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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: F Schmöe
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schicken die keinen.«
    Katinka seufzte leise. Beim Staat würde sie niemals arbeiten können. Es gab einfach keine Konkurrenz, die allen Beteiligten Feuer unterm Hintern machen könnte. Dennoch kam es ihr eigenartig vor, dass bei einem solchen Problem nicht recht flott jemand zur Stelle war.
    »Ich verstehe aber nicht, wieso Sie nicht die aktuellen Dateien relativ einfach wieder herstellen können – von den Sicherungen, egal ob auf einem extra Speichermedium oder …«
    »Nein, alles ist kaputtgemacht worden«, jammerte Fria. »Der, der es gemacht hat«, atemlos holte sie Luft, »kennt das System eben sehr gut und zerstört nicht nur die Datei auf der Festplatte, sondern alle Sicherungen.«
    »Was ist mit dem Papierausdruck?«
    »Jedes Mal, wenn eine Datei vernichtet wurde, verschwand auch der Ausdruck aus dem Ordner.«
    Katinka lehnte sich zurück. Der Stuhl quietschte, sie hatte den Eindruck, dass die Lehne wackelte. Jemand zerstörte nach Plan die Arbeit von Tagen oder Wochen. Jemand hatte Interesse, Laubachs ambitiöses Projekt zum Scheitern zu bringen.
    »Wann hat das merkwürdige Treiben denn angefangen?«
    »Am 17. November«, sagte Fria eifrig. »Elfi hatte das Programm gerade gestartet und bemerkte, dass sie vor einer Liste saß, die sie so vor drei oder vier Wochen das letzte Mal gesehen hatte. Sie …«
    »Woran konnte sie das feststellen?«
    »Es waren einfach weniger Einträge drin. Die Analysen vermehren sich ja, und das Programm gibt jeweils in der Fußleiste an, wie viele wir schon haben.«
    »Die Liste befand sich einfach auf einem früheren Stand?«, fragte Katinka noch einmal nach, der sich die Gedanken allmählich überschlugen. »Es waren nicht absichtlich Fehler hinzugefügt worden oder so?«
    »Um Gottes willen!«, rief Fria Burgwart und fixierte das Fenster. »Das wäre ja der absolute Albtraum, der GAU schlechthin. Nein, das wäre …«
    Sie schwieg.
    »Wo haben Sie die Schlüssel zu den anderen Räumen?«
    Stumm wies Fria auf ein Schlüsselbrett an der Wand. Säuberlich mit Schildchen versehen baumelten die Sicherheitsschlüssel daran.
    »Kann man sich nur von diesen beiden PCs in das Programm einloggen?«
    »Nein, auch von den Arbeitsplätzen im Bibliothekszimmer und von Elfis Computer im Zimmer für die Hilfskräfte, das liegt gleich neben dem Sekretariat«, erwiderte Fria und sah unglücklich drein.
    »Lässt sich nicht nachverfolgen, von welchem PC aus die Manipulationen vorgenommen wurden?«
    »Das Rechenzentrum müsste das können, denn man muss sich ja anmelden, sobald man den Computer einschaltet«, sagte Fria und wurde rot.
    Seufzend notierte sich Katinka ein paar Punkte in ihrem Notizbuch. Selbst wenn sie beim Rechenzentrum nachfragte, wann sich während des Wintersemesters welcher Laubach-Mitarbeiter in welchen Computer eingeloggt hatte, würden ihr die Datenmassen nichts nützen, wenn niemand sich genau aufgeschrieben hatte, an welchen Tagen die Daten verändert worden waren.
    Fria Burgwart stand auf, fuhr die Programme wieder herunter, und sah Katinka nervös an. Ihr Gesicht war schweißbedeckt, und auf ihren Jeans hatten sich eine Menge Flecken angesammelt. Katinka musste an den Ausspruch von Estée Lauder denken: Es gibt keine hässlichen Frauen, nur achtlose . Auf Fria Burgwart passte diese Aussage wie die Faust aufs Auge. Sie hätte ganz hübsch sein können, aber offenbar widmete sie sich ihrem Aussehen nicht einmal mit einem Hundertstel der Energie, die sie für Forschungsprojekte aufbrachte. Dabei war Katinka keinesfalls der Meinung, dass frau permanent an ihrem Erscheinungsbild herumbasteln sollte. Doch dieses völlige Desinteresse Fria Burgwarts an sich selbst irritierte sie.
    »Wer kennt die Passwörter?«
    »Alle aktiven Mitarbeiter.«
    »Die beurlaubte Kollegin auch?«
    Fria schüttelte den Kopf, worauf sich noch mehr Strähnen aus dem Pferdeschwanz lösten. Unruhig tastete sie danach und wurstelte sie wieder unter den Gummi.
    »Wie ist es denn eigentlich mit der verschwundenen Post?«
    Fria Burgwart drehte sich um, schob sich durch das vollgestellte Zimmer zum Fenster und riss es auf.
    »Was meinen Sie, mit der Post?«
    »Es verschwindet doch auch Post, oder?«
    »Mir ist noch nichts weggekommen«, sagte die Oberassistentin. »Aber, ja, es sind Briefe verschwunden. Ich glaube, meistens Unterlagen von Professor Laubach, aber …«
    »Aber?« Atemlos wartete Katinka ab. »Sicher nicht nur von Professor Laubach, oder?«
    »Nein. Äh … Helena sind
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