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Maria, ihm schmeckts nicht!

Maria, ihm schmeckts nicht!

Titel: Maria, ihm schmeckts nicht!
Autoren: Jan Weiler
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leises Geschenk:
    einen panettone. Es hatte sich wohl herumgespro-chen, dass ich Bauschaumkuchen über alles liebe.
    Die Schadenfreude meiner Frau legt sich, als sie ihr geblümtes Duschhäubchen ausgepackt hat.
    Nachdem sich die Wogen der Aufregung um die
    schönen Geschenke geglättet haben, spielen wir, das macht meine Familie immer so. Meistens wird scopa gespielt. Wenn aber mal alle beisammen sind, und
    das ist höchstens zwei Mal pro Woche der Fall, dann wird der große Karton geöffnet. Dann ist Tombola-Time.
    Jeder erhält ein Kärtchen und Nonna Anna dreht
    ein kleines Rad. Wer die richtige Zahl hat, schreit:
    »Tombola !« Nun wird kontrolliert, weil eigentlich
    alle schummeln, und anschließend wird wieder ge-
    dreht. So geht das stundenlang und ohne nachlassen-
    de Begeisterung.
    Im Jahr davor hatten wir zu Hause bei uns gefeiert
    und Toni kam zu Besuch. Leider hatten wir kein
    Tombola-Set und spielten ersatzweise ein anderes
    Spiel. Das geht so: Einer muss einen Begriff erklären und darf dabei eine Reihe von Wörtern nicht benutzen. Wenn die Mitspieler erraten, worum es geht,
    bekommt man einen Punkt. In einer begrenzten Zeit
    muss man versuchen, möglichst viele Begriffe zu
    erläutern. Das ist ein heiteres Spiel, besonders, wenn Toni mitspielt.
    Er zog eine Karte vom Stapel und hob an: »Also, iste eine Dinge da, wenne Winter iste und iste lausekalt, musste du auf der Kopf tragen und über die Ohre,
    dann wird schöne warm und musste nicht frieren.«
    »Mütze!«, rief meine Frau.
    Das wäre im Prinzip gut gewesen, aber leider stand
    auf der Karte »Münze«. Kein Punkt für Toni, was
    diesen jedoch nicht lange verdross, weil er fand, dass er das Wort gut erklärt habe, auch wenn ein ganz
    anderes gefragt war.
    In der nächsten Runde zog er wieder eine Karte
    und rief aufgeregt: »Iste eine Geschäft, große Ge-
    schäft. Fährste mit der Auto hin und kannste kaufe
    Benzin oder vielleichte Diesel und gibt auch
    Zigaretten, aber keiner darfe rauchen.«
    »Tankstelle!«, riefen wir.
    Er: »Ja, aber eine bestimmte.«
    »Aral! Esso! BP!«
    »Nein, allenixe.«
    »Shell!«
    »Jawoll, iste Shell.«
    Auf der Karte stand »schnell«.
    Nun also Tombola. Toni ist ein Meister darin. Er
    bescheißt so hemmungslos, dass ihn die anderen ir-
    gendwann widerstandslos gewähren lassen. Am En-
    de gewinnt er und ruft: »Bin i eine gute Spieler? Nu sag mal: Bin i eine gute Spieler?«
    »Du bist der Beste.«
    »Iste nicht schöne Weihnachten, meine liebe Jung?«
    »Es ist wunderschön.«
    Hier in Campobasso ist Antonio spieltechnisch na-
    türlich voll auf der Höhe und schlägt nun eine Partie Poker vor. Dieses Spiel verläuft bei meiner Familie nach den folgenden Regeln: Einer gibt die Karten
    und dann wird gejammert. Sämtliche Mitspieler
    beklagen die mangelnde Güte ihres Blattes, fluchen, bekreuzigen sich anschließend und fluchen weiter.
    Bevor der erste Einsatz bekannt gegeben wird, teilen mindestens drei Spieler mit, dass sie nun bald aussteigen, was natürlich nicht geschieht, weil nämlich alle gerade bluffen. Die Bluffqualität dieses Klagens und Beweinens ist gering, denn erstens folgen dem
    Eingeständnis, miese Karten zu haben, riesige Ein-
    sätze, und zweitens ist vollkommen klar, dass jeder, der nicht jammert, ein gigantisches Blatt haben muss, was den Spielverlauf drastisch verkürzt. Nach einer guten Stunde bin ich um dreißig Eurocent reicher,
    denn gespielt wird nur mit Centstücken, die Cousin
    Paolo eigens für die Pokerrunde aus seinem Super-
    markt mitbringt.
    Ich gelte bald als fabelhafter Spieler, denn ich habe schon vier Runden gewonnen. Das liegt aber nicht
    daran, dass ich so gut pokern kann, sondern lediglich daran, dass mein Sprachschatz zum Blattbejammern
    und Wehklagen nicht ausreicht und ich deshalb weit-
    gehend schweigend spiele und nur mit den Fingern
    die Anzahl der zu tauschenden Karten anzeige. An-
    tonio hingegen, dem ich ansehe, dass er sich gerade für Tex hält, verliert ständig, was er uns anschaulich als Supertrick verkauft, weil es uns in Sicherheit
    wiege. Ich erhalte schließlich für alle Zeiten den
    Spitznamen »Pokerface« und lege mich am Ende ei-
    nes ereignisreichen Tages als reicher Mann neben
    mein Schlangenweib.
    Egidio, so wird mir am nächsten Tag erläutert, ist
    eine gute Gabel. Ich liebe diese Ausdrücke. Wenn
    jemand eine gute Gabel ist, dann bedeutet das: Fress-sack. Ich bin natürlich ebenfalls eine gute Gabel,
    wenn auch im Gegensatz zu Egidio mit einem
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