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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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hingen nur noch zwei Knöpfe. Hastig öffnete Meg sie und schob den Stoff beiseite. Seine Brust war tief ge- bräunt und verriet, daß der Mann sich lange mit bloßem Ober- körper in der Sonne aufgehalten haben mußte. Seine breiten Schultern waren muskulös, doch er war viel zu mager. Man konnte sämtliche Rippen zählen.
    „Ich will mir zuerst seinen Rücken ansehen“, sagte Meg zu Josh. „Ich fürchte, er ist verletzt. Faß an, damit wir ihn wieder auf die Seite rollen können.“
    Als ihnen das gelungen war, zog Meg sein Hemd herunter. Beide starrten fassungslos auf die blutigen, eiternden Striemen, die sich kreuz und quer über den Rücken des Fremden zogen. Kein Wunder, daß er so jämmerlich gestöhnt hatte, als sie ihn auf den Rücken legten.
    „Der hat aber derbe Prügel bezogen!“ rief Josh bestürzt. „Was, glaubst du, hat er getan, um so bestraft zu werden?“
    „Das weiß ich nicht“, sagte Meg, doch im tiefsten Innern fürchtete sie, es doch zu wissen. Dieser mitternächtliche Besu- cher mußte ein abscheuliches Verbrechen begangen haben, um dermaßen ausgepeitscht zu werden.
    Angst stieg in ihr auf. Lieber Himmel, war es möglich, daß sie einem entflohenen Sträfling Hilfe und Schutz gewährte?
    Für einen Augenblick verließ sie der Mut. Sie war sowohl für ihre als auch für die Sicherheit ihres Bruders verantwortlich. Ihr nächster Nachbar lebte eine halbe Meile entfernt. Es war bo- denloser Leichtsinn, diesen abgerissenen Fremden ins Haus zu holen.
    Andererseits konnte sie einen besinnungslosen Mann doch auch nicht draußen liegen lassen, wo die Wölfe über ihn herfal- len würden, die noch immer am Waldrand heulten. Doch selbst wenn sie nicht dort draußen lauerten, konnte sie einen so kranken Menschen nicht einfach seinem Schicksal überlassen.
    In seiner augenblicklichen Verfassung bedeutete er ohnehin für niemanden eine Bedrohung. Es war fraglich, ob er überhaupt am Leben blieb. Megs Mitleid war stärker als ihre Angst. Sie mußte dem Mann helfen.
    Entschlossen rollte sie den Fremden wieder auf den Bauch,

streifte ihm das Hemd ab und säuberte behutsam die so fürch- terlich zugerichtete Haut auf seinem Rücken. Dabei entfernte sie so viel von dem Schmutz, dem getrockneten Blut und dem Ei- ter, wie sie nur konnte. Obwohl sie überaus vorsichtig zu Werke ging und er noch immer bewußtlos war, stöhnte er leise, wenn sie eine besonders entzündete Stelle berührte.
    Meg war froh, daß sie gerade einen großen Tiegel Wundsalbe gemacht hatte, die sie nach alten Rezepten aus Kräutern und Heilpflanzen anrührte. Vermutlich würde sie den ganzen Tiegel aufbrauchen.
    Bevor sie die Salbe auftrug, wollte sie den Mann aber erst ganz waschen. Um ihn nicht wieder auf den Rücken drehen zu müssen, befahl sie Josh: „Hilf mir, ihn auf die Seite zu legen.“
    Nachdem dies geschehen war, wies sie Josh an, ihn in dieser Stellung festzuhalten, bis sie mit dem Waschen fertig war. Josh gehorchte, und Meg begann die Brust des Fremden zu säubern. Sein fieberheißes, geschmeidiges Fleisch unter ihren Händen löste ein seltsames warmes Gefühl in ihr aus.
    Seine Hose war ein wenig heruntergerutscht und hatte einen Streifen Haut freigelegt, der im Vergleich zu dem gebräunten Oberkörper überraschend blaß war. Meg hätte nicht geglaubt, daß der Fremde so hellhäutig war.
    Dann bemerkte sie den Ring wundgescheuerter Haut an sei- nem Handgelenk. Sie schaute hinüber zu der anderen Hand und runzelte die Stirn. Dort war die Haut ebenfalls wund gescheuert. Für diese Striemen konnte Meg sich nur eine Erklärung vor- stellen.
    Handfesseln.
    Der Gedanke schürte die lauernde Angst in ihrem Innern, daß er möglicherweise ein entflohener Sträfling sei. Doch sie verriet Josh nichts von ihrem Verdacht.
    Während sie die schmale, wohlgeformte, jedoch auffällig schwielige Hand des Fremden wusch, schloß diese sich plötzlich mit festem Griff um ihre eigene. Ein Schauer überrieselte Meg, und sie war für einen Augenblick wie gelähmt.
    Als sie ihre Hand dann aus seinem Griff befreite, murmelte er etwas Unverständliches, das sich wie ein Protest anhörte. Unsi- cher hob er den Arm, und seine suchende Hand schloß sich fest um ihre Brust.
    Kein Mann hatte sie je zuvor so berührt, und Meg spürte

betroffen, wie ihr Körper reagierte. Es war ein angenehmes, er- regendes Gefühl und löste eine Sehnsucht in ihr aus, die sie nicht verstand.
    Sie schob seine Hand weg, und sein Arm fiel herab. Wieder stieß er
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