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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Walter Mosley
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schön, erwarteten das Beste und kamen mit dem zurecht, was sie hatten. Ich hatte nicht versagt, nicht in meinem Leben und nicht in ihrem, doch mir fehlte es an perspektivischem Elan, und ich glaubte, dass dieser Mangel auch den Horizont meiner Erben begrenzt hatte. Ich war von Natur aus ein Counterpuncher, also hatte ich mich mein Leben lang ins Getümmel gestürzt und die Herausforderungen genommen, wie sie kamen.
    Diese Gedanken waren nicht besonders komplex, doch ich brauchte lange, um darauf zu kommen. Ehe ich mich versah, war es halb fünf, und Johann Brighton kam durch die unverschlossene Tür. Ich stand auf, um den attraktiven CEO in spe zu begrüßen.
    »Mr. McGill? Das ist eine Überraschung.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Vollkommen?«
    »Absolut. Was machen Sie hier?«
    »Ich weiß, dass Seth Marryman Claudia Burns angestellt und dafür gesorgt hat, dass sie für Sie arbeitet.«
    »Mr. Marryman ist vor drei Monaten gestorben.«
    »Trotzdem hat er Claudia angestellt.«
    »Und? Was hat eine Chefsekretärin mit alldem zu tun?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Dafür hab ich wirklich keine Zeit. Wie sind Sie überhaupt reingekommen? Und wo ist der Mann, den ich treffen sollte, Mr. Furrows?«
    »Alton Plimpton hat ihm den Termin abgesagt und mich eingeschoben.«
    »Alton? Er kann nicht …« Brighton hielt mitten im Satz inne und fügte Gedanken und Vermutungen zusammen, die ich gerne geteilt hätte.
    »Was haben Sie mit Alton zu tun?«, fragte er.
    »Er hat mich angerufen und gefragt, welcher Mitarbeiter Ihrer Firma meiner Meinung nach der Kopf hinter dem Raubüberfall vor acht Jahren war. Ich hab ihm gesagt, es sei der Mann, der Claudia Burns angestellt hat.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Claudia Burns eigentlich Minnie Lesser ist. Und Minnie war die Freundin des Mannes, auf den Zella Grisham geschossen hat.«
    Brighton hörte sich die Behauptungen an und wog sie ab wie eine Hausfrau, die den Reifegrad von frischem Obst begutachtet.
    »Selbst wenn das stimmt«, sagte er. »Was hat das mit Seth zu tun?«
    Die Tür hinter uns ging auf. Herein kam der mürrische Wachmann, gefolgt von Clarence Lethford, Antoinette Lowry und Carson Kitteridge. Hinter ihnen erschien der Killer mit der hohen Stirn aus dem Haus in Queens. Er trug wieder Handschellen und wurde von zwei uniformierten Polizisten begleitet. Einer hatte ein Präzisionsgewehr mit Zielfernrohr in der Hand.
    Die meisten Menschen hätten Lethfords Miene als Ausdruck grimmiger Wut gedeutet, doch ich kannte ihngut genug, um es als das zu erkennen, was es war – ein triumphierendes Lächeln.
    »Sie hatten recht«, sagte er zu mir. »Es war eine Falle. Dieser Typ wollte Sie beide umbringen.«
    »Wie ist er aus dem Gewahrsam der Bundesbehörden entkommen?«, fragte ich Antoinette.
    Sie zuckte die Schultern und warf mir einen entschuldigenden Blick zu.
    »Plimpton hat ihm einen guten Anwalt besorgt«, sagte sie. »Wir haben Alton an Bord eines gecharterten Jets mit Ziel Vereinigte Arabische Emirate aufgegriffen. Er hatte sechzehn Koffer mit einundvierzig Millionen Dollar bei sich.«
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Johann Brighton.
    In diesem Moment meldete Kitteridge sich zu Wort. »Mr. Plimpton hat uns erzählt, dass er in Ihrem Auftrag gehandelt hat, Mr. Brighton. Aber wir haben die Telefonate zurückverfolgt, die er mit diesem Mann geführt hat. Er hatte einen Mordanschlag auf Sie und Mr. McGill geplant.«
    »Und Sie haben mich in die Falle laufen lassen?«
    » LT hat uns nicht erzählt, dass Sie auf der Gästeliste standen.«
    »Hey«, sagte ich, »ich wusste nicht, ob Sie nicht dazugehören. Das weiß ich übrigens immer noch nicht.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, mit uns aufs Revier zu kommen, Mr. Brighton?«, fragte Lethford.
    Der Industriekapitän war vorübergehend ratlos. Er nickte matt und verließ zusammen mit dem Gefangenen und der Polizeieskorte den Raum.
    »Sie müssen auch mitkommen und eine Aussage machen, LT «, sagte Carson.
    »Was denken Sie, was hier gespielt wird, Kit?«, erwiderte ich.
    »Das Geld spricht für sich. Den Umständen nach zu urteilen, würde ich sagen, dieser Plimpton hat alleine gehandelt. Er hat versucht, die Schuld allen anderen in die Schuhe zu schieben, doch er hatte das Geld, und er hat den Mann mit der Waffe angerufen.«
    »Und was ist mit Harlow?«
    »Leonard war ein paar Jahre lang Plimptons Ausbilder«, sagte Antoinette. »Alton hätte sich mit den Methoden der Auslandsabteilung vertraut machen und die
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