Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2
Autoren: Der Mitternachts-Lord
Vom Netzwerk:
unverständliche Worte hervor.
    Hastig wandte Meg sich seinen Beinen zu. Obwohl mit tiefen, blutigen Schrammen übersät, konnte man doch nicht übersehen, wie wohlgeformt sie waren. Ganz ungewöhnlich für einen Mann. Wie geschaffen für Seidenstrümpfe und elegante Kniehosen.
    Megs Herz schlug schneller. Was war nur los mit ihr? Noch nie- mals hatte ein Mann eine solche Wirkung auf sie gehabt. Ganz sicher keiner ihrer wetterwendischen Verehrer aus vergangenen Tagen.
    Entschlossen hob sie das Kinn. Sie würde sich nicht auffüh- ren wie diese törichten, hirnlosen Gänse, die beim Anblick eines attraktiven Mannes einen Narren aus sich machten. Für solche Albernheiten war sie viel zu vernünftig.
    An den Fußgelenken des Mannes entdeckte Meg die gleichen wundgescheuerten Ringe wie an seinen Handgelenken. Das be- stärkte sie in der Annahme, daß der Mann Fesseln getragen haben mußte. Dennoch empfand sie tief in ihrem Herzen ein warmes Gefühl für diesen Fremden, das ihre Angst ein wenig milderte.
    Meg wickelte die völlig verschmutzten Lappen von seinen blu- tigen Füßen und entdeckte, daß er sich aus seinen Strümpfen und Hemdsärmeln eine Art Verband gemacht hatte.
    „Wenn ich mir seine Füße ansehe, wundert es mich, daß er überhaupt noch laufen konnte“, sagte Meg und bewunderte im stillen die Tapferkeit dieses Mannes.
    Dann knotete sie die Schnur auf, mit der er die zerlumpte Hose um seinen mageren Körper gegürtet hatte. Bevor sie die Hose auf- knöpfte, zögerte sie einen Augenblick. Noch nie zuvor hatte sie einen erwachsenen Mann nackt gesehen. Dies war jedoch nicht der rechte Augenblick für mädchenhafte Prüderie. Der Zustand des Mannes war zu ernst.
    Während Josh ihr half, die zerlumpte Hose herunterzuziehen, konnte Meg es sich nicht verkneifen, einen verstohlenen Blick auf den Teil seines Körpers zu werfen, der sich so grundlegend von ihrem eigenen unterschied. Seit sie hier heraus ins Grenzland gekommen war, hatte sie viele schlüpfrige Witze über Größe und

Beschaffenheit des männlichen Glieds gehört. Und nun war sie einfach neugierig.
    Als sie jetzt diesen vielgepriesenen Körperteil so schlaff und kraftlos in seinem Schoß liegen sah, war sie maßlos enttäuscht. Und davon macht die Welt soviel Aufhebens, dachte sie unwill- kürlich.
    Dann fiel ihr ein, daß sie auch gehört hatte, dieses Glied sei bei manchen Männern deutlich kleiner als bei anderen. Meg hatte einmal zufällig mitbekommen, wie ihr älterer Bruder Quentin vor einem seiner Freunde mächtig mit seinem „Patengeschenk“ angab. Beide waren sich darüber einig gewesen, daß ein dritter, dessen Name nicht fiel, in dieser Hinsicht bedauernswert kärg- lich ausgestattet sei. Offenbar gehörte dieser Fremde ebenfalls zu den Männern, die von der Natur vernachlässigt worden waren.
    Meg warf einen Blick auf die drei Betten drüben an der Wand. Das mittlere – und größte – hatte früher ihrem Stiefvater Charles Galloway gehört. „Josh, wir müssen ihn in Charles’ Bett legen. Wir ziehen ihn mitsamt der Decke hinüber zum Bett, damit wir ihn nicht zu tragen brauchen. Dann heben wir ihn hoch.“
    Mit viel Mühe gelang es ihnen, den Fremden ins Bett zu bug- sieren und ihn auf den Bauch zu legen. Angewidert verzog Meg das Gesicht, als sie sein verfilztes, schmutziges Haar auf dem schneeweißen Kissen sah. Der Himmel mochte wissen, wieviel Ungeziefer sich darin tummelte. Das würde sie nur wieder los- werden, wenn sie die Bettwäsche samt der Matratze verbrannte. Dieses Risiko wollte sie nicht eingehen. Sie füllte frisches Wasser in die Schüssel, schob den Kopf des Fremden über die Bettkante und wusch sein Haar.
    Dann zog sie sich einen Hocker neben das Bett und ließ sich darauf nieder. „Geh wieder schlafen, Josh.“
    Ihr Bruder gähnte und folgte dieser Aufforderung nur zu gern. Sein Kopf hatte kaum das Kissen berührt, als er auch schon eingeschlafen war.
    Da es bereits fast Morgen war und das Fieber des Fremden nicht nachlassen wollte, wußte Meg, daß sie in dieser Nacht keinen Schlaf mehr bekommen würde. Sie kühlte seine Stirn mit nassen Tüchern, um die Temperatur herabzudrücken, doch vergebens.
    Er fiel ins Delirium und begann zu phantasieren. „Die Hunde!“ schrie er immer wieder in panischem Schrecken auf. „Sie dürfen mich nicht kriegen.“

Meg nahm seine Hand, hielt sie fest und sprach beruhigend auf ihn ein. Ihre Stimme schien sein fieberumnebeltes Hirn zu errei- chen, denn er wurde ein wenig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher