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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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hinun- ter und lächelte Meg verführerisch zu. „Ich bin Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet, Mademoiselle Drake, daß Sie es trotzdem gewagt haben.“
    Er würde sie mit seinem Charme und seiner ausgesuchten Höflichkeit entwaffnen, wie ihm das in seinem früheren Leben stets gelungen war. „Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, daß ich Sie in Ihren Betten ermorden werde. Und ich werde Ihre Freundlichkeit auch nicht damit vergelten, daß ich Sie beraube. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“
    Wütend blitzte Josh ihn an. „Sie können ihr ihre Freund-

lichkeit damit vergelten, daß Sie so schnell wie möglich wieder verschwinden. Meg hat viel zuviel Arbeit, um Sie auch noch zu pflegen. In den letzten vier Nächten hat sie kaum geschlafen, weil sie alle Hände voll zu tun hatte, um Sie ruhig zu halten und Ihr Fieber zu senken.“
    Betroffen sah Stephen zu Meg hinüber. Das war also der Grund, weshalb sie so erschöpft wirkte.
    „Es ist einfach zuviel für sie.“ In der Stimme des Jungen lag Liebe und Sorge um seine Schwester, und Stephen war gerührt und ein wenig beschämt. Sein Ärger verflog. Josh war nur ein Junge, der versuchte, die Arbeit eines Mannes zu verrichten.
    Das war natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen, doch es forderte Stephen Respekt ab, daß Josh es wenigstens versuchte. „Ich werde euch verlassen, sobald ich nur irgend kann“, sagte er friedfertig.
    „Lieber heute als morgen“, knurrte der Junge ruppig.
    Du weißt gar nicht, wie recht du hast, dachte Stephen.
    Er mußte tiefer in die Wildnis fliehen, bevor Flynts Hunde – sowohl die zwei– als auch die vierbeinigen – ihn aufspürten. Stephen war wild entschlossen, die Kolonien zu verlassen und nach England zurückzukehren. Dort würde er herausfinden, wer sein unbekannter Feind war, der ihn in diese verzweifelte Lage gebracht hatte. Und dann würde er Rache nehmen. Dieser Ra- chedurst war es, der ihn jedesmal vorangetrieben hatte, wenn er erschöpft aufgeben wollte.
    „Josh, er kann doch nichts dafür, daß er krank ist“, warf Meg ein. „Komm, sei so lieb und hol mir Wasser.“
    Josh lehnte das Gewehr neben der Tür an die Wand, griff nach einer seltsamen, jochähnlichen Konstruktion, wie man sie bei Zugtieren benutzte, und legte sie sich über die Schultern. An den beiderseitig befindlichen Haken befestigte er zwei große Holzeimer und verschwand damit nach draußen.
    Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, sagte Meg: „Ich muß mich für meinen Bruder entschuldigen. Ich weiß gar nicht, was in ihn gefahren ist.“
    Stephens Herz wurde warm beim Klang ihrer sanften, melo- dischen Stimme. „Er versucht nur, Sie zu beschützen. Er scheint mir ein guter Junge zu sein, aber ...“
    „Aber was?
    „Dieses rauhe Grenzland ist nicht der richtige Ort für eine

Frau und einen halbwüchsigen Burschen ohne den Schutz eines Mannes.“
    „Ein Mann wäre so ziemlich das letzte, was ich brauche“, stieß Meg verächtlich hervor. Sie griff nach dem Truthahn auf dem Tisch. „Männer sind eher eine Last als eine Hilfe.“ Ihre blitzen- den Augen verrieten ihm, daß er offenbar auch zu diesen lästigen Männern gehörte. „Glauben Sie also bloß nicht, daß Sie sich hier einnisten können.“
    Wieder wallte Ärger in ihm auf. Als ob ihm der Sinn nach so einer unscheinbaren, dürren Jungfer stünde! Ausgerechnet ihm, der früher unter den Schönen Englands nur zu wählen brauchte. Die umschwärmtesten Töchter des Hochadels hatten sich um ihn gerissen. Und diese farblose Landpomeranze erklärte ihm, daß sie ihn loswerden wollte. Nun, der Wunsch sollte ihr erfüllt werden. „Verlassen Sie sich darauf“, stieß er bissig hervor. „Ich mache mich auf den Weg, sobald ich mich auf den Beinen halten kann.“
    Er hoffte zu Gott, daß es bis dahin nicht allzu lange dauerte.
    Es war Abend geworden. Josh war draußen und molk Bess, ihre einzige Kuh, und Meg war mit dem Fremden allein. Er saß in die Kissen zurückgelehnt im Bett und löffelte die Brühe, die sie aus dem von Josh erlegten Truthahn bereitet hatte.
    Der Mann behauptete so steif und fest, Stephen Wingate zu heißen, daß Meg versucht war, ihm Glauben zu schenken, zumal er auch noch auf die Bibel schwören wollte.
    Aber wenn er Stephen Wingate war, wer war dann Earl Arlington?
    Und wer war diese Rachel, nach der er im Fieberwahn dauernd gerufen hatte?
    Als Mr. Wingate oder Mr. Arlington, oder wie immer er hei- ßen mochte, seine Suppe aufgegessen hatte, nahm Meg
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