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Mareks Todfeind

Mareks Todfeind

Titel: Mareks Todfeind
Autoren: Jason Dark
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gewesen, über den er sich jetzt noch wunderte. Es wollte ihm nicht in den Kopf, und es gab auch für ihn keine logische Erklärung für sein Verhalten.
    Gefühle. Misstrauen. Eine Vorahnung. Wie immer man es auch nennen wollte. Das alles hatte ihn getrieben. Er hatte diesen Gefühlen sofort nachgegeben. Auch jetzt hatte er noch das Gefühl, sich richtig verhalten zu haben.
    Der Waldschrat war verschwunden. Marek löste sich zudem von seinen Gedanken und nahm die Umgebung wieder besser auf. Erst jetzt stellte er fest, dass ihn tiefe Stille umgab, eingepackt in die noch immer vorhandene Wärme, die einfach nicht abnehmen wollte. Dieser Sommer war einfach grausam heiß gewesen. Und er hielt in Rumänien noch an. Nicht sehr sonnig, dafür aber immer schwüler, wobei sich mächtige Gewitter in der Nacht oft genug austobten.
    Zwar war die Sonne noch zu sehen, aber sie zeigte sich mehr als eine verschwommene Kugel, die nur wie zufällig ihren Platz am Himmel gefunden hatte.
    Kein anderer wollte noch einen Blick in die Leichenhalle werfen. So war Frantisek Marek allein unterwegs, und er lauschte dem Summen der unzähligen Insekten, die ihren vorabendlichen Tanz begannen und auf der Suche nach Blut waren.
    Da glichen sie den Vampiren, die Frantisek Marek schon seit Jahren jagte. Das hatte ihm den Kampfnamen der Pfähler eingebracht, und tatsächlich ging er fast nie ohne seinen alten Eichenpflock aus dem Haus. Auch jetzt trug er ihn unter seiner Jacke verborgen wieder bei sich.
    Er war noch vom alten Schlag. Zwar ließen sich die Blutsauger auch anders vernichten, wie seine Freunde in London es oft genug bewiesen hatten, aber den Pfahl beherrschte er perfekt, und eine mit geweihten Silberkugeln geladene Pistole, die ihm überlassen worden war, benutzte er nur selten.
    Die Tür der Leichenhalle war so alt wie der Bau selbst. Sie schien jeden Moment auseinander fallen zu wollen. Das dicke Holz zeigte Risse und Spalten. An einigen Stellen schimmerte der Schimmel in einer blassgrünen Farbe.
    Bisher hatte der Pfähler seinen Besuch locker gesehen. Das änderte sich nun, denn er spürte schon einen gewissen Druck im Magen, was auf ein ungutes Gefühl hindeutete.
    Er drehte sich um.
    Es war niemand da, der ihn beobachtete. Zumindest sah er keinen. Der Blick in den Ort hinein war ihm versperrt durch die dicht beieinander stehenden Bäume, die einen kleinen Wald bildeten. Nadelhölzer, die sehr dunkel aussahen, sodass das Grün fast schwarz wirkte.
    Er wurde das mulmige Gefühl nicht los. Marek kam sich vor wie ein Mensch, der bald vor einer bestimmten Entdeckung stand, die er nicht eben als positiv einschätzte. Aber er musste diesen Weg gehen, das war schon wie ein Zwang.
    Die Tür ließ sich öffnen, wenn er seine Hand um einen rostigen Griff legte. Er umklammerte ihn und strengte sich an. Unter dem Griff befand sich ein altes Schloss, das nicht verschlossen war. Da hatte der Waldschrat nicht gelogen.
    Die Tür bewegte sich. Und sie »lebte«, wenn er auf die Geräusche achtete. Sie klangen wie ein leises Stöhnen oder Schreien, das verstummte, als Marek die Leichenhalle betrat.
    Hinter ihm klemmte die Tür fest. Sie fiel nicht wieder zu. Frantisek ließ sie auch offen, damit Licht in den Bau einfallen konnte. Er blieb nahe der Tür stehen und schnüffelte.
    Seiner Meinung nach roch es nach Tod und Verwesung...
    Es war ein bestimmter Geruch, der seine gesamte Nase ausfüllte und auch in der Kehle zu schmecken war. Faulig, muffig. Auch nach dem Rauch qualmender Kerzendochte.
    Marek befand sich zum ersten Mal in der Leichenhalle. Das wenige Licht reichte ihm allerdings aus, um sich umschauen zu können. Den Sarg sah er vorn stehen, er war auch nicht geschlossen, doch das interessierte ihn im Moment nicht. Er wunderte sich nämlich über die Einrichtung, oder mehr darüber, dass sie nicht vorhanden war. Es gab weder Stühle noch Bänke. Das heißt, zwei Stühle sah er schon. Sie standen von ihm aus gesehen an der rechten Wand.
    Natürlich saß keiner darauf und spielte den Totenwächter. Kerzen gab es ebenfalls. Sie lagen an den Wänden auf dem Boden und steckten in dunklen Ständern, die sich an der Wand hinter dem Sarg verteilten. Nur gab es keine Kerze, die brannte.
    Mit einer routinierten Bewegung griff der Pfähler unter seine Jacke und streichelte dort seine Waffe. Dieser Pfahl hatte schon seine Geschichte. Wenn er hätte reden können, er hätte viel zu erzählen gehabt. Wie oft war er tief in die Körper der verfluchten
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