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Mark Brandis - Testakte Kolibri

Mark Brandis - Testakte Kolibri

Titel: Mark Brandis - Testakte Kolibri
Autoren: Mark Brandis
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Gedächtnis für Verse.
    Nie wieder
    nie,
    ist mehr,
    als ich ertrage.
    Fast nenn ich‘s Glück,
    den Sonnentod
    zu sterben.
    »Ja«, antwortete ich, »ja, ich erinnere mich. Aber darüber können wir uns später einmal unterhalten. Ich warte auf Ihre Meldung, Nummer Eins. Kommen!«
    Burowskis Stimme klang auf einmal völlig klar.
    »Die Nummer Eins befindet sich jetzt auf Tiefe Drei-Zwei und fängt an, auseinanderzubrechen. Horizontalkurs ist eingesteuert. Ich frage mich, ob das die richtige Entscheidung ist. Mein Gefühl sagt mir, ich soll den Bug nach oben drücken, aber Sie erteilen mir einen klaren Befehl. Sagen Sie Laura ... nein, sagen Sie nichts. Ich drücke jetzt den Alarmstarter, Sir.«
    »Viel Glück«, sagte ich, aber das hörte Boleslaw Burowski bereits nicht mehr.

Kapitel 19
    VEGA-Unfallprotokoll
    Objekt: Kolibri 1
    Pilot: Bolesiaw Burowski, Testpilot zweiter Klasse
    Datum: 17. Juli 2074
    Hergang: Nachdem Kolibri 1 von VEGA-Luna zum Rückstart freigegeben worden war, vollführte das von Boleslaw Burowski gesteuerte Schiff einen einwandfreien Flug bis zum Erreichen der Sollposition über dem Pazifik. Die submarine Phase des Testfluges beinhaltete die Routinestopps in den Tiefen Eins-Null, Zwei-Null und Zwei-Fünf. In der letztgenannten Tiefe kam es zum Versagen des Triebwerkes.
    Da das Schiff zu diesem Zeitpunkt auf einem Warmwasserbett ruhte, war die Sinkgeschwindigkeit mit ca. 25 Metern pro Minute verhältnismäßig gering.
    Dennoch war eine Bergung von Kolibri Eins nicht möglich, da das von Kapitän Forester geführte U-Boot infolge eines maschinellen Defektes nicht rechtzeitig genug herbeigeführt werden konnte.
    Hiervon in Kenntnis gesetzt, erhielt der Pilot nach Erreichen der Tiefe Drei-Zwei von Kolibri -Tower Weisung, das Schiff auf Horizontalkurs Nordost zu legen und Alarmstart auszulösen.
    Die Phasen des submarinen Fluges, der zum Verlust von Kolibri Eins führte, lassen sich wie folgt rekonstruieren:
    1) 170 Meilen freier Seeraum mit abbremsendem Effekt.
    2) 34 Meilen Schlick und Schlamm, die von dem Schiff in vollem Ausmaß durchstoßen wurden. In dieser Phase wurde es erneut stark abgebremst, so daß es bei seinem Austritt eine Geschwindigkeit von 935 km/Std. (Computerrechnung) innehatte.
    Unbegreiflicherweise befand es sich zu diesem Zeitpunkt in einem intakten und weiterhin flugtüchtigen Zustand.
    3) 6 Seemeilen freier Seeraum. Hier scheint Kolibri Eins erneut beschleunigt zu haben, wenngleich der Wasserstau weiterhin bremsend auf die maximale Schubleistung einwirkte – ein Umstand, dem man es zu verdanken hat, daß wichtige Partien des Triebwerkes und des Schiffskörpers später geborgen werden konnten.
    4) Dünenlandschaft und Strand. Aus den vorhandenen Radaraufzeichnungen geht hervor, daß Kolibri Eins in diese Flugphase mit einer Geschwindigkeit von 3751 km/Std. eintrat.
    Die Berührung mit den Dünen hatte zur Folge, daß das Triebwerk abgebrochen wurde. Dies fand man einen Tag später in einem neunzig Kilometer entfernten Waldgelände, wo es sich elf Meter tief in den Erdboden eingegraben hatte.
    Das Vorderschiff setzte seinen Flug nach dem Durchschlagen der Dünenkette noch ca. 24 km weit fort, um dann an einem Felsen zu zerschellen.
    Boleslaw Burowski, der Pilot, konnte nur noch tot geborgen werden. Die Überführung seiner sterblichen Überreste nach Warschau ist angeordnet worden.
    Sämtliche aufgefundenen Schiffsteile einschließlich des Triebwerks wurden an VEGA-Metropolis gesandt, um dort einer gründlichen Untersuchung unterworfen zu werden.
    Ursache: Die Ursache des Unfalls liegt im Betätigen des Alarmstarters. Das eigentliche auslösende Moment ist unbekannt und muß noch ermittelt werden.
    gez. Mark Brandis

Kapitel 20
    Das Protokoll war unterschrieben. Ich schob es in den Übermittler, und das rote Lämpchen leuchtete auf. Hundert Exemplare davon gingen an VEGA-Metropolis, weitere fünfzig an die wichtigsten Filialen. Boleslaw Burowski war zu einem Fall für die Archive geworden. Ich fühlte mich müde und ausgelaugt.
    Die Sonne war gerade erst untergegangen, doch schon hatte sich Espiritu Santu in Dunkelheit gehüllt. Nur über dem Strand lag ein helles Leuchten: auf dem Landeplatz herrschte Hochbetrieb. Die fünf neuen Kolibris , die Harris in Marsch gesetzt hatte, um meinen geschrumpften Bestand aufzufüllen, setzten einer nach dem anderen zur Landung an.
    Das Projekt lief weiter. Auf der Konferenz war es mit einer klaren Mehrheit beschlossen worden. Ich selbst
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