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Mari reitet wie der Wind

Mari reitet wie der Wind

Titel: Mari reitet wie der Wind
Autoren: Federica de Cesco
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Sie doch selbst«, sagte Luka s mit Ungeduld in der Stimme. »Der Kopf! « »Der Kopf?«, stammelte Aumale . Lukas legte Paloma eine Hand auf die Stirn , während Gaston beflissen zur Zeltdecke starrte . »Sie hat keine Ausbuchtung. Das bedeutet, das s sie ein kleines Gehirn hat. Das ist wohl de r Grund, warum sie so bockt. Intelligente Pferd e bocken nur für kurze Zeit. « Marcel Aumale schluckte . »Noch wunde Punkte?«, fragte er lahm . Lukas zuckte mit den Schultern . »Kleinigkeiten. Ihr Rückgrat ragt zu weit auf . Ein Geburtsfehler, nehme ich an. Und die Augen schimmern blau, sie ist also nicht ganz gesund. Nichts Schlimmes, glaube ich, aber ma n weiß ja nicht, was sie als Fohlen zu fressen bekam. Der Tierarzt wird Ihnen Auskunft geben. « Aumale stand da wie vor den Kopf geschlagen . Inzwischen hakte Lukas das Seil los und sagt e mit todernster Miene zu Mari: »Verabschied e
    dich von Paloma, Mädchen. Und sei nicht traurig. Es gibt schönere Pferde. « »Warten Sie!«, fuhr Aumale nervös dazwischen . »Ich...ich habe viele Freunde, die selbst Pferd e besitzen. Ich will ein Tier, das sich sehen lasse n kann. « »Dann haben Sie die falsche Wahl getroffen« , sagte Lukas unbeteiligt. »Aber warum ist das s o wichtig? Das sind Dinge, die nur Kenner sehen . Es ist trotzdem kein übles Pferd. « Aumale räusperte sich . »Angenommen . . . ich mache Ihnen den Vorschlag das Tier zu kaufen? Ich meine, das wär e nur so eine Idee von mir. Würden Sie es dann i n Ihrem Zirkus verwenden? « Lukas starrte ihn drei volle Sekunden an, bevo r er in Gelächter ausbrach . »Aber Monsieur! Ich arbeite nur mit makellose n Tieren. « Aumale wurde rot . »Aber sie ist eine Stute. Sie kann Fohlen tragen. « Lukas lachte nicht mehr, sondern schüttelt e finster den Kopf. »Auch das nicht ohne Weiteres, leider. Der Schwung ihres Halses gefällt mi r nicht. Sie leidet wahrscheinlich an Blähungen . Stuten, die Blähungen haben, tragen selten Fohlen. « Aumale stieß einen wütenden Seufzer aus .
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?« , schnauzte er Gaston an . Der Verwalter kratzte sich am Kopf . »Nun, Monsieur, Sie haben mich nicht gefragt . Und wenn man das Tier so sieht . . . « »...da denkt man, es sei kein übles Pferd«, fie l Lukas ihm spöttisch ins Wort. Er wandte sich a n Aumale . »Tja, was soll ich sagen? Wenn Sie das Pferd unbedingt loswerden wollen, kaufe ich es Ihne n ab. Wir brauchen störrische Tiere für das Training. Die Reiter können aus ihren Tücken lernen . . . « »Siehst du, Mari«, sagte Gaston mit Grabesstimme. »Du hast die ganze Zeit einem Pferd nachgeweint, das nichts taugt. « Mari hielt den Blick fest auf ihre Füße gerichtet . »Ich dachte immer, Paloma sei schön und klug . Aber wenn sie ja krank ist . . . « »Sie hat Würmer«, sagte Lukas verdrießlich . Aumale betrachtete ihn gereizt . »Wie viel geben Sie mir für das Pferd? « Lukas’ dunkle Lippen zuckten spöttisch . »Das werden wir bei einem Glas Wein besprechen. Und dann mit einem Handschlag besiegeln. Wenn Sie nämlich wollen, dass ich diese s Pferd kaufe, darf ich nicht ganz klar bei Verstand sein. «

16. Kapitel
    Lachen und Stimmengewirr erfüllten das Kantinenzelt. Die Luft war stickig, das Essen gut und reichlich. Ein Samowar stand auf dem Tisch. Wein wurde aus einem kleinen Fässchen gezapft. Die Artisten entspannten sich nach der Vorstellung, aßen mit Heißhunger. Fanny musste immer wieder erzählen, wie Lukas den Schimmel für einen Spottpreis erstanden hatte. Die Geschichte löste schallendes Gelächter aus. »Aumale hat Lukas nahezu angefleht, ihm das Pferd vom Hals zu schaffen.« Die Artisten bogen sich vor Lachen, schüttelten Lukas die Hand, schlugen ihm auf die Schulter. Lukas schmunzelte wie ein kleiner Junge, dem gerade ein guter Streich gelungen ist. Mari schlang gierig das Essen hinunter. Vor ihr stand eine dampfende Schüssel mit Reis und Fleischklößchen. Lola saß neben ihr, sie hatte Deborah in ihren Schal gewickelt. Lärm und Gelächter schienen der Kleinen nichts auszumachen: Sie schlief tief und zufrieden. Mari war nicht unglücklich, nur etwas traurig. Paloma gehörte jetzt Lukas. Die Trennung war unvermeidlich. Aber Lukas war ein Mensch, der die Pferde verstand. Und die Tiere spürten, wenn die Menschen sie liebten. Lukas würde Paloma ausbilden, ihr neue Kunststücke beibringen. Das Spiel würde ihr gefallen. Mari seufzte. Morgen würde man das Zelt abbauen; der Zirkus würde weiterziehen. Nein,
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