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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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schon tot. Der Engel war erschienen, um ihn in die Gefilde des Paradieses zu geleiten.
    Dann sah er das Gewehr, das auf seine Brust gerichtet war.
    Ein Racheengel!
    Furchtlos schaute er in den Gewehrlauf. Besser ein schneller, sauberer Tod durch eine Kugel als diese endlose Qual.
    „Töte mich“, krächzte er. „Töte mich, und mach ein Ende. Dann habe ich es endlich hinter mir.“
    Dunkelheit umfing ihn, und er brach bewußtlos zusammen.

2. KAPITEL
    Völlig entgeistert starrte Meg auf den Mann, der ohnmächtig vor ihr im Schmutz lag.
    Seine verzweifelten Worte klangen ihr noch in den Ohren: Töte mich, und mach ein Ende! Guter Gott, was hatte ihn hierhergebracht? Ihn in eine solche Verzweiflung gestürzt?
    Ihr Bruder trat neben sie und schaute auf den am Boden liegenden Mann. „Was ist passiert? Hast du ihn etwa erschos- sen?“
    „Er ist offenbar ohnmächtig geworden.“
    „Was für ein Schlappschwanz! Wird beim Anblick eines Gewehrlaufs ohnmächtig“, sagte Josh verächtlich.
    Die Wölfe begannen wieder zu heulen, jetzt noch näher. Anscheinend lauerten sie zwischen den Bäumen am Waldrand.
    Meg fuhr schaudernd zusammen. „Rasch, wir müssen ihn hineinbringen, bevor die Wölfe über ihn herfallen.“
    Sie lehnte das Gewehr an die Wand und war mit ein paar Schritten bei dem Fremden.
    „Nimm du seine Füße“, forderte sie Josh auf und faßte selbst die Schultern des Mannes. Durch den rauhen Stoff des Hemdes spürte sie die Hitze seines Körpers. Er glühte vor Fieber.
    Josh zögerte und sah erst den Fremden und dann seine Schwester. Meg bemerkte im Mondlicht den zweifelnden Aus- druck auf seinem Gesicht.
    „Vielleicht sollten wir das lieber bleiben lassen“, meinte er bedrückt. „Er sieht gefährlich aus. Wir wissen nichts über ihn.“
    „Dummes Zeug. Sollen wir ihn etwa hier liegen lassen, damit die Wölfe ihn holen?“
    Joshs schmales, junges Gesicht wirkte noch immer besorgt und ablehnend, doch er widersprach nicht mehr. Er war daran gewöhnt, seiner Schwester zu gehorchen. Meg war neun Jahre

älter als er, und sie war für ihn immer mehr Mutter als Schwe- ster gewesen. Sie hatte ihn von klein auf umsorgt und ihm die Liebe gegeben, die ihre Mutter nur für sich selbst aufgespart hatte.
    Gemeinsam und mit viel Mühe schafften sie es, den Fremden in das Blockhaus zu schleifen. Meg entzündete eine ihrer kost- baren Kerzen. Sie nahm sie in die Hand und kniete neben dem Fremden nieder, der noch immer mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Er starrte vor Schmutz.
    Sein dunkles Haar war fettig und völlig verfilzt. Doch als sie den Blick an seinem Körper hinabgleiten ließ, empfand sie plötzlich ein sonderbares, scheues Gefühl. Er war groß und gut gebaut, mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Daran än- derten auch die schmutzverkrusteten Lumpen nichts, in denen er steckte.
    Er trug weder Schuhe noch Strümpfe. Seine Füße waren mit blutbefleckten Stoffetzen umwickelt. Meg fragte sich unwillkür- lich, wie weit er wohl gelaufen sein mochte.
    Sie legte ihm die Hand unters Kinn und drehte seinen Kopf zur Seite, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Er schien noch relativ jung zu sein, höchstens dreißig. Über seine breite Stirn zog sich eine häßliche rote Schmarre, die von der linken Schläfe bis über die schwarze Augenbraue reichte. Seine geschlossenen Augen lagen weit auseinander. Er war allem Anschein nach ein gutaussehender Mann, doch Meg war nicht ganz sicher, denn der Rest seines Gesichts war unter einem dichten, struppigen schwarzen Bart verborgen.
    Sie legte ihm die Hand auf die Stirn und fuhr erschrocken zu- rück. Die Stirn war glühend heiß. Wenn es ihr nicht gelang, das Fieber rasch zu senken, würde er mit Sicherheit sterben. Kein Wunder, daß er zusammengebrochen war.
    Doch zunächst mußte er gewaschen werden. Er war viel zu schmutzig, als daß sie ihn so hätte ins Bett stecken können.
    Sie stand auf und holte Tücher, eine grobe Decke und Seife. Dann füllte sie eine Schüssel mit warmem Wasser aus einem Kessel, der über dem glimmenden Feuer im Kamin hing.
    Während sie die Decke neben dem Mann ausbreitete, sagte sie zu ihrem Bruder: „Hilf mir, ihn hier draufzulegen.“
    Gemeinsam rollten sie ihn erst auf die Seite und dann auf den Rücken, bis sie ihn auf der Decke hatten. Es schnitt Meg ins

Herz, wie gequält er aufstöhnte, als er flach auf dem Rücken lag. Hatte er dort vielleicht eine Wunde? Oder war womöglich eine Rippe gebrochen?
    An seinem Hemd
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