Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks

Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks

Titel: Marillenknoedel und das Geheimnis des Gluecks
Autoren: Emma Sternberg
Vom Netzwerk:
Cortado trinkend im Schanzenviertel und würde meine Tage damit verbringen, Stilblüten aus Berufsstrategie-Ratgebern herauszuredigieren. Man macht sich überhaupt keine Vorstellung, was Menschen, die sich mit Doktortiteln schmücken, manchmal für einen Unsinn verzapfen, ehrlich nicht.
    Ich blättere wieder zurück zum Anfang des Briefs und werfe einen Blick auf das Datum oben links. Oha. Tante Johanna hat den Brief nur wenige Wochen vor ihrem Unfall geschrieben. Einen Brief an mich.
    Liebe Sophie!
    Ach! Was für ein Triumph! Ich WUSSTE einfach, dass Du mir meinen letzten Wunsch erfüllen würdest!
    Ich blicke wieder auf. Sorry, aber das ist jetzt echt ein bisschen spooky. Diese Worte klingen so sehr nach Tante Johanna, dass es fast so ist, als könne ich ihre Stimme hören, als spräche sie zu mir geradewegs aus dem Jenseits – na, vielleicht nicht direkt, aber quasi. Ich kuschle mich tiefer in meinen Kapuzenpulli, atme durch, dann fange ich noch einmal an zu lesen.
    Liebe Sophie!
    Ach! Was für ein Triumph! Ich WUSSTE einfach, dass Du mir meinen letzten Wunsch erfüllen würdest! Auf Dich ist eben Verlass! Du hast genau verstanden, wie wichtig es ist, dass DU die Pension übernimmst, Du – und nicht irgendjemand. Habe ich recht? Sehr gut. Ich hoffe nur, dass Du diesen Brief hier einigermaßen bald gefunden hast und nicht erst im Jahr 2064. Denn dann wärest Du inzwischen eine so alte Tante wie ich, und das wäre wirklich ein Jammer – nicht nur, weil Du diese Zeilen dann mit Hilfe einer flaschenbodendicken Lesebrille entziffern müsstest, sondern vor allem, weil er dann höchstwahrscheinlich zu spät angekommen wäre, möglicherweise sogar ein paar Jahrzehnte. Und diese Zeilen sind wichtig, Sophie, wirklich sehr, sehr wichtig. Du wirst schon sehen.
    Jetzt aber erst einmal zu Dir. Warst Du überrascht, als das Testament verlesen wurde? Ja, bestimmt, oder? Sicher hast Du gezögert, Deinen schönen Job bei diesem Verlag aufzugeben. Und Hamburgerin warst Du ja eigentlich auch immer gern, gewiss war es nicht gerade leicht für Dich, aus der Hafenstadt auf die Hütte verpflanzt zu werden. Und dieser Dings, na, wie hieß er, dein Freund? Jan? Wie hat er die Sache aufgenommen? Ich hoffe ja, offen gesagt, nicht gut. Denn, ganz ehrlich, Sophie, der Typ war ein Idiot und hat dich nicht geliebt. Glaub mir, in meinem Alter hat man es langsam raus, ob einem ein Mann ans Herz will oder nur ans Honigtöpfchen. Und dieser Jan hat Dir immer nur in den Ausschnitt gestiert, sogar noch bei der Beerdigung von Onkel Schorschi, als Du geweint hast und er so getan hat, als würde er dich trösten. Lass mich raten. Du hast den Typen sitzen lassen, und das hoffentlich für einen, der Dir besser steht. Hab ich recht? Gut so, sehr, sehr gut. Denn Jan war, nun ja, wie soll ich es in einem Wort sagen? Er war ein Arschloch, Sophie.
    Ich merke, wie mir eine leichte Hitze über die Wangen fliegt. Sitzen lassen, das ist vielleicht nicht hundertprozentig der richtige Ausdruck. Es war eher … na ja, über die Details möchte ich eigentlich nicht mehr so gern reden. Aber in einer Sache hat sie recht, das mit Jan und mir, das ist zu Ende.
    So, das wäre raus. Ach, da schreibt es sich doch gleich viel leichter! Vielleicht hat es doch ein paar Vorteile, tot zu sein, denn das bin ich ja, wenn Du diese Zeilen hier liest. Also, wo wir gerade dabei sind, lass mich noch ein bisschen weiterspekulieren. Deine Mutter war sicher absolut dagegen, dass Du hierher ziehen willst, richtig? Und Deine Tante Marianne? Und Deine Cousinen? Haben sie versucht, Dich dazu zu bringen, Alrein an diesen Investoren zu verkaufen und Dir mit dem Geld ein angenehmes Leben in Wohlstand zu finanzieren? Bei mir haben die beiden in letzter Zeit so seltsame Versuche gemacht, und mein Gefühl mag mich täuschen, aber mir ist nicht wohl bei der Sache.
    Ich muss fast lächeln, als ich Tante Johannas Zeilen lese. Wenn ich an das ganze Drama letzten Sommer denke, als ich den Gasthof übernommen habe, und die Wochen danach ….
    Und wie geht es Deinem Vater? Hat er sich wie immer aus allem rausgehalten? Ach, herrje. Was sich die von-Hardenberg-Frauen nur immer für Männer angeschafft haben. Liebe Kerle, aber leider konfliktscheu und ängstlich. Schade, dass Du Deinen Großvater nicht mehr kennengelernt hast. Ein Engel von einem Mann, mit einem Herz so groß wie ein Ozean, aber meine liebe Schwester Josephine hatte ihn schon nach dem zweiten Ehejahr so weit, dass er zu allem, was sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher