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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen
Autoren: Andreas M.
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was sie noch mehr beunruhigt hatte: Sie war zugleich erregt gewesen. Noch am selben Abend, gleich nachdem sie in ihre Wohnung zurückgekehrt war und geduscht hatte, war trotz aller Verbitterung die Lust in ihr erneut so übermächtig geworden, daß sie Hand an sich gelegt und sich Befriedigung verschafft hatte. Und nun ärgerten sie die Bilder, die sie dabei vor ihrem geistigen Auge gehabt hatte. Unerhörte Bilder von sich selbst, in Ketten, diesem wunderschönen Mann ausgeliefert. Diesem wunderschönen …
    „Arschloch !“, sagte sie laut.

KAPITEL 2

    „Ich hoffe, du meinst damit nicht mich!“
    Erschrocken schaute Marianne auf. Am Tresen stand Svenja, die Schwiegermutter ihrer Tochter. Max und Svenjas Mann waren engste Freunde gewesen seit Kindertagen. Und bis vor drei Jahren hatten auch die Ehefrauen der beiden ein gutes und inniges Verhältnis zueinander gepflegt. Bis zu jenem schlimmen Tag, als beide ihre Männer hatten beerdigen müssen. Und es noch auf dem Friedhof zu einer häßlichen Szene gekommen war.
    „Obwohl, es würde zu dir passen. Vulgär warst du ja schon immer.“ Svenja stolzierte um den Tresen herum zum Schreibtisch und baute sich vor Marianne auf. Groß war sie, bestimmt einen Kopf größer als Marianne. Sie hatte schon immer ausgesehen wie aus der Penthouse geschlüpft: Strohblonde Mähne, trotzdem sie einige Jahre älter war als Marianne, dazu eine Figur wie eine Barbie-Puppe und Beine wie Tranchiermesser. In der Hand hielt sie eine Aktentasche. Sie hat sich offenbar doch den Busen vergrößern lassen, schoß es Marianne durch den Kopf. Und nennt mich vulgär.
    „Hör zu “, Marianne war ungehalten. „Wenn du wieder mal hier bist wegen der Ohrfeige – es tut mir leid! Es tut mir wirklich, wirklich leid, ich habe mich entschuldigt, aber ich habe offen gestanden keine Lust, das Thema nach drei Jahren noch …“
    „Kein Mensch interessiert sich für deine Entschuldigungen “, unterbrach sie Svenja. „Und worauf du Lust zu haben hast, Mädchen , wird sich noch zeigen!“
    „Also gut.“ Marianne lehnte sich zurück. „Warum bist du hier?“
    Svenja stolzierte an ihr vorbei zum Büro. „Komm mit!“ sagte sie knapp. „Ich habe dir etwas zu zeigen.“
    Marianne fand Svenja vo r ihrem Bürotisch stehend. „Bitte, nimm Platz!“ Sie wies ihr einen Stuhl. „Darf ich dir etwas anbieten?“
    „Nein, danke, jetzt nicht. Bedienen wirst du mich heute abend.“
    Marianne ließ sich in ihren Drehsessel nieder. „Ich denke nicht …“
    „Denke nicht !“, unterbrach sie Svenja. „Und widersprich mir nicht!“ Und in den Moment hinein, in dem Marianne noch empört den Mund offen hatte, schob sie nach: „Beides steht dir nicht zu – nicht mehr. Sieh her!“ Aus ihrer Mappe zog sie ein paar Bögen Papier und warf sie vor Marianne auf den Tisch. „Sagt dir das etwas?“
    Marianne rührte sich nicht und starrte Svenja bloß an.
    „Nur zu! Schau es dir ruhig an. Weißt du, was das ist?“
    Marianne griff nach den Papieren. Das waren Abrechnungen. Restaurations-Abrechnungen des Heumaderhofs für die Monate April bis Juni . Alle Tageseinnahmen, getrennt nach ‚registriert‘ und ‚frei‘, daneben alle Ausgaben, die einzelnen Position säuberlich aufgeführt, und zu den Beschaffungen jeweils vermerkt, wo sie getätigt wurden. Auch hier wieder getrennt nach ‚registriert‘ und ‚frei‘. Das waren die inoffiziellen Abrechnungen, die Kathrin regelmäßig machte. Die befanden sich nur in ihrer Wohnung, niemals im Büro. Aus guten Gründen.
    „Wie … wie um alles in der Welt bist du … wie hast du …“
    „Wie die in meine Hände gekommen sind? Oh – ich habe da meine Quellen.“ Svenja lächelte zuckersüß.
    „Du hast … du bist in ihre Wohnung …“ Marianne rang nach Worten. „Du hast ihre Wohnung …“
    Svenja lachte nur. „Stimmt, Mädchen. Gut erkannt. Wenn du deine nuttige Tochter schon unter meinem Dach leben läßt, solltest du wenigstens vorsichtig sein mit dem, was du ihr anvertraust. Aber ich habe noch mehr! Schau mal das hier!“ Wieder griff sie in ihre Aktentasche und zog Dokumente hervor. „Schau her, was ich hier noch Feines habe …“
    Marianne nahm ihr die Unterlagen mit zitternden Händen ab.
    „Richtig!“, jauchzte Svenja. „Deine Steuerunterlagen zur Restauration. Und du wirst es nicht glauben: Die Zahlen passen doch tatsächlich zusammen. Na ja“, fügte sie mit geschürztem Mund hinzu. „Zumindest ein Teil der Zahlen paßt. Der Rest …“ Sie
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