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Marianne & David (German Edition)

Marianne & David (German Edition)

Titel: Marianne & David (German Edition)
Autoren: Reimund J. Dierichs
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nach-lassen, können wir darauf verzichten.“
    Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und er, um seine Großzügigkeit noch weiter zu unterstreichen, zeigte auf die Tüte, die er auf einem der Stühle abgelegt hatte.
    „Was ist das?“ wollte sie wissen.
    „Na, ja, “ begann er. „Du wirst dich sicherlich gefragt haben, warum ich so lange weggeblieben bin, aber ich wollte dir nach unserer Auseinandersetzung am Strand eine kleine Aufmerk-samkeit mitbringen. Als Wiedergutmachung sozusagen.“
    Sie nahm rasch die Tüte in die Hand und öffnete sie, während er weitersprach: „Allerdings hatten die Bäckereien noch geschlossen, weshalb ich einen Kaffee getrunken und gewartet habe, bis sie aufmachten.“
    „Du bist ein Schatz." Solche Sätze kamen ihr selten über die Lippen. „Ich werde uns sofort einen Kaffee aufbrühen.“
    Ihr Zimmer war mit einem Kühlschrank und einem Wasser-kocher ausgestattet, was ihnen eine gewisse Unabhängigkeit bescherte, was heiße und kalte Getränke betraf.
    „Aber bitte keinen Herzschrittmacher“, bat er scherzend. Er hatte ein dickes Kissen im Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und fühlte sich rundherum wohl. In spätestens drei Stunden würde er George treffen, und wer weiß, was dann alles passieren konnte. Sein Herz begann vor Aufregung zu rasen. Es bedurfte dazu gar nicht Mariannes starkes Gebräu.
    Kurz vor acht war sie ausgehbereit: frisch geduscht, ein dezentes Make-up im Gesicht und ihr Lieblingsparfüm hinter dem Ohrläppchen.
    „Und wenn du Hunger bekommst“" fragte sie, als sie schon im Türrahmen stand.
    „Wir haben doch Cornflakes, und Milch ist auch noch im Kühlschrank“, fiel ihm ein.
    Sie gab sich mit der Antwort zufrieden. Die letzte Hürde war genommen.
    „Es wird sicherlich nicht zu spät werden.“
    „Hoffentlich doch“, dachte er, denn sonst müsste er sich eine Ausrede einfallen lassen, um zu erklären, wo er gewesen war, wenn sie vor ihm zurückkommen sollte. „Lasst euch ruhig Zeit. Ich bin bestens versorgt. Und amüsiert euch gut.“
    „Wenn es Probleme gibt, kannst du ja beim Empfang anru-fen.“
    Er nickte stumm. Er wuss te selbst, was er zu tun hatte, brauchte nicht ständig ihre Ratschläge, so als ob er ein unmün-diges Kind wäre.
    Nachdem sie gegangen war, humpelte er zum Fenster, bis ihm einfiel, dass sein Fuß ja vollkommen gesund war. Er kicherte leise vor sich hin. Fast zwei Minuten musste er warten, bis er sie endlich unten auf der Straße sah. Wahrscheinlich hatte sie dem Portier noch etliche Instruktionen gegeben.
    Er erlaubte sich einen Luftsprung. Dann rannte er voller Vorfreude ins Bad und nahm eine heiße Dusche. Er rasierte sich ein zweites Mal an heutigen Tag -unnötigerweise- und sprühte sich einen Hauch von Obsession in den Nacken. Eine halbe Stunde nach Marianne verließ auch er das Hotel.
    Unterwegs bemerkte er, dass er die Skizze, die George ihm gegeben hatte, im Zimmer geblieben war. Er verzichtete aber darauf, zurückzugehen und versuchte, sich die Zeichnung in Erinnerung zu rufen. Da er den Namen des Lokals wusste, würde er notfalls fragen können; zuerst wollte er es jedoch auf eigene Faust versuchen.
    Er ging schneller, als es sonst seine Art war, denn er wollte George auf keinen Fall verpassen. Er war froh, dass er sich völlig unbehelligt durch die Massen von Touristen hindurch-bewegen konnte, ohne Gefahr zu laufen, auf Marianne zu treffen. Sie hatte sich mit Evelyn in einem der Restaurants auf dem Hügel verabredet.
    Nachdem er zweimal falsch abgebogen und schon drauf und dran gewesen war, einen Einheimischen nach dem Weg zu fragen, bog er in eine Straße ein, in der er schon von weitem das hell erleuchtete Schild des Paradisos erkennen konnte. Erleich-tert atmete er auf, um dann, als er endlich vor dem Haus stand, weiche Knie zu bekommen. Er wäre fast die drei Stufen nach unten gefallen, die zum Eingang führten, weil er den zur Vorsicht gemahnenden Hinweis in seiner Aufregung übersehen hatte. Welch tragikkomische Verbindung, wenn er sich dabei tatsächlich den Fuß verletzt hätte.
    Das Licht im Lokal war gedämpft, nur die Theke in der Mitte großzügiger ausgeleuchtet. Die Musik klang nach griechischem Schlager; die meisten Gäste waren offensichtlich Touristen. Nichts erinnerte auch nur im Mindesten daran, dass hier eine bestimmte Klientel verkehren könnte. Etwa ein Drittel der Anwesenden waren zu Davids Erstaunen Frauen, Frauen mit männlichen Begleitern, die nicht bloß eine
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