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Marianne & David (German Edition)

Marianne & David (German Edition)

Titel: Marianne & David (German Edition)
Autoren: Reimund J. Dierichs
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er eine Opalkette, die Marianne gleich nach ihrer Ankunft entdeckt, aber nicht zu kaufen gewagt hatte. Schließlich besorgte er noch die Getränke, die ja der ursprüngliche Grund für seinen Aufbruch gewesen waren. Als er dann das Wasser erreichte, hatte er gleich aus zwei Gründen ein schlechtes Gewissen. Er erwartete Vorwürfe und giftige Bemerkungen, die er aber mit seinen Mitbringseln schon im Keim ersticken würde.
    Zu seiner Überraschung war Marianne nicht allein. Eine Frau mit einer grauenvollen Stimme hatte sie in ein belangloses Gespräch verwickelt, in dem es um nichts ging. Tipota , wie die Griechen sagen. Trotzdem schien sich seine Ehefrau sehr wohl zu fühlen. Ihr herzlicher Plauderton deutete das zumindest an. Sie winkte ihm zu, als sie ihn kommen sah, ergriff über-schwänglich seinen Arm und lächelte ihn an.
    „Das ist Evelyn.“
    Die Angesprochene, mit einem künstlichen Haarteil, das ihrem Kopf eine sonderbare, turmähnliche Form gab, streckte ihm die Hände entgegen, bevor ihr vom Lippenstift schon leicht ver-schmierter Mund ihm einen herzlichen Empfang bereitete: „Wie überaus reizend, Ihre Bekanntschaft zu machen.“
    David betrachtete sie mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu. Was um alles in der Welt hatte diese Frau dazu getrieben, sich mit einer zu dick aufgetragenen Make-up-Schicht an den Strand zu begeben? Und wer hatte ihr zu dieser gräss-lichen Frisur geraten?
    „Ist irgendetwas?“
    Sein starrer Blick blieb den beiden Frauen nicht lange ver-borgen.
    David schüttelte energisch den Kopf, um gar keinen Zweifel aufkommen zu lassen. „Ich freue mich, dass ihr euch so gut unterhalten habt.“
    „Haben wir tatsächlich“, bestätigte Marianne. „Stell dir vor, Evelyn ist mit ihrem Sohn hier.“
    Er versuchte es sich vorzustellen, wusste aber nicht so genau warum. Was sollte daran schon erstaunlich sein, dass ein Sohn zusammen mit seiner Mutter in die Ferien fuhr?
    „Wir werden heute Abend gemeinsam essen gehen.“
    Marianne sagte es voller Überschwang. Wir bedeutete, dass sie ihn mit einbezogen hatte. Sie war nicht einmal auf die Idee gekommen, ihn vorher zu fragen; aber er würde ihr einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Irgendetwas würde ihm einfallen müssen. Er würde auf keinen Fall an diesem geselligen Beisammensein teilnehmen, weil das aus mehreren Gründen einer Katastrophe gleichkäme. Kinder und ihre Erziehung würde wahrscheinlich das zentrale Thema des Abends werden, Hoffnungen und Perspektiven; vielleicht auch das leidige Mütter-Töchter-Verhältnis. Von da würde der Schritt zum Multi-Komplex Krankheiten fast schon konsequent sein. Nein, er wollte auf keinen Fall daran teilnehmen. Sie würden ihn gar nicht wahrnehmen. Er wäre bloßes Beiwerk, dem man vielleicht so viel Beachtung schenkte wie der Tischdekoration.
    „Mein Sohn wird natürlich nicht mitgehen“, hörte er Evelyn sagen. „Er hat was anderes geplant.“ Sie machte eine Pause, um die Zuhörer auf die Bedeutung ihrer nächsten Worte vorzu-bereiten. „Sie wissen ja, wie junge Leute sind.“
    Ja, wie waren sie denn. Doch sicherlich nicht alle gleich?
    „Wir drei ganz allein“, ergänzte Marianne unnötigerweise.
    David hatte so etwas schon befürchtet. Es gab also keinen Ehemann, mit dem er sich ganz diskret auf ein paar Ouzo an die Bar hätte zurückziehen können.
    „Wenn wir jetzt gleich gehen, können Sie meinen Sohn noch kennenlernen. Wir sind um fünf im Cafe Parga verabredet.“ Sie hob beschwichtigend ihre Hände. „Ich will Sie natürlich nicht drängen.“
    „Wir wollten sowieso gehen.“ Marianne nahm den Vorschlag begeistert auf. Sie platze geradezu vor Neugier. „Wir bleiben nie so lange am Strand. Schließlich will man sich vor dem Abendessen ja auch noch frisch machen und ein halbes Stünd-chen in einem Buch blättern.“
    „Was lesen Sie denn gerade“" wollte Evelyn wissen.
    „Einen Kriminalroman aus dem alten Rom. Die Silber-schweine. Die Autorin heißt Lindsey Davis.“
    „Ah, Sie beweisen literarischen Geschmack“, lobte die andere Frau.
    „Meistens nicht“, dachte David. Er hatte den Roman selbst in die Hand genommen, sich dank der spannenden Handlung kaum wieder davon trennen können und sich an dem skurrilen Humor herrlich ergötzt. Normalerweise war seine Frau auf eine Gattung festgelegt, in dem das Handlungsgerüst immer aus demselben Strickmuster bestand und sich vom Niveau eines Groschen-romans kaum unterschied.
    Sie stiegen die wenigen Stufen
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