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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen
Autoren: Andreas M.
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WLAN nutzen möchten … Sie brauchen … Sie brauchen dazu ein Paßwort“, sagte sie kopflos.
    „Richtig.“ Er rührte sich nicht.
    „Ich … ich komme!“
    Wortlos drehte er sich um und ging aus der Tür. Sie folgte ihm. Mit fahrigen Bewegungen kramte sie den Codegenerator vor. Sie zog eine Schublade auf, stierte einen kurzen Moment auf die verstreuten Dinge darin, schloß sie wieder. „Ich weiß nicht … ich … die …“, stammelte sie.
    „Sie schalten das Gerät ein, geben ihre n Master-Key ein, berechnen mir eine Woche, und das Gerät druckt den Code“, sagte er ruhig. „Solange der Betrag nicht nächste Woche auf der Rechnung erscheint, ist alles in Ordnung.“
    „Ja, sich er doch … ich weiß … bitte … Entschuldigen Sie …“ Mit zitternden Händen gab sie ihr Geburtsjahr ein, das war der Master-Key. „Bitte … den Betrag, den … Sie brauchen das nicht zu bezahlen … WLAN ist … es ist selbstverständlich kostenlos.“ Als sie ihm den Zettel mit den Zugangsdaten reichte, mußte sie sich am Tresen festhalten. Sie sah ihn fragend an. „Wie lange … haben Sie etwas …“ Die Frage blieb ungestellt.
    Sein Gesicht zeigte keine Regung. Aber er sah ihr für ein paar Sekunden in die Augen, als denke er intensiv nach. Dann machte er kehrt und ging davon. „Verbindlichen Dank“, sagte er, schon im Gehen, mit der gleichen, ruhigen Stimme wie sonst auch.
    Hilflos sank Marianne auf den Stuhl am Schreibtisch und starrte durch den Monitor mit dem Zimmerbelegungsplan hindurch. Ich muß die DVD aus dem Gerät nehmen und verstecken, ging es ihr durch den Kopf. Doch sie fühlte sich wie gelähmt. Es gab nichts, was sie tun konnte. Käme dieser Film an die Öffentlichkeit – sie wäre augenblicklich vernichtet. Das Gespött der ganzen Au. Und mit ihr die Familie, der Betrieb, ihre Tochter. Kathrin! Tränen schossen ihr in die Augen. Tränen der Enttäuschung und der Wut. „Du verlogenes Schwein“, rief sie leise. „Du hast mich nicht benutzt, du hast mich hintergangen.“ Ein bleierner Druck legte sich auf ihre Brust. Sie war Svenja ausgeliefert. Damit war sie erpreßbar. Dagegen waren die anderen Dinge wirklich nur Kinderkram. Damit konnte Svenja sie sehr wohl vernichten. Marianne war ihr wehrlos ausgeliefert. Was konnte sie tun? Mühsam richtete sie sich auf und nahm schwankend den Weg ins Büro. Sie wiederstand der Versuchung, die DVD gleich noch einmal abzuspielen, nahm stattdessen die Scheibe aus dem Schacht und stand plötzlich ratlos da. Schon die einfache Frage, ob sie die Scheibe zuerst in die Hülle tun oder die Fernbedienung aufheben sollte, überforderte in dieser Minute ihren Verstand. Was konnte sie tun?

    Nichts!

    Die Erkenntnis schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte nichts tun. „Reiß dich zusammen!“, schalt sie sich laut. Wie in Trance beobachtete sie ihre Hände, wie sie die Fernbedienung aufhoben und auf den Tisch legten, die DVD in die Hülle schoben, die Kombination des Safes wählten und das schändliche Dokument erst einmal wegschlossen. Es sind die gleichen Hände, die in der Aufnahme sein Glied umfaßten, dachte sie, und der Gedanke versetzte ihr einen Stich. Sie war in dem Moment so verliebt gewesen in diesen schönen, starken Mann – wie hatte er ihr das bloß antun können? Kopfschüttelnd sank sie auf den Stuhl, vergrub ihr Gesicht in Händen und begann zu weinen. Leise, damenhaft weinte sie. Oh Gott, was kann ich nur tun? Eine tiefe Verzweiflung bemächtigte sich ihrer. Sie konnte nichts tun. Sie würde gehorchen müssen und Svenja um neun Uhr empfangen. Mit Canapés und Champagner, so wie sie es verlangt hatte. Dann würde sie abwarten müssen, wie Svenja über sie entschied. Allein die Vorstellung war bereits entwürdigend. In ihrem Unterleib spürte sie die Angst. Das war keine Prüfung, das würde ein Urteil werden.

    „Mama, was ist denn passiert?“ Marianne schaute auf und in das besorgte Gesicht ihrer Tochter. Mit einer raschen Bewegung strich sie sich die Tränen von den Wangen.
    „Nichts … es ist … nichts !“, sagte sie stockend und versuchte ein Lächeln.
    „Komm, mach mir doch nichts vor. Irgendwas ist passiert.“
    Aber Marianne schüttelte nur den Kopf. Was hätte sie ihrer Tochter sagen sollen? Deine Mutter wird erpreßt mit einem Video, auf dem sie angeleint einem Mann einen bläst?
    Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nichts. Laß mich bitte.“
    Aber so schnell wollte Kathrin nicht aufgeben. Sie ging vor ihrer Mutter in die Hocke, nahm
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