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Mareks Todfeind

Mareks Todfeind

Titel: Mareks Todfeind
Autoren: Jason Dark
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die beiden auch verstehen. Sie sprachen über die Beerdigung, und der Mann am Frühstückstisch erfuhr, dass Karl Juric zu den Sargträgern gehörte.
    »Willst du jetzt schon gehen?«
    »Ja, ich treffe mich mit den anderen an der Leichenhalle.«
    »Ist es nicht zu früh?«
    »Unsinn. Wir müssen noch etwas besprechen.«
    Miranda Juric lachte. »Ja, das kenne ich. Das Besprechen wird nicht trocken ablaufen. Ich erinnere mich noch an die letzte Beerdigung. Da seid ihr alle betrunken gewesen. Nur mit viel Glück habt ihr den Sarg nicht fallen lassen.«
    »Damals war es so kalt.«
    »Klar, Ausreden habt ihr immer.«
    »Wir sehen uns dann auf dem Friedhof.«
    »Meinetwegen.«
    Karl Juric verließ die Küche. Ohne dem Gast einen Blick zuzuwerfen, ging er durch das Lokal auf den Ausgang zu und verschwand.
    Marek trank mittlerweile die dritte Tasse Kaffee. Ihm wurde allmählich warm. Die Sonne war gewandert und sandte ihre ersten Strahlen in den Raum. Noch erreichten sie Marek nicht und breiteten sich auf dem grauen Holzfußboden aus.
    Miranda hatte in der Küche nichts mehr zu tun. Sie trat an Mareks Tisch und erkundigte sich, ob alles in Ordnung war und er noch etwas Nachschlag wünschte.
    »Nein, das auf keinen Fall. Es ist zu viel. Ein tolles Frühstück, wirklich.« Er deutete auf einen freien Stuhl. »Aber setzen Sie sich doch, Frau Juric.«
    »Danke.«
    Etwas scheu nahm sie Platz und lächelte. »Sie wollen ja auch zur Beerdigung.«
    »Genau deshalb bin ich hier.« Marek schob einen Teller zur Seite. »Wie ich hörte, ist Ihr Mann einer der Sargträger?«
    »Das ist bei uns so üblich.« Miranda schob die Unterlippe vor. »Es wird sowieso eine ungewöhnliche Beerdigung.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Ja, denn Vargas hat schon zu Lebzeiten bestimmt, dass kein Priester dabei sein soll. Er wird ohne den kirchlichen Segen in der Erde verschwinden.« Sie schüttelte sich. »Das möchte ich nicht.«
    »Jeder ist anders.« Frantisek winkte ab. »Vargas hatte es schon früher nicht mit der Kirche.«
    »Ja, Sie kennen ihn ja. Oder kannten ihn.«
    »Wir waren zusammen in einer Schule.«
    Miranda schaute Marek skeptisch an. »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie scheinen mir doch um einige Jahre älter zu sein als er.«
    Der Pfähler lächelte. »Das stimmt schon. Nur war er ein paar Klassen weiter als ich. Außerdem hat er sich gut gehalten. Wir haben uns ja über Jahre hinweg nicht mehr gesehen. Ich wusste nur, dass er in Dunai gelebt hat.«
    »In den letzten zwölf Jahren.«
    »Was hat er hier getan?«
    »Er baute sich ein Haus. Wovon er gelebt hat, kann ich nicht sagen. Er war öfter über längere Zeit weg, kehrte dann zurück und hatte auch recht wenig Kontakt zu uns hier. Wenn man ihn auf seinen Beruf ansprach, hat er gesagt, dass er Händler sei. Was immer das auch zu bedeuten hat. Man war allgemein der Meinung, dass er mit Waffen gehandelt hat. Aber offen sprach man nicht darüber. Dass er so schnell sterben würde, hätte keiner von uns gedacht.«
    »Woran starb er denn genau?«
    »Muss wohl ein Herzschlag gewesen sein. Jedenfalls fand man ihn tot hinter seinem Haus.«
    »So ist das eben. Bei manchen schlägt der Tod brutal und auch unverhofft zu.«
    »Da sagen Sie was.«
    »Ich habe es auch nur durch Zufall erfahren«, meinte Marek, »aber diesen Termin wollte ich mir nicht nehmen lassen, auch wenn wir uns lange nicht gesehen haben. Sind Sie auch dabei?«
    »Nein, ich habe hier noch Vorbereitungen zu treffen. Nach der Beisetzung wird es hier voll.«
    »Aber Ihr Mann ist...«
    »Klar. Er ist sogar stark beschäftigt. Er fungiert als Sargträger. Das macht er immer, wenn jemand aus dem Dorf stirbt. Es gehört praktisch zu unserer Tradition, obwohl Vargas nicht eben stark in unser Dorfleben hier eingebunden war. Aber er hat hin und wieder Geld gespendet. Deshalb hat er auch die Beerdigung verdient.«
    »War er reich?«
    Miranda Juric zuckte mit den Schultern. »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Reich ist ja relativ. Sein Haus ist zwar groß, aber nicht protzig.«
    »a, ja, das war wohl seine Art.«
    Miranda hob die Schultern. »Und jetzt ist er tot. Schade. Das muss ich schon sagen.«
    »Haben Sie ihn sehr gemocht?«
    Miranda Juric zögerte mit der Antwort. »Man hat ihn respektiert. Freunde hatte er hier nicht. Er kam als Einzelgänger und ist auch so gegangen. Manche waren der Meinung, dass er sich hierher zurückgezogen hat. Hier fand man ihn nur schlecht.«
    »Wer hätte ihn denn finden sollen?«
    »Keine
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