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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Walter Mosley
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dem K.o. stand.
    »Sind wir dann so weit fertig, Mr. Mycroft?«, fragte ich.
    »Ich muss das überprüfen«, sagte er, »ich muss diese Anschuldigungen genauer untersuchen.«
    »Tun Sie das. Aber wenn sich herausstellt, dass Twill recht hat, müssen Sie uns trotzdem bezahlen.«
    Mycroft stand auf.
    »Und noch eine Sache«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Der Polizist, der die Verhaftung vorgenommen hat, Carson Kitteridge, ist ein Freund der Familie. Twill und ich werden ihm von Ihren intimen Treffen mit Teenagern erzählen. Sehen Sie das als gerechte Warnung Ihres Sohnes an.«

54
    Nachdem er Mycroft zur Tür gebracht hatte, kehrte Twill in mein Büro zurück.
    »Er ist fix und fertig«, sagte er und ließ sich auf dem Stuhl nieder, auf dem vorher Mycroft gesessen hatte. »Kann man ihm nicht verdenken. Muss hart sein, wenn dein eigen Fleisch und Blut dich so behandelt.«
    »Warum hast du es mir nicht erzählt?«, fragte ich die alte Seele im Körper eines jungen Mannes.
    »Ich wollte es nicht laut aussprechen, Pops. Weißt du, es ist schon schmerzhaft, an den ganzen Schlamassel zu denken.«
    »Kents Kumpan hätte sich den Scheiß auch ausdenken können.«
    »Hm, hm.«
    »Wieso glaubst du das nicht?«
    »Ich bin da gewesen und hab es überprüft«, sagte Twill.
    »Wo da?«
    »Ich bin auf das Boot und hab die rote Lacklampe gefunden. Die Inschrift auf dem Sockel hat Kent als Kind gemacht – Pu der Ber . Alles, was mein Junge mir erzählt hat, stimmte.«
    »Und wieso hat er es dir überhaupt erzählt?«
    »Er hat wahrscheinlich gedacht, ich würde es machen, weißt du. Ich hab gesagt, wenn ich es mache, würde ich das Geld mit ihm teilen.«
    »Hast du das alles Kit erzählt?«
    »Nee. Ich hab ihm die Namen der Toten genannt und gesagt, dass er sich vielleicht nach dem Geschäftsinhaber erkundigen sollte, der seinen Laden hat abfackeln lassen.«
    Ich ließ das Gehörte eine Weile sacken. Dann fragte ich: »Gibt es irgendwas, was du noch wissen möchtest?«
    »Nein.«
    »Gar nichts?«
    »Mir fällt nichts ein.«
    »Auch nicht, was Mycroft darüber gesagt hat, dass ich Verbrechen vertuscht hätte?«
    »Hey, Pops. Du bist hier der Boss. Da hab ich dich doch nicht zu befragen.«
    Eine Viertelstunde später saß ich in einem Taxi zur Greenwich Street in Tribeca und dachte über Twill nach. Ich hatte ihn in mein Geschäft geholt, um ihn von einem Verbrecherleben fernzuhalten. Aber wie sich gezeigt hatte, war er mir so ähnlich, dass ich nicht umhinkonnte, mich zu fragen, ob ihn irgendwer oder irgendwas außer dem Tod vor sich selbst retten konnte.
    Mein Handy vibrierte. Es war eine SMS . Sie lautete: »In Position.«
    Bevor ich das Telefon wieder einstecken konnte, klingelte es mit drei Glockentönen. Es war erneut eine unbekannte Nummer, vielleicht derselbe Anrufer, der versucht hatte, mich zu erreichen, als ich in Queens auf den Killer gewartet hatte.
    »Hallo?«
    »Trot?«
    Ich hatte geglaubt, so tief in diesen Fall verstrickt wäre ich über Schock oder Überraschung längst hinaus.Selbst ein Terroranschlag hätte mich nicht von meiner Mission abgebracht. Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs hätte mich nicht aufhalten können, die Leute zu finden, die bezahlte Mörder in mein Haus geschickt hatten. Aber diese Stimme am Telefon schaffte es beinahe, mich aus der Bahn zu werfen.
    »Dad?«
    »Du erkennst meine Stimme?«
    Ich fing an zu zittern. Wut, Liebe, Zorn und tiefe, tiefe Verletzung brachen in mir auf. Ich schloss die Augen, doch das machte kaum einen Unterschied, auch mit offenen Augen konnte ich keine Bilder unterscheiden – nur hell und dunkel.
    »Sohn?«
    »Wo bist du?«
    »Auf einer Bank im Prospect Park. Hörst du die kongolesischen Trommler?«
    Ja, im Hintergrund war der Klang afrikanischer Trommeln zu vernehmen.
    »Was … warum rufst du an?«
    »Tourquois hat deine Nummer von diesem Lemon bekommen. Sie hat gesagt, du wolltest mich offenbar finden und wüsstest, dass ich in New York bin.«
    »Es ist achtundvierzig Jahre her«, sagte ich. »Mom ist gestorben, weil sie nicht ohne dich leben konnte.«
    »Die ersten acht davon war ich außer Landes«, sagte er. »Ich hab drei Jahre im Dschungel gekämpft und dann drei weitere im Gefängnis gesessen. Und zwei Jahre hab ich gebraucht, um es hierher zurück zu schaffen. Bis dahin wart ihr beide, du und Nicky, schon erwachsen. Und eure Mutter war tot.«
    »Warum hast du dich nicht mit uns in Verbindung gesetzt? Warum hast du dich versteckt?«
    »Das ist schwer zu
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