dann ist sie wieder in der Zivilisation, dachte ich, und meine Laune sank auf den Gefrierpunkt.
    Aus der Transportbox maunzte es ganz erbärmlich. Es klang wie ein: »Rettet mich, aber sofort.«
    »Ist ja gut, Kralle«, murmelte Friederike beruhigend und trug unseren Kater in seiner Transportbox zur Haustür.
    »Wir müssen gut aufpassen, dass er die erste Zeit nur im Haus bleibt!« Mama zückte den Haustürschlüssel. »Erst, wenn Kralle weiß, dass er hier zu Hause ist, können wir ihn rauslassen. « Sie sperrte die Haustür auf und rief: »Willkommen in unserem neuen Zuhause! Bringt alle Glück hinein!« Mama strahlte. Ihre Worte hallten aus der leeren Eingangshalle zurück. Meine neuen Ballerinas mussten allerdings schlammverdreckt vor der Haustür stehen bleiben.
    Einen Moment war es in der Eingangshalle ganz still, winzige Staubflocken tanzten im Licht. Moni sagte: »Ihr werdet hier glücklich sein, dieses Haus hat eine besondere Atmosphäre. «
    Davon merkte ich nichts, gar nichts. Am liebsten hätte ich mich in mein Bett gesetzt und die Decke über den Kopf gezogen. Aber das ging ja noch nicht. Wir waren vor dem Umzugswagen, der all unsere Möbel und Umzugskisten transportierte, angekommen.
    »Darauf müssen wir anstoßen!« Anouk holte eine Flasche Sekt aus ihrem Korb, Theresa hielt die Gläser bereit und schon knallte ein Sektkorken durch die leere Eingangshalle. »Ich habe Orangina für euch beide.« Anouk sah mich an. Aber ich schüttelte nur den Kopf. Mir war nicht danach zu feiern, dass ich aufs Land verschleppt wurde.
    Still nahm ich Kralle in seiner Transportbox und ging die Holztreppe hinauf, zu meinem neuen Zimmer. Meine Beine fühlten sich schwer wie Beton an. Im ersten Stock würden Friederike und Mama ihre Zimmer haben. Außerdem lag dort das große Badezimmer. Ich stieg weiter die Treppe hinauf, in das Dachgeschoss. Dort oben lag nur mein Zimmer.
    Ich öffnete die Tür. Meine Schritte hallten von den leeren Wänden zurück. »So, Kralle«, sagte ich und kniete mich vor die Transportbox, »jetzt kannst du rauskommen.« Obwohl das Gitter geöffnet war, guckte mich Kralle nur mit großen Augen aus seiner Transportbox an. Er rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck. Aber ich ging durch mein neues Zimmer.
    Wenn es in Köln gelegen hätte, wäre ich vor Freude auf und ab gehüpft. Denn es ist nicht nur groß, das Sonnenlicht fällt hell durch die beiden Giebelfenster hinein. Zur Straße hin blicke ich auf ein ausgebautes Bauernhaus. Gegenüber von meinem Fenster liegt auch ein Fenster im Giebel.
    Ich spitzte die Ohren. Von dort hörte ich ein Saxophon. Eine Melodie, nachdenklich und ein bisschen traurig. Das hat mich wirklich überrascht. Ich hätte ja gar nicht gedacht, dass jenseits der Zivilisation jemand Saxophon spielt.
    Dann schnurrte etwas um meine Beine herum. Ich bückte mich und hob unseren Kater behutsam hoch. »Guck mal, Kralle«, sagte ich und ging mit ihm zu dem hinteren Fenster, »das ist unser Garten.« So etwas hatte unser Kater nämlich in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Mit Kralle auf dem Arm setzte ich mich auf die Fensterbank und blickte hinaus. Nicht, dass es da viel zu sehen gegeben hätte. Unser Garten ist ringsum von hohen Hecken umgeben. Mit der Blumenwiese und den wilden Rosenbüschen sah er auch sehr verwunschen aus. Unter einem Baum mit riesigen Blättern entdeckte ich einen kleinen zugewachsenen Teich und am Ende des Gartens stand eine alte Eisenbank.
    Jenseits der Hecke lag auch ein Garten. Der war das genaue Gegenteil von unserem. Hier war der Rasen kürzer als die Frisur eines Bundeswehrsoldaten. Wahrscheinlich wurde jedes Unkraut sofort vernichtet, sobald es wagte, aus dem Beet zu sprießen. Die Blumen standen in exakten Abständen voneinander im Beet. Aber sosehr ich auch schaute, ich sah dort
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