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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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und die Mün- zen klapperten laut. „Das reicht mir als Dank."
    Er deutete mit dem Kopf in Richtung der Tür. „Sie machen sich jetzt besser davon. Je später es wird, desto eher kommen Sie hier in Schwierigkeiten."
    Grace gab darauf keine Antwort, sondern erhob sich wortlos von ihrem Stuhl und sah sich wachsam um.
    „Und vergessen Sie nicht, Mädchen - kein Wort zu irgend- jemandem. Leute, die alles ausplaudern, haben ein kurzes Le- ben."
    Ein eisiger Schauder lief ihr über den Rücken. Sie würde Jack Moodys Namen nie wieder erwähnen und nickte leicht, um ihn wissen zu lassen, dass sie verstanden hatte. Dann zog sie ihren Umhang noch enger um sich und verließ die Schänke durch die Hintertür.
    Die Gasse war finster und roch nach verdorbenem Fisch. Der Unrat auf der Straße machte bei jedem ihrer Schritte ein schmatzendes Geräusch unter ihren Füßen. Grace hob ihre Rö- cke und den Umhang etwas an und eilte durch die Dunkelheit, wobei sie sich immer wieder nach lauernden Gefahren um- schaute. Als sie vor der Schänke ihre Mietkutsche stehen sah und den alten Mann entdeckte, der auf dem Fahrersitz döste, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Die Fahrt nach Hause erschien ihr indes noch länger als die Hinfahrt. Zu Hause angekommen, schlich sie sich erneut durch den Garten, ging schnell die Dienstbotentreppe hinauf und eilte den Gang entlang in ihr Zimmer. Das Orchester hatte be- reits aufgehört zu spielen, doch sie konnte noch die Stimmen und das Gelächter der letzten Gäste hören, die sich verabschie- deten.
    Erneut seufzte Grace, während sie ihren Umhang an den Haken neben der Tür hängte. Ende der Woche würde sie schon nicht mehr hier sein, sondern auf dem Weg nach Scarborough, um Lady Humphrey zu besuchen, obwohl sie beide sich nie zu- vor begegnet waren. Wenn die Flucht heute Nacht wie geplant gelang, würde der Skandal, der London morgen erschütterte, von ungeahntem Ausmaß sein. Auch wenn sie selbst die Stadt erst einige Tage später verließ, schien Grace eine ausgedehnte Reise ratsam zu sein.
    Sie dachte an den Mann im Gefängnis von Newgate, Viscount

Forsythe, der in seiner Zelle die Stunden zählte, bis er im Mor- gengrauen die Stufen zum Galgen besteigen sollte. Grace wuss- te nicht, ob er schuldig oder unschuldig war, und sie wusste nicht, ob er die Strafe verdient hatte, die ihn erwartete.
    Aber der Viscount war ihr leiblicher Vater, und wenngleich kaum jemand die Wahrheit über ihre Beziehung kannte, än- derte dies doch nichts daran - er war ihr Vater, und sie konnte ihn jetzt nicht im Stich lassen.
    Grace sah zur Decke über ihrem Bett hinauf und hoffte in- ständig, dass sie das Richtige getan hatte.
    2. KAPITEL
    Eine Woche später
    „Ich kann sie sehen, Capt'n! Die Lady Anne! Dort ... genau steuerbord, beim Fockmast."
    Captain Ethan Sharpe stand neben seinem Ersten Maat An- gus McShane und richtete sein vom häufigen Gebrauch abge- griffenes Fernrohr in die angegebene Richtung. Inmitten der Dunkelheit fing die Linse den gelben Lichtschein ein, der aus den Fenstern am Heck des anderen Schiffes in die Nacht drang.
    Ethans Hände krampften sich um den Messingschaft des Fernrohres. Ein eisiger Wind fegte über Deck, zerzauste sein dichtes schwarzes Haar und ließ die Haut über seinen Wangen- knochen taub werden. Doch Ethan bemerkte es kaum. Endlich war seine Beute in Sicht, und nichts würde ihn mehr von ihr abhalten können.
    „Setzen Sie Kurs, damit wir der Lady Anne den Weg ab- schneiden."
    „Wird gemacht, Capt'n." Der wettergegerbte Schotte war schon etwas in die Jahre gekommen und stand in Ethans Diens- ten, seit dieser sein erstes Schiff befehligt hatte. Rasch stiefelte der alte Seebär nun über Deck und rief der Mannschaft kurze Befehle zu. Die Matrosen machten sich sofort an die Arbeit. Die Segel begannen zitternd zu flattern, erschlafften und bläh- ten sich dann erneut vor dem Wind. Die Takelage ächzte und

seufzte, als die Sea Devil sich drehte. Die schweren Holzbalken knarzten und stöhnten, doch dann war das Schiff auf seinem neuen Kurs und durchschnitt wieder zielstrebig die Wogen. Der Schoner maß achtzig Fuß in der Länge, war leicht, wen- dig und brach so mühelos durch die Wellen wie die Seelöwen, die ihm in einiger Entfernung folgten. Die Sea Devil war in der besten Werft in Portsmouth aus gut abgelagertem Eichenholz gebaut worden. Ursprünglich war sie von einem Kaufmann in Auftrag gegeben worden, der jedoch nach der Fertigstellung des Schiffes
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