Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marianne & David (German Edition)

Marianne & David (German Edition)

Titel: Marianne & David (German Edition)
Autoren: Reimund J. Dierichs
Vom Netzwerk:
zur Promenade nach oben, befreiten sich dort von dem lästigen Sand in ihren Schuhen und machten sich dann auf den Weg in ihr Hotel. Das Cafe Parga lag auf ihrer Strecke, und so würde David das Treffen mit einem weiteren Familienmitglied nicht erspart bleiben. Er hoffte, dass der Sohn leichter zu ertragen war als seine Mutter.
    Sie hatten sich für ihre Rückkehr eine gute Zeit ausgesucht. Da inzwischen eine massive Wolkenfront aufgezogen war, ent-schieden sich auch alle anderen Strandbesucher zum Aufbruch. In dem Gedränge kamen sie nur mühsam vorwärts. So benötigten sie dann für die zweihundert Meter zum Treffpunkt fast eine Viertelstunde.
    Das Cafe schien bis auf den letzten Platz besetzt. Evelyn brauchte eine Weile, bis sie ihren Sohn entdeckt hatte, der, in ein Buch vertieft, ihr Kommen nicht bemerkt hatte. Als er sie schließlich sah, sprang er auf, lief seiner Mutter entgegen und gab ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Schläfe.
    „Ich hab dir einen Platz frei gehalten“, sagte er voller Freude, bevor ihm die beiden Begleiter auffielen. „Ich wusste nicht, dass du noch jemanden mitbringst.“ Seine Stimme klang überrascht, nicht vorwurfsvoll. Er reichte den beiden Fremden die Hand. „Ich hätte doch einen Tisch reservieren können. Jetzt gibt es nur zwei Plätze.“
    „Das ist lieb von Ihnen“, entgegnete Marianne, „aber wir wollten sowieso nicht bleiben.“
    David, der nicht den Eindruck erwecken wollte, sie seien nur gekommen, um ihn in Augenschein zu nehmen, ergänzte: „Unser Hotel ist ganz in der Nähe.“ Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, kam er sich äußerst blöd vor. Außerdem wirkte er verunsichert. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber sicherlich keinen sportliche jungen Mann um die dreißig, der auf den ersten Blick überhaupt keine Ähnlichkeit mit seiner Mutter hatte. Sein Haar war dunkel und leicht gelockt, seine Nase groß und wie gemeißelt, und auf seiner Oberlippe zeichnete sich die Spur eines Schnäuzers ab (wahrscheinlich hatte er sich erst im Urlaub dazu entschlossen, Bartträger zu werden). Das Auf-fallendste in seinem markanten Gesicht war jedoch das Grüb-chen in seinem Kinn. Auf Davis wirkte es erotisch, obwohl er nicht zu erklären vermochte warum.
    „Ich heiße übrigens Patrick.“ Er reichte den beiden zum Abschied noch einmal die Hand, begleitet von einem strah-lenden Lächeln, bevor er sich von ihnen mit den Worten „Wäre schön, wenn wir uns einmal wiedersehen würden“, verabschiedete. Gemeinsam mit seiner Mutter ging er dann zurück an den Tisch.
    „Was für ein netter junger Mann“, sagte Marianne.
    David konnte ihr nur beipflichten.
    „Und was für ein charmantes Lächeln“, fuhr sie fort.
    David hätte gerne geglaubt, dass das Lächeln nur für ihn bestimmt gewesen wäre, doch mochte das ein ebensolcher Trugschluss sein wie der seiner Frau bei der Begegnung mit George. Schweigend brachten sie das letzte Stück Weg hinter sich. Er wartete noch immer auf eine Standpauke wegen der verspäteten Rückkehr, aber seine Frau öffnete nicht einmal den Mund. Der Nachmittag schien sie rundherum zufriedengestellt zu haben, und die Aussicht auf den Abend stimmte sie ver-söhnlich.
    Beim Hochsteigen der Treppe zum Hotel rutschte er mit dem rechten Fuß ab und wäre fast gestürzt. Tatsächlich war aber gar nichts passiert. David sah allerdings eine Gelegenheit ge-kommen, getrennt von Marianne die restlichen Stunden des Abends zu verbringen. Er täuschte vor, umgeknickt zu sein, sprach von einem stechenden Schmerz und beeilte sich, ins Zimmer zu kommen, um das Bein hochlegen und die verletzte Stelle mit Eis kühlen zu können, um ein Anschwellen zu ver-hindern.
    Nachdem sie ihm aufs Bett geholfen hatte, ging Marianne zur Rezeption, um die dort bestellten Eiswürfel abzuholen, die man in eine Plastiktüte gepackt hatte. Die legte sie nun vorsichtig um den betroffenen Knöchel und klebte die beiden Enden mit Tesafilm zusammen.
    „Dann wird aus unserem Abend ja wohl nichts werden.“ In ihrer Stimme klang Bedauern mit. Es war weniger die Sorge um ihren Mann, als vielmehr der Verzicht auf einen verheißungs-vollen Restaurantbesuch.
    „Du wirst natürlich gehen“, sagte er wohlwollend.
    Ihr Gesicht hellte sich auf. „Glaubst du wirklich, ich kann dich in dem Zustand allein lassen? Vielleicht sollten wir lieber einen Arzt kommen lassen?“
    Er schüttelte energisch den Kopf. „Wir warten erst einmal ab. Wenn die Schwellung zurückgeht und die Schmerzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher