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Maria, ihm schmeckts nicht!

Maria, ihm schmeckts nicht!

Titel: Maria, ihm schmeckts nicht!
Autoren: Jan Weiler
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gewis-
    sen Widerwillen, besonders heute, denn es gibt ein
    Highlight der regionalen Küche von Molise, nämlich
    Pasta con la trippa, was bestimmt genauso schmeckt, wie es klingt. Gerne greifen Köche in dieser Gegend zu Innereien, die selbst sorgsam gewaschen und
    zubereitet eine Prüfung für jeden und nicht nur für jeden empfindlichen Magen darstellen.
    Wer das trotzdem gerne probieren möchte, bitte
    schön, Sie sind schließlich erwachsen und haben ein Recht auf Ihre eigenen Erfahrungen:

    Zutaten

    300 g Röhrchennudeln
    250 g Kutteln vom Lamm
    1 kleines Stück Sellerie
    1 kleine Karotte
    2 EL kaltgepresstes Olivenöl
    Salz, Pfeffer
    1 kleine Chilischote
    100 g Pecorino-Käse (gerieben)
    Nudeln

    Zubereitung

    Die Kutteln waschen, Fetthäutchen entfernen und
    in handtellergroße Stücke schneiden. Anschlie-
    ßend bei mittlerer Hitze in reichlich Salzwasser
    kochen, bis die Kutteln weich sind.
    Den Sellerie und die Karotte waschen und in feine
    Würfel schneiden. Das Fleisch herausnehmen,
    in Streifen schneiden und zusammen mit dem Ge-
    müse in dem Öl anbraten, salzen und pfeffern. Mit
    reichlich Flüssigkeit (z. B. dem durchgesiebten
    Kuttelwasser) ablöschen und zwei Stunden kö-
    cheln. Gegen Ende der Kochzeit Nudeln mit in
    den Topf geben und im Sud gar kochen.
    Kurz vor dem Servieren die gehackte Chilischote
    zugeben und den Pecorino darüber streuen.

    Beim Essen erzählen meine Cousins und Onkel gerne
    einen guten Witz. Die meisten davon sind ganz
    harmlos. Zoten sind bei meinen Leuten nicht gefragt.
    Anzüglichkeiten verstehen und mögen sie nicht. Nie
    habe ich erlebt, dass Gianluca, Marco oder Paolo
    oder irgendjemand aus meiner Altersklasse respekt-
    los über Frauen gesprochen hätte.
    Als ich einen jovialen Herrenscherz über eine Mo-
    deratorin des italienischen Fernsehens anbringe und Sara, diese Teufelin, diesen Unsinn auch noch übersetzt, komme ich mir vor wie der Schurke im Saloon.
    Alle hören auf zu essen, lassen die Gabeln sinken,
    keiner lacht. Alle schauen mich an. Ich lächle blöd in die Runde und spüre, dass Nonna Anna mich schlagen will. Macht sie aber nicht. Sie bestraft mich
    schlimmer, indem sie zu Sara sagt: »Na, da hast du
    aber einen großen Fang gemacht.«
    Witze nach ihrem Gusto gehen so: Ein Mann
    kommt in den Himmel. Petrus macht mit ihm einen
    Rundgang, um ihm zu zeigen, welche Wohnorte für
    ihn in Frage kommen. Zunächst besuchen sie den
    Limbus, wo Kinder und Erwachsene gemeinsam an
    langen Tischen sitzen, DVDs ansehen, dabei Süßig-
    keiten essen und es sich gut gehen lassen. Der Mann ist beeindruckt. Dann schauen sie in der Hölle
    vorbei. Quietschvergnügte Menschen laufen dort
    umher, es gibt wunderbare Sitzecken, in denen man
    bei Kerzenschein und erstklassigem Wein die hohe
    Kunst der Spitzenküche genießt, dazu spielt ein
    Streichquartett Werke von Mozart und Brahms.
    Manche der Bewohner stehen an einem Büfett und
    laden sich riesige Desserts auf tablettartige Teller.
    Wenn das hier die Hölle ist, wie soll es dann im
    Himmel zugehen? Der Mann entscheidet sich also
    für das Paradies.
    Am ersten Tag serviert ihm Petrus einen grünen
    Salat mit Essig. Der Mann ist enttäuscht. Am zweiten Tag gibt es einen Teller kalte Nudeln mit Butter. Der Mann isst auf, nimmt sich jedoch vor, am kommenden Tag das Essen zu beanstanden. Anderntags
    bringt Petrus halbgaren Reis und eine Tomate. Dem
    Mann reißt der Geduldsfaden und er ruft: »Was soll
    denn das? In der Hölle wird geschlemmt und hier im
    Paradies gibt es nur langweiligen Salat, Nudeln und Reis. So habe ich mir das aber nicht vorgestellt.«
    Darauf Petrus: »Selber schuld. Meinst du vielleicht, für uns beide lohnt es sich, hier groß zu kochen?«
    Es ist ein schönes Weihnachten. Trotz der Laut-
    stärke. Trotz der Kälte. Aber wegen meiner Familie, die sich so eine große Mühe gibt. Sie haben es nicht immer leicht da unten in ihrer kaputten vergessenen Stadt. Nach einem schweren Erdbeben mussten viele
    Häuser geräumt werden, die nun langsam zusam-
    menfallen werden. Nein, sie haben es wirklich nicht leicht. Aber das merkt man ihnen nicht an, wenn
    man mit ihnen Tombola spielt.
    Bei unserer Abreise vergesse ich leider meinen
    panettone, doch das macht nichts. Drei Tage später hat Nonna Anna mir einen frischen hinterherge-schickt.

    Zwölf

    Es kommt der Tag im Leben eines Mannes, an dem
    er ein neues Auto braucht. Nicht immer ist der Vor-
    gänger unrettbar abgenutzt, hatte einen Unfall oder wurde als
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