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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen
Autoren: Andreas M.
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pfiff ein paar Töne und sah dabei gespielt zur Zimmerdecke.
    „Wie …“ Marianne schluckte. „Wie kommst du an meine Steuerunterlagen?“
    „Aber Mädchen, dreimal darfst du raten – ich kenne eben die richtigen Leute.“ Und leise fügte sie hinzu: „Du glaubst gar nicht, was man mit dem richtigen Versprechen zur richtigen Zeit erreichen kann.“
    „Was für … was für ein Versprechen?“
    „Das? Ooch, das wirst du dann schon früh genug merken. Du spielst nämlich eine Hauptrolle beim Einlösen.“ Svenja grinste boshaft.
    „Ich? Beim Einlösen? Was einlösen ?“ Marianne schüttelte verständnislos den Kopf.
    „Darüber zerbrich dir mal nicht dein Köpfchen. Du weißt doch – nicht denken !“ Sie zwinkerte ihr zu.
    Marianne versuchte, die Beherrschung wiederzugewinnen. „Aber Svenja, was willst du denn damit? Mal ehrlich – das macht doch jeder. Und das weiß auch jeder. Willst du mich etwa damit in Schwierigkeiten bringen?“
    Svenja lachte hell auf. „Damit? Nein, doch nicht damit. Jedenfalls nicht nur damit. Schau mal, was ich hier noch habe …“ Wieder griff sie in ihre Aktentasche. „Das sind Bauabrechnungen von der Renovierung deines …“ Sie zupfte sich geziert an der Bluse. „ Wellness-Bereichs. “ Spöttisch fügte sie hinzu: „Was du in deinem … Etablissement halt so unter Wellness verstehst.“
    Ungläubig studierte Marianne die Unterlagen. Wie um alles in der Welt hatte Svenja das alles in die Hände bekommen ?
    „Handwerkerabrechnungen, Material kosten – alles da. Dazu deine Bankunterlagen mit den Überweisungen dazu. Und dann noch der Subventionsantrag beim BMWFJ. Von dir höchst selbst unterschrieben. Und da sind doch tatsächlich ganz andere Rechnungen beigefügt.“ Svenja stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch und spitzte die Lippen. „Da warst du aber ein ganz unartiges Mädchen, du! Das ist ja Subventionsbetrug …“
    Marianne lief es eiskalt über den Rücken. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken viel zu schnell, als das sie hätte klar denken können. Wenn diese Papier in die falschen Hände gerieten, dann … ja dann …
    „Was … was willst du von mir, Svenja?“ Sie holte tief Luft. „Willst du mich erpressen? Mit … mit dem hier? Diese Kosmetik betreibt doch jeder.“ Sie überlegte kurz und glaubte einen Weg gefunden zu haben, wieder die Oberhand zu gewinnen. Betont lässig lehnte sie sich zurück in ihren Chefsessel, warf die Unterlagen scheinbar achtlos auf den Tisch und schlug die Beine übereinander. „Gesetzt den Fall, du hetzt mir die Steuer auf den Hals. Die prüfen doch als erstes alle Handwerker und auch die Märkte, in denen ich die Sachen kaufe, die am Register vorbeigehen. Du kaufst dort übrigens auch …“, fügte sie hinzu, und sie sprach dabei langsam und leise. „Ich bräuchte dort nur ein einziges Wort zu sagen, wer uns den Ärger eingebrockt hat. Du würdest uns beide in Schwierigkeiten bringen. Und eine ganze Reihe weiterer Unternehmer im Tal dazu. Danach würde dir doch keiner mehr auch nur einen tropfenden Wasserhahn richten. Ist es das, was du willst?“
    Svenja lachte amüsiert. Sie begann, langsam vor dem Schreibtisch auf und ab zu gehen. Dabei spielte sie versonnen mit einem Ohrgehänge. „Es stimmt, was du sagst. Anfangs hatte ich tatsächlich vor, dir mit den Unterlagen Ärger zu bereiten. Aber glaubst du etwa, ich wäre so dumm, dir in dem Fall unter die Nase zu reiben, wer dich angeschwärzt hat?“ Sie baute sich vor dem Schreibtisch auf und blitzte Marianne an. „Nein, Mädchen, so billig kommst du mir nicht davon. Mit dir habe ich etwas ganz besonderes vor.“ Sie sprach leise und drohend. „Eine Lektion, die du dein Leben lang nicht mehr vergessen wirst. Und weißt du, wer mich darauf gebracht hat?“ Doch sie wartete die Frage gar nicht erst ab. „Da kommst du von selbst ja doch nie drauf. Hier!“ Sie griff erneut in ihre Aktenmappe. Mit triumphierender Geste zog sie eine DVD-Hülle hervor. „Hier habe ich etwas Nettes, etwas wirklich Nettes! Sehr anregend! “ Sie zwinkerte und warf die Hülle vor Marianne auf den Schreibtisch. Dann richtete sie sich auf. Das Lächeln war von ihrem Gesicht verschwunden. Streng wirkte sie auf einmal, herrisch und unnahbar.
    „Du wirst dir das anschauen. Heute abend um Punkt neun Uhr erwartest du mich. Welches ist dein bestes Zimmer?“
    „ 312 …“, antwortete Marianne mechanisch und viel zu verblüfft, um anders reagieren zu können.
    „Gut, dann 312.
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