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Mark Brandis - Testakte Kolibri

Mark Brandis - Testakte Kolibri

Titel: Mark Brandis - Testakte Kolibri
Autoren: Mark Brandis
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Brot für Millionen von Menschen; aber erobert, bezwungen, gebändigt war er noch immer nicht. Dies zu tun, dazu waren kommende Generationen aufgerufen.
    Irgendwo in diesem Ozean, jenseits des Horizonts, tief unter dem trügerischen Spiegel, wartete Burowski darauf, daß ich mein Versprechen einlöste.
    Kolibri -Tower, die letzte Hoffnung! Vargas hatte gewartet, dann Stafford, schließlich ich.
    Und nun wartete Burowski geduldig und vertrauensvoll darauf, daß Kolibri -Tower zu seinem Wort stand. Was sollte ich ihm sagen? Die Zeit ließ seine Chance versickern. In fünfzehn Minuten würde er durchgesunken sein auf nahezu Tiefe Drei-Drei. Auch Forester mußte das wissen.
    Ich bezwang meine Unruhe.
    »Nummer Eins , hier spricht wieder Brandis. Ich bitte um Lagemeldung. Kommen!«
    Burowski war gut zu hören.
    »Freut mich, Sir, daß Sie sich meiner erinnern. Ich bin jetzt auf Drei-Null, und mein Vögelchen fängt an zu zwitschern. Mir scheint, das viele Wasser bekommt ihm nicht. Wenn das U-Boot jetzt bei Gelegenheit mal aufkreuzt, will ich für Kapitän und Mannschaft gern einen ausgeben. Wie sieht‘s damit aus? Kommen!«
    Die Uhr war direkt vor meinen Augen. Sie schien stillzustehen.
    »Ein offenes Wort, Burowski. Forester ist unterwegs, aber er hat Schwierigkeiten. Er tut, was er kann, um rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein. Also, nicht verzweifeln, Burowski! Noch ist nichts verloren. Kommen!«
    Das submarine Rauschen wurde stärker. Burowskis Antwort war nicht zu verstehen. Ich rief ihn noch einmal. Nach einigen Versuchen kam er schließlich durch.
    »Mir scheint«, sagte er, »das ist wieder einmal so ein Tag, an dem alles schiefgeht. Sogar die Verständigung ist mies. Wissen Sie, was mir durch den Kopf geht? Laura wird sagen: das Champagnerglas war schuld. Sie müssen ihr das ausreden, Sir. Kommen!«
    Das zerbrochene Champagnerglas – ich hatte es völlig vergessen. Nun erinnerte ich mich an Lauras schreckgeweitete Augen.
    Ich drückte die Taste.
    »Burowski, ich bin überzeugt, daß Sie noch eine ganze Menge Champagnergläser zerschlagen werden, wenn Sie jetzt einen kühlen Kopf behalten. Bestätigen Sie das. Kommen!« Einer der Controller stieß mich an. »Augenblick! Forester verlangt gerade nach mir.«
    Ich schwang herum zum anderen Pult.
    Forester sprach ohne Umschweife. »Tut mir leid, Commander. Ich habe die Maschine gestoppt. Meine Leute arbeiten an dem Lager wie Besessene, aber niemand von uns kann hexen. Die Reparatur braucht ihre Zeit. Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen jetzt zumute ist.«
    »Danke, Kapitän. Ich habe verstanden.« Ich schaltete mich aus. Das Spiel war entschieden. Jetzt konnte Burowski sich nur noch selber helfen – indem er sich hinauskatapultierte zu den Sternen oder aber auf die gleiche unsichere Karte setzte wie ich mit der Nummer Zwei .
    Romen sagte rauh: »Laura ist am Apparat, Sir. Sie hat es gerade erfahren. Wollen Sie mit ihr sprechen?«
    Laura hatte mir gerade noch gefehlt! Ich entsann mich, wie sie schon einmal bittend vor mir gestanden hatte. Ein Gespräch mit ihr kostete Kraft und Zeit, und noch brauchte ich beides.
    Später erzählte man mir, daß ich, als ich mich mit Burowski zum letztenmal in Verbindung setzte, von einer geradezu erschreckenden Ruhe gewesen sei. Das mag zutreffen, denn hinter mir lag eine harte Schule, und eine eiserne Regel darin hatte gelautet: Die erste Pflicht eines Commanders ist es, seine Gefühle für sich zu behalten. »Ich rufe Burowski. Sprechen Sie mit Laura.«
    Die Seekarte lag griffbereit. Ich zog sie an mich heran und drückte die Taste.
    »Nummer Eins , Nummer Eins , hier spricht wieder Kolibri -Tower. Forester mit seinem U-Boot fällt aus. Aber Sie haben noch eine Chance. Der Meeresboden ist günstig – nichts als Sand und Schlick; und Sie befinden sich rund zweihundertundzehn Meilen vor der Küste. Versuchen Sie, Ihr Boot auf Horizontalkurs zu legen. Auf keinen Fall dürfen Sie den Alarmstarter drücken, bevor dies geschehen ist. Bestätigen Sie! Kommen!«
    Aus dem Rauschen hob sich Burowskis vertraute Stimme.
    »Roger, Brandis. Ich bin darauf vorbereitet. Ich fange jetzt an, das Schiff auf Horizontalkurs zu legen. Es will nicht so recht, aber irgendwie werde ich das schon schaffen. Erinnern Sie sich an mein letztes Gedicht? Kommen!«
    Boleslaw Burowskis letztes Gedicht: Ruth hatte es mir gezeigt, als sie mich im Krankenhaus besuchte. Die wenigen Worte hatten sich mir eingeprägt. Warum eigentlich? Im allgemeinen hatte ich kein
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