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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1
Autoren: Gary Jennings
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stimmten darin überein, der Einladung der Chola zu folgen, und bedankten uns sehr. So kam es, daß wir in ihrer karwan aus Buzai Gumbad hinausritten und uns aufmachten, zu den abweisenden Bergen im Norden zu gelangen.
    Unsere karwan war nur klein verglichen mit manchen, die wir im Lager gesehen hatten und zu denen Dutzende von Menschen und Hunderte von Tieren gehörten. Die Chola waren alles in allem nur ein Dutzend, dazu ausschließlich Männer, keine Frauen und Kinder; und sie hatten auch nur ein halbes Dutzend kleiner ausgemergelter Reitpferde, was sie veranlaßte, sich im Reiten und Zufußgehen abzuwechseln. Als Gefährt hatten sie nur drei klapprige, zweirädrige Karren, vor die sie je ein kleines Zugpferd gespannt hatten. In diesen Karren transportierten sie ihr Bettzeug, ihren Proviant, das Tierfutter, Schmiedewerkzeug und andere für die Reise notwendige Dinge. Bis Buzai Gumbad hatten sie ihr Salz auf zwanzig oder dreißig Packeseln geschafft, diese jedoch dort gegen ein Dutzend Yaks eingetauscht, die imstande waren, dieselbe Last zu tragen und dabei besser für das nördliche Gelände geeignet waren.
    Die Yaks waren ausgezeichnete Wegbahner. Ihnen machten weder Schnee noch Kälte oder Unbequemlichkeiten etwas aus, und sie waren selbst schwerbeladen noch trittsicher. Da sie die Spitze unserer karwan bildeten, suchten sie nicht nur den besten Weg, sondern pflügten ihn auch noch frei von Schnee und trampelten ihn für uns, die wir ihnen folgten, fest. Schlugen wir abends das Lager auf und pflockten wir die Tiere rund um uns her an, zeigten die Yaks den Pferden, wie man im Schnee herumscharrt, um die unansehnlichen und zusammengeschrumpften, aber eßbaren burtsa-Sträucher zu finden, die von der letzten Wachstumsperiode noch übriggeblieben waren.
    Ich nehme an, daß die Chola uns nur deshalb aufgefordert hatten, uns ihnen anzuschließen, weil wir große Männer waren
    -zumindest im Verhältnis zu ihnen; und sie müssen sich gedacht haben, daß wir wohl gute Kämpfer wären, sollten wir auf dem Weg nach Murghab Räubern begegnen. Wir stießen aber auf keine, und so wurde unsere Muskelkraft nicht in irgendeinem Notfall gebraucht. Allerdings kam sie gelegen bei den häufigen Gelegenheiten, da auf dem unebenen Gelände ein Wagen umkippte, ein Pferd in einen Felsspalt fiel oder ein Yak eine seiner Lasten abstreifte, wenn er sich an einem Felsen vorbeizwängte. Außerdem halfen wir abends beim Essenbereiten, doch taten wir das mehr aus Eigennutz denn aus Gefälligkeit.
    Die Chola aßen ihr Fleisch, nachdem sie es sehr reichlich mit einer Sauce von grauer Farbe und schleimiger Beschaffenheit übergössen hatten, die sich aus zahlreichen unterschiedlichen Gewürzen zusammensetzte und von ihnen käri genannt wurde. Das hatte zur Folge, daß -was immer man auch aß -alles gleich schmeckte, nämlich nur nach käri. Das war zugegebenermaßen ein Segen, wenn das Gericht aus einem faden Stück getrockneten oder eingesalzenen Fleisches bestand oder dies auch bereits grünlich schillerte und halb verwest war. Wir, die wir keine Chola waren, wurden es bald überdrüssig, immer nur käri zu schmecken und nie zu wissen, ob das, was darunter lag, Hammel oder Geflügel war oder was genausogut hätte sein können -Heu. Zunächst baten wir um Erlaubnis, die Sauce zu verbessern, indem wir eine Prise von unserem zafrän dazugaben, einer Zutat, welche den Chola bisher unbekannt gewesen war. Sie waren hocherfreut über den neuen Geschmack und die goldene Färbung, die der käri jetzt annahm, und mein Vater schenkte ihnen ein paar Brutknöllchen, die sie mitnehmen sollten nach Indien. Als selbst die verbesserte Sauce uns nicht mehr reizen konnte, erboten ich und Nasenloch sowie mein Vater uns, sich mit den Chola abends beim Essenkochen abzulösen, und Onkel Mafio holte Pfeil und Bogen hervor und versorgte uns von nun an mit frisch erlegtem Wild. Für gewöhnlich handelte es sich nur um Niederwild wie Schneehasen und rotbeinige Rebhühner, doch ab und zu schoß er auch etwas Größeres wie einen goral oder eine Ziegenantilope oder einen urial. Waren wir an der Reihe mit dem Kochen, gab es einfache Gerichte aus gebratenem oder gesottenem Fleisch - und zwar Gott sei Dank ohne Sauce.
    Abgesehen davon, daß die Chola käri über die Maßen liebten, waren diese Männer gute Reisegefährten. Sie waren selbst dann schüchtern, mit einem zu sprechen, wenn sie zuvor angesprochen worden waren, hielten sich also dermaßen zurück, um nicht lästig
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