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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman
Autoren: Walter Mosley
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zu lassen.«
    »Als Sanderson hörte, dass Fell auf Ihren Anrufbeantworter gesprochen hat, hat er sie gesucht. Nach seiner Verhaftung hat Lana sich meinem Vater anvertraut. Die beiden kennen sich ebenfalls aus dem Sanatorium. Er verfügte nach wie vor über alte Kontakte und hatte Zugriff auf das Geld. Das ist jetzt vorbei. Ich habe die Kontrolle über sein gesamtes Vermögen übernommen, und er darf keinen Kontakt mit irgendjemandem außerhalb des Sunset-Sanatoriums aufnehmen.«
    »Das heißt, Ihre Frau hat vier Menschen ermorden lassen, und Ihr Vater hat versucht, mich umbringen zu lassen, und dafür kriegen sie bloß einen Fahrschein aufs Land.«
    »Sie sind meine Familie, Mr. McGill. Ich habe Lana beim ersten Aufenthalt meines Vaters im Sanatorium kennengelernt. Sie war – sie ist das schönste Wesen, das ich je getroffen habe. Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
    Wir saßen schweigend da, beide auf unsere eigene Art elend.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr. McGill?«
    »Ich brauche nichts«, antwortete ich. »Der Mittelsmann Ihres Vaters hat mir bereits einen Koffer voll Bargeld gegeben.«
    »Ich möchte Sie nicht kaufen, sondern etwas für Sie tun«, sagte er.
    Ich tat so, als würde ich kurz überlegen, doch ich wusste schon, was ich sagen würde.
    »In Ihrem Flur unten hängt ein kleines rot-goldenes Gemälde von Paul Klee«, erwiderte ich.
    »Ja?«
    »Hannah sagte, es gehört ihr.«
    »So ist es.«
    »Sie hat gesagt, ich könne es haben.«
    »Es ist unbezahlbar.«
    »Und trotzdem hat Ihre Frau es gekauft, habe ich gehört.«

55
    Mrs. Selma Guttman war in San Francisco, wo sie für drei Wochen ihre Tochter besuchte. Über die Website einer Zeitwohnagentur, die Zephyra im Blick hatte, konnte ich ihre Wohnung für diese Zeit mieten. Es kostete zweitausend Dollar, doch das war es wert.
    Die Lage war perfekt. Selma hatte ein Fenster zur Straße mit einem Tisch und sogar einem Schaukelstuhl davor.
    An einem Dienstagmorgen um 3.03 Uhr saß ich an jenem Fenster und schaukelte sanft.
    Ein heller Ford war bereits drei Mal um den Block gefahren. Nun schlich er ein viertes Mal im Schritttempo vorbei und parkte dann ein paar Häuser weiter. Die Scheinwerfer wurden gelöscht, und eine Zeit lang war es in diesem Teil von Brooklyn wieder ruhig. Erst um 3.28 Uhr stieg Tony, The Suit, aus dem garantiert gestohlenen Wagen und ging zu A Manns Haustür.
    Tony war der Ansicht gewesen, dass ich Mann für all das Geld selber ermorden sollte. Doch ich hatte mich geweigert.
    »Mord ist nicht mein Geschäft«, erklärte ich dem Gangster der mittleren Führungsebene. »Ich handele mit Informationen.«
    Tony war also aus dem Wagen gestiegen, in der Tasche eine Pistole und den Zweitschlüssel, den ich ihm für die Tür des Ex-Buchhalters hatte machen lassen.
    Er überquerte rasch die Straße und betrat lautlos dieVeranda. Danach war für eine Weile wieder alles still. Bis im ganzen Haus das Licht anging. Wie aus dem Nichts schossen fünf schwarz-weiße Wagen mit flackernden roten Lichtern die Straße hinunter und trafen sich vor dem Haus. Ein Dutzend Polizisten und Polizistinnen sprangen heraus.
    Leute stürmten aus As kleinem Haus und zerrten Tony Towers in Handschellen hinter sich her, gefolgt von Mr. A Mann in einem T-Shirt und dunkler Hose, in den Armen sein betagter Dackel.
    Der Buchhalter und sein Hund waren die neusten Mitglieder im Zeugenschutzprogramm. Er konnte nur hoffen, dass man ihn dort so sicher verwahren würde, wie er es selbst geschafft hatte.
    Tony würde wahrscheinlich bald tot sein. Aufgrund der Informationen, die Mann der Polizei geben konnte, zusammen mit den Anklagepunkten geplanter Mord, Autodiebstahl und Tragen einer nicht registrierten Waffe würde der Gangster früher oder später singen. Und das durfte keiner seiner Geschäftspartner zulassen. Ich konnte nur hoffen, dass das der Ausgang war, den Harris Vartan erwartet hatte. Aber selbst wenn nicht, war es die einzige Wahl, die ich hatte.
    »Du siehst müde aus, Pops«, sagte Twill später am Vormittag am Küchentisch zu mir.
    Katrina hatte für die Familie Buchweizenkuchen gemacht und dazu gegrillten, geräucherten Schinken in dicken Scheiben geschnitten.
    »Damit du friedlich schlafen kannst, mein Sohn. Wie geht es Mardi?«
    Nach der Verhaftung ihres Vaters hatte ihr Onkel sie und ihre Schwester abholen lassen. Sie waren in Dublin.
    »Sie sagt, sie ist glücklich«, meinte er und fügte hinzu: »Ich hab darüber nachgedacht, was du neulich gesagt hast.
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