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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte
Autoren: Nicole Joens
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verändert. Nach Rücksprache mit Tante Sigrun und dem Pfarrer wacht jetzt die barmherzige Gottesmutter mit ihrem schützenden Mantel über die Todesstelle von Esther. Zudem wurden Esthers Nachname sowie ein kleiner Davidstern hinzugefügt. Joe hatte es so entschieden und auf dem Marterl zusätzlich die Bitte einritzen lassen, dass endlich Vergebung für diese schreckliche Tat gewährt werden möge. Geweiht wurde das Marterl vom Pfarrer. Man sprach bei dieser Gelegenheit über die neugeborene Esther, die wie ihre Mutter Miriam und die Kinder Benedikt und Anna-Sophie nicht getauft waren. Manche Menschen hatten keinen Glauben mehr, weil man ihn zu gründlich zerstört hatte. Mit diesen Worten hatte der Pfarrer das Marterl eigenhändig geschultert und es zurück auf den Berg gebracht.
    Joe weiß, dass er zu Miriam gehen muss, aber das Ungesagte beschäftigt ihn auf schmerzhafte Weise. Er leidet unter einem fast lächerlichen Drang, diese Frau mit ihren Kindern zu beschützen, obwohl Miriam seinen Schutz jetzt gar nicht mehr braucht. Der Musikproduzent hat Joe auf nette Weise klargemacht, dass es ihm um Miriam geht. Erleichtert darüber, weder musikalisch noch familiär ein Paar vorzufinden, hat er ausschließlich mit ihr verhandelt. Joe ist sicher, dass sie gehen wird. Vielleicht will er auch deshalb nicht runter zur Kirche. Sein Traum von der barfüßigen Familie auf der Sommerwiese wird sich nicht erfüllen, und das tut weh. Was er sich wünscht, ist die Stärke, um Miriam und die Kinder auf gute Weise verabschieden zu können. Inmitten dieser frommen Gedanken dringt ein deutlicher Geruch in Joes Nase. Es riecht nach frischem Apfel. Kurz darauf knirschen sorgfältig gesetzte Schritte. Alembusch steht mit halb gegessenem Apfel vor ihm und deutet auf sein dummes Ausreißerkamel, auf das Joe jetzt besser aufsteigt, wenn er Miriam noch einmal sehen will, denn unter ihnen im Dorf fährt die weiße Limousine des Musikproduzenten bereits auf die Kirche zu.
    Miriam kann rein gar nichts mit dem großen Auftritt des Cowboys zu Kamel anfangen. Sie ist aber trotzdem froh, dass er gekommen ist, um sie und die Kinder zu verabschieden. Ihr ist mulmig zumute, so als würde sie wieder einmal eine Entscheidung treffen, die sich im Nachhinein als falsch herausstellen wird. Während Joe vom Kamel steigt und es an den Baum bindet, träumt sie sich zusammen, dass er mit ihr kommen wird, sozusagen als ihr Gitarrist und persönlicher Beschützer, aber natürlich weiß sie, dass er dazu viel zu stolz wäre.
    Jörg geht bereits auf Joe zu. Die Männer begrüßen sich und beginnen zu reden, während Miriam auf das Ende des Gottesdienstes wartet, um die Kinder in Empfang zu nehmen. Sie wird dem Cowboy das Geld geben, ihm mit freundlichen Worten danken und mit den Kindern in die Limousine einsteigen, um das Leben zu beginnen, auf das viele Musiker ein Leben lang vergeblich warten. So wird es sein. Sie kann sich auch gar nicht den Luxus erlauben, wählerisch zu sein. Es ist nur ihre eigene Unsicherheit, die sie verrückt macht, redet sie sich ein. Das hier ist die goldene Gelegenheit. Auf einen Schlag werden alle ihre Probleme gelöst. Damit wird sie nur noch das eine Problem haben, das sie quält, seit sie ein kleines Mädchen ist. Immer schon hat sie sich die Liebe eines Mannes gewünscht, dem sie alles bedeutet. Miriam atmet tief durch. Sie ist jetzt kein kleines Mädchen mehr, sondern eine erwachsene Frau mit Verantwortung. Also, Schluss mit dem Unsinn! Sie hört, wie Joe über einen Witz von Jörg lacht, und sieht seine charmanten Grübchen, in die sie im Übungskeller fast gefallen ist, als der Cowboy Angie nur für sie gesungen hat. Ihr wird heiß vor Sehnsucht. Unter dem Tragetuch vor ihrer Brust, in dem ihr Baby schläft, tanzt ihr Herz im Verborgenen einen leidenschaftlichen Tango, aber sie verbietet sich, schwach zu werden. Ja, Miriam will in seinen Armen heilen, was schon seit Kindertagen wund ist. Familie sein, zusammengehören, um endlich ihre Wurzeln in der Erde verankern zu dürfen, damit auch die Kinder Kraft schöpfen können für ihr gemeinsames Morgenland mit all seinen Herausforderungen. Das ist ihr Traum, aber dieser Traum wird sich an diesem Tag nicht erfüllen.
    »Bist so weit, Miriam?«
    Plötzlich steht der Cowboy direkt vor ihr, und Miriam fühlt sich wie ein Kind, das beim Lügen ertappt wurde. Schnell überreicht sie ihm den Umschlag mit dem Geld und bedankt sich mit netten Worten, mit jeder Silbe darauf bedacht, nicht
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