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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte
Autoren: Nicole Joens
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Grübchen aufgefallen, die sein Gesicht förmlich aufleuchten lassen, wenn er lächelt. Aber das ist nicht das Einzige, was Miriam auffällt. Wonach riecht dieser Mann bloß? Sie schnuppert leicht irritiert, denn es ist keiner der gängigen Männerdüfte. Miriams Geruchssinn hat sich sehr verändert, seit sie schwanger ist. Düfte sind zu einer ihrer Fluchtmöglichkeiten aus dem Alltag geworden. Gerne geht sie ab und zu in die großen Kaufhäuser, schnuppert sich durch die neuesten Angebote und geht der einen oder anderen Phantasie von einem glücklichen Liebesleben nach. Eigentlich kennt sie so ziemlich alles, was an käuflichen Düften für Männer angeboten wird. Aber dies hier ist etwas völlig anderes. Durch die wohlige Wärme im Auto dringt der Geruch des vor ihr sitzenden Cowboys direkt in ihre Nase. Es ist die Art Männergeruch, die Miriam unter normalen Umständen durchaus gefährlich werden könnte. Göttlich, das wäre der richtige Ausdruck, wenn alle Götter männlich wären, was sie natürlich nicht sind. Miriam wird mit einem Mal neugierig auf den Cowboy. Seine Band ist blamabel, aber sein Gesicht gefällt Miriam. Es ist ein gutes und auch starkes Gesicht, dabei jedoch sensibel und humorvoll. Ob er wohl verheiratet ist? Einen Ring trägt der Cowboy nicht, aber das hat weiter nichts zu sagen. An seinem Rückspiegel hat er eine schwangere kleine Madonna baumeln, wie man sie in Süditalien oft findet. Und obwohl er keinen Ehering trägt, ist Miriam irgendwie sicher, dass dieser Mann Kinder hat. Seine Freude an Bene ist offensichtlich, und auch mit Anna-Sophie nimmt er jetzt Kontakt auf, indem er sie nach dem Namen ihrer Puppe fragt.
    »Der Name Papagena kommt doch aus der Oper Die Zauberflöte . Kennst du die Zauberflöte denn schon?«
    Anna-Sophie antwortet bereitwillig. Mehrfach haben beide Kinder die großen Mozart-Opern schon in voller Länge durchgehalten. Ihr Leben war durch das berufliche Umfeld der Eltern vom ersten Moment an von klassischer Musik geprägt. Für Anna-Sophie ist es selbstverständlich, dass es im Leben nichts Wichtigeres gibt als die Musik. Leider musste Miriam inzwischen bitterlich erfahren, dass sie damit allein auf weiter Flur sind. All die unerträglich demütigenden Gespräche mit dem Jugendamt, der Schule und schließlich auch dem Kindergarten drehten sich um Sicherheit, Geld und eine stabile Zukunft für Bene und Anna-Sophie. Miriam sollte darin höchstens als Randfigur ihren Platz haben. Die Musik war völlig unwesentlich. Als schwangere Künstlerin ohne feste Stelle und ohne Mann ihre Nichte und ihren Neffen selber aufzuziehen war ausgeschlossen. Zudem war Miriam durch Beerdigungskosten und offene finanzielle Verpflichtungen ihrer Schwester noch zudem hoch verschuldet.
    Diese Liste der Katastrophen wäre schon Hindernis genug, aber inzwischen wird Miriam sogar polizeilich gesucht. Ihr bricht der Schweiß aus, als sie an das Grauenerregende denkt, was ihr heute widerfahren ist. Die Schlinge zieht sich zu. Sie hat keine Ahnung, wie es mit ihr und den Kindern weitergehen soll. So fühlt sich ihr Leben im Moment an. Das darf sie nicht einen Augenblick lang vergessen, aber wenn sie ununterbrochen daran denkt, ist es noch viel schlimmer. Dann bringt sie am Ende sogar noch ein unglückliches Baby zur Welt. Das darf nicht sein. Deshalb lässt Miriam sich lieber auf den wunderbar männlichen Geruch dieses Cowboys ein und malt sich in den schönsten Farben seinen leidenschaftlichen Kuss aus, zu dem es garantiert niemals kommen wird.
    Eine gute Viertelstunde träumt Miriam sich ihre Kurzversion eines Liebesabenteuers mit dem Cowboy im Paradies zusammen. In ihrem Inneren beginnt es zu boxen. Soll das der Protest gegen Miriams unanständige Gedanken sein? Sie atmet tief durch, um dem Baby zu signalisieren, dass alles in Ordnung ist. Miriam wird vernünftig sein. Sie wird sich um Gottes willen nicht kurz vor ihrer Niederkunft in irgendwelche phantastischen Vorstellungen von Liebe und Zärtlichkeit verrennen. Es ist nur ein kleines Spiel, um sich die Zeit zu vertreiben. Diese irritierende Mischung aus Leder, Mann und dem nebulösen Versprechen in ihrem Inneren ist geradezu eine Herausforderung. Der Cowboy wird zum Prinzen, der einfach kommen muss, um all das, was in Miriams Leben nicht funktioniert, in seine starken, beschützenden Hände zu nehmen.
    Miriam muss lächeln. Sie weiß natürlich, dass es nur die Hormone sind, die ihrer Nase vor dem Verstand den Vortritt lassen. Dieser Cowboy
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