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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero
Autoren: Berni Mayer
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Detektive seid. Beziehungsweise Ermittler. Das ist ja schon eine abenteuerliche Verwandlung, vom Journalisten zum Ermittler«, sagte die Malleck.
    »Eigentlich nicht. Beide recherchieren und hören Leuten zu. Und treffen durch den Beruf hübsche Frauen«, sagte der Mandel, der jetzt einen auf Marlowe für Fußgänger machte, was ich ihm sagen würde, sobald die Malleck wieder weg war. Und es passte auch gar nicht zu ihm, so ein Spruch. Wo er sich doch sonst so lakonisch gab. Affig. Ich stellte der Malleck ihren Kaffee hin.
    »Wer hat denn erzählt, dass wir hier jetzt das Büro haben?«, wollte ich wissen.
    »Ihr habt doch eine Anzeige geschaltet. Und dann hat auch der Deutzsch was gesagt.«
    Der Deutzsch war unser ehemaliger Chefredakteur.
    »Hast du dem das erzählt?«, fragte ich den Mandel, aber der zuckte nur unwillig mit den Schultern.
    »Und? Was für Fälle habt ihr schon bearbeitet?«, fragte die Malleck.
    Keinen, wollte ich sagen, aber der Mandel war schneller.
    »Den einen oder anderen. Aber aus Gründen der Diskretion bespricht man nie einen Fall mit einem anderen Fall«, sagte der Mandel, und ich muss zugeben, dass er uns da elegant aus der Affäre gezogen hat.
    »Verstehe. Dann nimmst du also an, dass ich auch ein Fall bin.«
    »Jeder, der durch diese Tür geht, ist ein Fall. So lange, bis er was anderes sagt«, sagte der Mandel, und ich fingerte eine Zigarette aus der Schachtel vom Mandel und zündete sie an, um ein bisschen weniger deplatziert zu wirken, während der Mandel seine Ermittlershow darbot.
    »Leo Tilmann«, sagte die Malleck.
    »Dein Mann«, sagte der Mandel.
    »Mein Mann«, sagte die Malleck.
    »Der Leo ist ein großartiger Typ«, sagte sie, und der Mandel nickte.
    »Aber er hat das alles nicht mehr im Griff.«
    Der Mandel runzelte die Stirn und setzte seinen Interviewblick auf.
    »Vorab die große Bitte: Was ich euch erzähle, muss unbedingt unter uns bleiben, unter allen Umständen. Ich muss mich da auf euch verlassen können. Deshalb bin ich ja auch bei euch. Weil du, Max, beim Leo und den anderen so einen guten Ruf hast.« Die Malleck schaute jetzt angespannt aus.
    »Das bleibt alles in diesem Büro. Diskretion ist sozusagen eine unserer wichtigsten Dienstleistungen«, sagte der Mandel.
    Die Gesichtszüge von der Malleck entspannten sich wie auf Kommando, und sie lächelte wieder. Sie wartete kurz ab, bevor sie weiterredete.
    »Ach, der Leo. Ein Kind von Traurigkeit war er ja nie, und ich hab das verstanden, weil wenn er auf Tour ist und diese Konzerte, und überhaupt das ganze Drumherum bei Musikern, das kennt man ja. Aber er ist jetzt über vierzig, und ich bin vierunddreißig und will Kinder, und das Geschäft, ach, ich weiß auch nicht, es ist hässlicher geworden. Also, das Geschäft vom Leo, nicht meins.«
    Jetzt schaute der Mandel angespannt, und ich merkte ihm an, dass er kein Wort von dem verstand, was die Malleck sagen wollte. Ihr vertrauensseliger Blick galt inzwischen ausschließlich dem Mandel, den sie wie ihren Hausarzt ansah. Der Mandel hielt ihr seine Zigarettenschachtel hin und gab ihr Feuer.
    »Ab einem gewissen Alter ist das alles nicht mehr sauber. Die Drogen. Die irren Fans. Die Affären. Die Geldverschwendung. Ich weiß, dass er nie ein Heiliger werden wird, aber man denkt ja, dass Leute wie der Leo ihres Lebenswandels irgendwann überdrüssig werden. Dass sich da was beruhigt im Kopf. Als ich ihn damals kennengelernt habe, da war das normal. Aber jetzt? Ich will eine Familie. Und ich will raus aus der Bildzeitung . Ich möchte wegen meiner Arbeit in der Zeitung stehen und nicht wegen Leos Eskapaden. Unter uns, und bitte wirklich unter uns: Sein Verhalten ist mir unangenehm geworden, ja peinlich. Er ist peinlich, wie er sich benimmt, wie ein wildes Tier, und das mit seinen über vierzig. Es ist mir peinlich, wenn ich die Bilder sehe von ihm, wie er auf Partys mit irgendwem über die Tanzfläche geistert. Erst neulich war so ein Bericht im Stern : ›Der ewige Lifestyle – Leo Tilmann hat den Rock’n’Roll noch nicht aufgegeben.‹ Das ist peinlich. Auch für mich. Wie passe ich denn da ins Bild? Ich bin doch keine Hausfrau, die drauf wartet, dass ihr Mann wenigstens einmal in der Woche das gemeinsame Abendessen seinem Kegelclub vorzieht.«
    Die Malleck sagte das so monoton daher, als würde sie ihren Anrufbeantworter besprechen.
    »Es tut mir leid, ich bin ungerecht«, sagte sie und wendete ihren Blick nach draußen durch unsere Ladenfront in Richtung
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