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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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nicht mehr über die nötigen Mittel verfügt hatte. Ethan war in dieser Notlage eingesprungen und hatte den Schoner zu einem sehr günstigen Preis erworben. Er wusste, dass er das Schiff nicht lange brauchen würde. Nur noch die- sen letzten Auftrag wollte er ausführen, bevor er sich ganz den Pflichten widmete, die mit seinem neuen Stand als Marquess of Belford einhergingen.
    Zuvor musste er sich jedoch dieser sehr persönlichen Angele- genheit annehmen, die ihn nicht eher würde ruhen lassen, bis sie erledigt war.
    Er sah starr geradeaus. Die Sea Devil war das zweite Schiff, das er befehligte, seit er vor acht Jahren sein Marinepatent abgegeben und eine Laufbahn als Freibeuter der britischen Krone eingeschlagen hatte.
    Damals war er Kapitän der Sea Witch gewesen, ein ähnlich gut ausgestattetes Schiff mit der besten Mannschaft, die man sich wünschen konnte. Fast bis auf den letzten Mann hatte er sie verloren - wenn nicht in dem Hinterhalt, in den sie gelockt worden waren, dann durch die Folgen ihrer Haft in einem fran- zösischen Gefängnis. Die Sea Witch selbst lag seitdem in ihrem eisigen Grab auf dem Meeresgrund und verrottete.
    Ethan versuchte, diese Erinnerungen zu verdrängen. Seine Mannschaft gab es nicht mehr - bis auf Angus, der sich damals gerade in Schottland um seine kranke Mutter gekümmert hat- te, und den schlaksigen Ned, dem es gelungen war, den Franzo- sen zu entkommen und an Bord eines anderen Schiffes zurück nach Portsmouth zu gelangen.
    Und obwohl er selbst überlebt hatte, konnte Ethan den Ver- lust seiner Männer und seines Schiffes nicht vergessen und sah sein neunundzwanzigjähriges Leben um die elf Monate der Gefangenschaft beraubt, von der er unzählige Narben und ein leichtes Hinken zurückbehalten hatte. Ethan hatte sich ge-

schworen, dass jemand ihm das Geschehene bezahlen würde - und es teuer bezahlen würde.
    Unbewusst ballte er bei dem Gedanken seine Hand zur Faust.
    Die Person, die dafür büßen sollte, befand sich an Bord der Lady Anne.
    Grace Chastain nahm auf einem Stuhl mit hoher, kunstvoll ge- schnitzter Lehne Platz, den Martin Tully, Earl of Collingwood, ihr zurechtrückte. Der Earl, ein schlanker, attraktiver Mann Anfang dreißig mit hellbraunem Haar und blassem Teint, war einer ihrer Mitreisenden. Grace hatte ihn am ersten Abend an Bord der Lady Anne kennen gelernt. Die Lady Anne war das Paketboot, das sie von London nach Scarborough bringen sollte.
    Lady Humphrey, die Tante von Grace' Vater, hatte ihr ihre Unterstützung zugesagt, wann immer sie Hilfe brauchte. Nie hätte Grace gedacht, dass sie jemals von diesem Angebot Ge- brauch machen müsste, aber die Verhaftung ihres Vaters hatte ihre Situation grundlegend verändert, und nun nahm sie die Hilfe ihrer Großtante gerne an.
    Grace hoffte, dass sich die Wogen bei ihrer Rückkehr nach London geglättet haben würden. Wenn nur niemand etwas von ihrer Beteiligung an der Flucht des Viscounts erfahren hatte! Schwungvoll wurde die Tür zum Salon aufgestoßen. Grace blickte auf und sah Captain Chambers den eleganten holzge- täfelten Raum betreten. Er war ein älterer Mann, klein und stämmig, mit schütterem grauem Haar, der nun darauf war- tete, dass alle Passagiere Platz nahmen, bevor er sich selbst an das Ende der Speisetafel setzte und damit den livrierten Die- nern das Signal gab, mit dem Auftragen zu beginnen.
    „Ihnen allen einen guten Abend."
    „Guten Abend, Captain", antworteten die Reisenden einstim- mig.
    Grace und ihre Kammerzofe Phoebe befanden sich nun schon seit mehreren Tagen an Bord, und sie hatte sich mittler- weile an die Rituale auf dem Schiff gewöhnt. Zudem hatten sich ihre Mitreisenden, vor allem Lord Collingwood, als über- aus erfreuliche Gesellschaft erwiesen.
    Sie warf dem Earl einen verstohlenen Blick zu. Er saß neben ihr an dem langen Mahagonitisch und unterhielt sich freund-

lich mit der Tischnachbarin zu seiner Rechten, Mrs. Cogburn, einer fülligen Matrone, die im Norden ihren Bruder besuchen wollte. Wie Mrs. Franklin, ihre Begleiterin, war sie verwitwet. Weiterhin saßen an der Tafel ein reicher Seidenhändler aus Bath und ein frisch verheiratetes Ehepaar, die nach Schott- land Weiterreisen wollten, um dort Verwandte zu besuchen.
    Lord Collingwood lachte über etwas, das Mrs. Cogburn gesagt hatte, und wandte seine Aufmerksamkeit dann Grace zu. Sein Blick wanderte über ihr meerblaues Seidenkleid, die rotbraunen Locken, die sie mit kleinen Perlmuttkämmen hoch- gesteckt trug, und
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