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Mari reitet wie der Wind

Mari reitet wie der Wind

Titel: Mari reitet wie der Wind
Autoren: Federica de Cesco
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Gesicht. Er trug perfekt geschnittene Reithosen, ein Polohemd mit dem Zeichen einer bekannten Modefirma und Stiefel mit Sporen. In der Hand hielt er eine Peitsche.

5. Kapitel
    »Das Pferd ist jung und störrisch«, hörte Mari den alten Gaston sagen. »Wir werden es nur mit Geduld zähmen.« »Gehorsam kann man lernen«, gab Marcel Au-male schroff zurück. »Je früher man damit beginnt, desto besser. Das gilt für zweibeinige Wesen ebenso wie für Vierbeiner.« Marcel Aumales Antwort trieb Mari das Blut in die Wangen. Gaston äußerte sich nicht dazu. »Das Seil kennt es schon«, meinte er. »Aber es wurde bisher ohne Sattel und Mundstück geritten.« »Es wird sich daran gewöhnen müssen«, erwiderte der Besitzer. »Sobald es erkannt hat, dass der Reiter sein Meister ist, ist es fertig zum Reiten.« »So einfach ist das nicht«, brummte Gaston. »Die Stute ist scheu.« Marcel Aumale schlug mit dem Peitschenstiel in seine Handfläche. Der Schlag erzeugte einen kleinen Knall. »Sie wird schon parieren. Das Zaumzeug, los!« Mari hätte aufspringen wollen und schreien: »Ich habe Paloma schon tausendmal geritten. Die Stute tut alles, was ich will! Aber Zaumzeug und Sattel erträgt sie nicht.« Sie hob die Faust zum Mund, biss sich vor lauter Verzweiflung in die Finger. Während Paulo das Pferd an der Leine hielt, ging Gaston langsam auf Paloma zu. Die Stute zitterte, ihre Nüstern klebten vor Schaum. Plötzlich sprang sie mit allen vier Beinen auf einmal in die Höhe, drehte sich wütend um ihre eigene Achse. Paulo konnte das Seil nicht halten. Er wurde mitgerissen und landete in einem hohen Bogen im Sand. »Immer schön ruhig!«, murmelte Gaston. Er packte die am Boden schleifende Leine und hielt sie mit aller Kraft fest, während Paulo sich wieder aufrappelte und ihm kleinlaut zu Hilfe kam. Paloma bäumte sich auf. Ihre Hufe schlugen durch die Luft. Dann fiel sie so schwer auf die Vorderhufe zurück, dass die Erde bebte. »Die Stute ist sehr empfindlich, Monsieur Au-male«, keuchte Gaston. Der Besitzer knallte mit der Peitsche. »Unsinn! Sie ist bloß schrecklich verzogen. Aber wir werden sie schon drillen.« »Wir sollten ihr mehr Zeit geben. Das ist eine gute Methode, die beste, glaube ich.« »Zeit ist Geld«, entgegnete Aumale trocken. »Und Pferde lernen dadurch, dass sie geritten werden.«
    Gaston machte ein mürrisches Gesicht. Er ging mit dem Zaumzeug auf das Pferd zu. Paloma wandte blitzschnell den Kopf; ihre Zähne schnappten knapp vor Gastons Handgelenk in die Luft. Doch der alte Mann blieb gelassen und sprach sanft zu dem Pferd, was die Stute zu beruhigen schien. Paloma war klug genug, um zu wissen, dass es sinnlos war, sich gegen die Schlinge um ihren Hals zu wehren. Gaston war erfahren in seinem Beruf und wusste, was zu tun war. Er presste eine Hand auf die Nüstern des Pferdes. Paloma öffnete das Maul. Mit ein paar raschen, geschickten Bewegungen legte ihr Gaston Mundstück und Zaumzeug an. »Du wirst schon merken, dass es dir nicht schadet«, meinte er gutmütig. Paloma biss auf dem Gebissstück herum und versuchte vergeblich, es auszuspucken. Das Zaumzeug war ihr verhasst. Gelber Schaum tropfte aus ihrem Maul. Während Paulo die bebende Stute hielt, kam Gaston mit Satteldecke und Sattel an der Leine entlang an sie heran. Er rieb ihr mit der Hand den Rücken, legte ihr die Satteldecke auf. Dann folgte der Sattel. Sofort bäumte Paloma sich auf und es kostete Gaston einige Mühe, die Gurte zu befestigen. Aber er sprach dabei freundlich zu dem Tier, sodass es sich unwillkürlich entspannte. Dann nahm er die Zügel und wollte sich in den Sattel schwingen. Doch der Besitzer kam ihm zuvor. »Ich werde sie reiten.« Gaston warf ihm einen prüfenden Blick zu und seufzte. »Ich an Ihrer Stelle würde das nicht tun, Monsieur. Das Pferd wird bocken.« Aumale verzog höhnisch die Lippen. »Mir gefallen bockige Pferde.« Gastons Gesicht war ohne jeden Ausdruck. »Wie Sie wollen, Monsieur.« Paulo hielt die Steigbügel, um ihm beim Aufsteigen zu helfen. »Beiseite!«, brummte der Gutsherr. Paulo öffnete den Mund, doch Gaston schüttelte unmerklich den Kopf. Wortlos trat Paulo zurück. Gaston hielt das Pferd, während Marcel Aumale den Fuß in den Steigbügel setzte und in den Sattel stieg. Paloma erstarrte. Ihre Gelenke wurden steif, ihre Muskeln stahlhart. Marcel Aumale setzte sich bequem zurecht, packte die Zügel. »Weg da!« Beide Gardians traten zurück. Im selben Augenblick brach die Stute heftig aus,
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