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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen
Autoren: Andreas M.
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deren Hand und schaute zu ihr auf. „Hat er dich … verletzt ?“, fragte sie besorgt?
    „Nein, nein!“ Marianne sah zu dem schwarzen Bildsc hirm. „Nein, das ist es nicht.“ Doch, das hat er. Verletzt und enttäuscht hat er mich. Verraten. Und dort habe ich es mitansehen müssen.
    „Mama! Bitte, nun sag doch !“
    Marianne schüttelte nur den Kopf. „Laß nur Kathrin, ich komme damit schon klar.“ Wenn ich nur wüßte, wie.
    „Sind die Zimmer gemacht?“ Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu konzentrieren.
    „Aber ja doch – Mama, bitte! “
    „Nein, Kathrin. Laß mich bitte. Ich regele das. Wir müssen uns um die Gäste kümmern. Die Wäsche muß weg. Und das Mittagessen muß gerichtet werden.“ Sie stand auf und verließ das Büro. „Nun komm schon, Kathrin!“, rief sie ungehalten von draußen.
    Kathrin schüttelte ungläubig den Kopf und seufzte. So kannte sie ihre Mutter nicht. Irgend etwas war passiert. Und es mußte etwas ziemlich Schlimmes gewesen sein, so wie es sie mitgenommen hatte. Nachdenklich folgte sie ihrer Mutter.

KAPITEL 4

    Den Rest des Vormittags erlebte Marianne wie unter einer Glasglocke. Einerseits funktionierte sie wie immer. So wie sie die letzten drei Jahre zu funktionieren gelernt hatte. Sie wies das Küchenpersonal an und die Bedienungen, kümmerte sich darum, daß die Wäsche verpackt war zum Abholen, und erledigte zwischendurch immer wieder Schreibkram. Aber an diesem Tag war es, als wäre sie zwei Personen: Einerseits die geübte Chefin eines mittelständischen Familienhotels, andererseits kreisten ihre Gedanken unablässig um eine einzige Frage. Was konnte sie tun? Unablässig schaute sie auf die Uhr und rechnete die Stunden aus, die sie noch würde warten müssen. Doch gerade heute krochen die Zeiger mit bleigrauer Langsamkeit über das Ziffernblatt. Es war zermürbend, so wenig tun zu können.
    Endlich war Mittag, das Restaurant füllte sich mit den Gästen zum Mittagstisch. Sie nahm die Bestellungen auf, brachte die Getränke, und Elsa servierte das Tagesmenu. Die übliche Betriebsamkeit des Mittagsgeschäfts lenkte sie endlich ein wenig von ihren schweren Gedanken ab. Es gelang ihr sogar dann und wann ein Lächeln, wenn sie kurz mit den Gästen plauderte.

    „Servus, Frau Marianne“, hörte sie es hinter sich.
    „Ja Grüß Gott, der Herr Bürgermeister! Wie üblich?“ Sie begrüßte ihn mit Handschlag und geleitete ihn untergehakt an seinen angestammten Platz.
    „Was haben Sie denn heute leckeres für uns gekocht ?“, fragte er und ließ sich schwerfällig auf die Bank nieder. Josef Steiner hatte einen gestandenen Bauch. Er war ein Gemütsmensch, der die Behaglichkeit liebte. Anzug und Krawatte, seine Amtskleidung, paßten eigentlich gar nicht zu ihm.
    „Wir haben heute ein Hirschgulasch mit Preiselbeeren und Spätzle, oder einen pochierten Pangasius mit Petersilienkartoffeln, oder Kasspatzen mit Zwiebeln.“
    „Ach je “, Josef Steiner wog bedächtig den Kopf. „Pangasius … nicht gerade ein überwältigender Fisch …“
    „Tja “, Marianne lächelte ihn an und hob die Schultern. „So sind die Zeiten. Man muß schau’n, wo man bleibt!“
    „ Ich weiß, ich weiß.“ Er winkte ab. „Die Gemeinde ist auch mal wieder dermaßen klamm“, brummelte er und besah sich dabei die Tageskarte. „Diese Grödeljochbahn“, schimpfte er mißmutig, “eine einzige vermaledeite Schnapsidee!“ Er legte die Karte beiseite. „Bringen’s mir doch bitt’schön das Hirschgulasch und ein alkoholfreies Weizen.“ Er lächelte sie an. „Und dann setzten Sie sich einen Moment zu mir her, ja?“
    „Aber sicher doch “, sagte sie lächelnd und eilte zur Theke.

    „So, bitte sehr, ein alkoholfreies Weizen. Wohl bekomm’s!“
    „Aaah, recht vielen Dank! Da, setzen’s eahne her!“ Er wies ihr den Platz neben sich auf der Bank und nahm ihre Hand. „Wie geht’s Ihnen heut‘, liebe Frau Marianne?“, fragte er. „Sie schau‘n mir doch ned bedrückt aus?“
    Marianne durchfuhr es wie ein Stich. Für eine Sekunde konnte sie an nichts anderes mehr denken, als an Svenja, an heute abend. Doch sie nahm sich zusammen, lächelte ihn an und atmete tief durch. „Ja mei, die Zeiten sind halt wie sie sind. Der Umsatz heuer …“ Schicksalsergeben hob sie die Schultern.
    „Ich weiß, was Sie meinen. Alle Wirtsleut klagen. Die Sommersaison war gar nicht gut, mit der Krise und dann auch noch all dem Regen.“ Er rieb sich das Kinn.
    „Und wie schaut’s bei Ihnen aus,
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