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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: F Schmöe
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einen zweiten Stuhl neben die Computertischchen. Hochmoderne Flachbildschirme thronten auf den peinlich sauber aufgeräumten Arbeitsplatten.
    »Wir zeigen eigentlich niemandem unsere Ergebnisse«, sagte Fria jetzt, als sie den Computer startete und abwartete, während Windows seine Oberfläche allmählich aufbaute.
    »Ich bin ja nicht vom Fach«, entgegnete Katinka.
    »Ja ja«, sagte Fria zerstreut. Sie zappelte mit der Maus auf dem Tisch herum, ungeduldig wartend, dass sie endlich ein kleines Karteikastensymbol anklicken konnte. »Ich meine ja nicht, dass es so was wie Spionage bei uns geben könnte. Aber in nicht ganz zwei Wochen findet unter Professor Laubachs Ägide ein Kolloquium statt. Wir bereiten es hier an unserer Universität vor, wissen Sie, und wir hoffen, die Universität Bamberg auf diese Weise mal wieder in die Schlagzeilen zu bringen.«
    Hektisch klickte Fria auf ein Icon. Eine Passwortabfrage erschien. Katinka starrte gebannt auf Frias Finger, aber es war ihr unmöglich, abzulesen, was Fria eingab.
    »Wir ändern das Passwort oft genug, aber es hat nichts geholfen. Wirklich eine Katastrophe. So, jetzt sehen wir hier«, ungeduldig wippte sie mit ihren Beinen und stieß dabei mit den Knien von unten gegen den Tisch, »verschiedene Möglichkeiten. Ich kann Ihnen den gesamten Datenbestand zeigen, das wäre dieser Ordner …« Sie klickte herum und erging sich in Erklärungen, die Katinka beinahe schwindelig machten.
    »Wo genau werden die aktuellen Daten durch alte Kopien ersetzt? Passiert das immer an der gleichen Stelle?«, wollte sie wissen.
    »Fast«, antwortete Fria. »Für jede einzelne Sprache, die wir untersuchen, gibt es eine Datei. Allerdings arbeiten wir nicht an diesen Originaldateien, sondern jeder Kollege kopiert die Datei, die ergänzt werden soll, auf eine Diskette, verändert und erweitert die Daten den Analysen gemäß also nicht auf der Festplatte. Erst, wenn der Bearbeiter oder die Bearbeiterin fertig ist, druckt er oder sie die neue Version aus und kopiert dann die neue Datei über die alte. Anschließend wird die Diskette gelöscht.« Atemlos fügte sie hinzu: »Finden Sie das nicht auch nervig, wenn man immer mit gedachten Schrägstrichen sprechen muss? Der Bearbeiter Schrägstrich die Bearbeiterin, er Schrägstrich sie, ihm Schrägstrich ihr.« Fria fuchtelte mit ihren dünnen Fingern knapp vor dem Flachbildschirm herum, als wolle sie ihn abstauben.
    »In der Tat!«, antwortete Katinka, wohl wissend, dass ihre Ansicht gerade nicht als modern galt. Sie fand nur, dass sprachliche Hässlichkeit der Sache der Frauen keinen Bonus einbrachte und den Blick auf Nebenschauplätze lenkte.
    »Gut«, sagte sie zu Fria. »Das scheint mir ein sicheres System zu sein. Aber wie machen Sie die Sicherheitskopien?«
    »Wir haben ein extra Speicherlaufwerk. Seitdem ein paar Mal Daten abhanden gekommen sind, haben wir auch jeden Abend eine CD gebrannt.«
    »Dann kann Ihnen ja jetzt nichts mehr passieren, oder?«
    »Das Brennprogramm funktioniert zur Zeit nicht«, sagte Fria. »Jemand hat daran manipuliert. Wir müssen es neu installieren, aber da brauchen wir jemanden vom Rechenzentrum, wegen der Lizenz.«
    »Momentan können Sie also keine CDs herstellen? An keinem Computer?«
    Fria schüttelte den Kopf und wischte sich ihre Hände an den Oberschenkeln ab.
    »Ludovic ist zuständig für Absprachen mit dem Rechenzentrum. Bis jetzt hat sich nichts getan.«
    »Was ist mit dem Speichermedium?«
    »Funktioniert auch nicht.«
    »Ach so?« Katinka zog die Augenbrauen hoch. »Schon ziemlich seltsam, wenn gleichzeitig verschiedene Speichermöglichkeiten ausfallen, oder?«
    Fria lief knallrot an, wurde im nächsten Augenblick wieder weiß wie Milchreis und umklammerte ihren Hals mit den Händen.
    »Das Motherboard ist an der Stelle kaputt«, sagte sie. Ihre Stimme klang ganz heiser.
    »Motherboard? Mutterbrett?«
    Katinka wusste durch Tom sehr genau Bescheid, aber sie wollte sehen, inwieweit sich Fria auskannte.
    »Das Speichermedium hängt an einem USB-Anschluss. Und der befindet sich an der Rückseite des Computers. Was weiß denn ich«, sie ruderte wieder mit ihren dünnen Fingern herum, »aber genau dieser Anschluss ist kaputt. Gestört. Es wird kein Kontakt hergestellt. Nirgends.«
    »Kann das nicht gerichtet werden?«
    »Könnte, theoretisch«, stöhnte Fria und setzte die typisch akademische Leichenbittermiene auf. »Aber die Leute vom Rechenzentrum sind unterbesetzt und völlig überlastet. So schnell
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