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Mandels Buero

Mandels Buero

Titel: Mandels Buero
Autoren: Berni Mayer
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kommt ja viel herum, wie es scheint.«
    Er hielt mir mein Portemonnaie vor die Nase. Er hielt es an der Ecke zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Und Ihres haben wir natürlich auch, Herr Mandel.« Der Winter zog ein zweites Portemonnaie aus der Tasche und legte es neben dem Mandel auf den Tresen.
    »Da waren die Kollegen aus Rügen so nett, mir die per Eilkurier nach Hamburg reinzubringen.«
    »Wo haben Ihre Kollegen die denn her?«, fragte ich.
    »Ja, merkwürdig, oder? Wir haben einen Tipp von einem anonymen Anrufer bekommen, dass ein Fahrzeug mit sechzig Kilometern pro Stunde durch eine Spielstraße in Binz gefahren ist. Die Portemonnaies haben wir dann den zwei Rasern abgenommen, die sich als Mitglieder einer mutmaßlich rechtsextremen Vereinigung herausgestellt haben. Wenn Sie jetzt nicht sagen, dass Sie denen die Portemonnaies geschenkt haben, könnten die Kollegen diese Männer durchaus wegen Diebstahl festsetzen.«
    »Unbedingt. Absoluter Diebstahl«, sagte ich.
    »Auf jeden Fall«, sagte der Mandel.
    »Und Körperverletzung.« Ich zog mein Hemd hoch und zeigte dem Winter den dicken Verband.
    »Absolute Bettruhe eigentlich«, fügte ich hinzu.
    »Wir sind nur noch nicht dazu gekommen, die Leute anzuzeigen. Wegen des Abschiedskonzerts heute Abend. Die Band hat uns persönlich eingeladen«, sagte der Mandel.
    »Unsere Telefone haben Sie nicht zufällig gefunden?«, fragte ich.
    »Sie können froh sein, dass ich heute so gute Laune habe, meine Herren, sonst würden wir uns jetzt in einem Einsatzwagen weiterunterhalten«, sagte der Winter.
    »Haben Sie nicht auch irgendwo einen good cop ?«, fragte der Mandel.
    »Strapazieren Sie nicht meine Geduld, Sie Witzbold«, sagte der Winter und drehte dem Mandel kurz den Arm auf den Rücken, einfach so. Illegale Polizeigewalt, wenn Sie mich fragen.
    »Verdammt nochmal«, sagte der Mandel.
    »Geben Sie mir ein Bier«, sagte der Winter zur Bedienung des VIP -Bereichs, nachdem er den Arm vom Mandel wieder losgelassen hatte, oder vielleicht sogar noch währenddessen.
    »Haben Sie Lust auf eine Wette, Herr Mandel?«
    »Geht so. Was wetten wir?«
    »Wer den Tilmann umgebracht hat. Ich weiß es schon, aber Sie müssen raten. Wenn Sie verlieren, darf ich Sie und Ihren Sozius den Kollegen auf Rügen wegen Diebstahl von zwei Segways melden, und wenn Sie Recht haben, vergess ich die Sache.«
    »Was sind denn Segways?«, fragte ich.
    »Diese elektronischen Zweiräder«, klärte der Mandel mich auf.
    »Oh«, sagte ich.
    »Jetzt geben Sie schon Ihren Tipp ab, Mandel. Der große Privatdetektiv wird doch wohl eine Idee haben.« Die gute Laune vom Winter erreichte haarsträubende Dimensionen.
    Der Mandel zupfte an einer grauen Strähne, die ihm ins Gesicht hing.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte der Mandel.
    »Sehen Sie, Herr Mandel. Und deswegen ist es immer schwierig für Quereinsteiger in unserer Branche. Weil man immer eine Ahnung haben muss. Zu jeder Tageszeit. In jeder Situation.«
    »Wer war’s denn jetzt?«, fragte ich.
    »Ich geb Ihnen einen Tipp, Herr Singer. Wir haben ausschließlich DNA von den Bandmitgliedern am Tatort gefunden.«
    »Also war’s einer von der Band«, folgerte ich ein bisschen tumb.
    »Jetzt warten wir doch einfach das schöne Konzert ab, und dann lassen Sie sich überraschen, wen wir verhaften.«
    »Der Killer ist also anwesend. Das ist ja wie bei Miss Marple«, sagte ich.
    »Und wieso verhaften Sie ihn nicht jetzt gleich?«, murrte der Mandel, dem das Höhnische vom Winter langsam auf die Nerven ging.
    »Zu viel Unruhe für zu viele Menschen. Das machen wir schön gemütlich nach der Zugabe, wenn die Leute zu Hause sind.«
    »Na, dann wird das ja ein sehr spannendes Konzert«, sagte ich, und für einen Moment spürte ich sie wieder. Die Wucht der kommenden Veränderung. Wie sie näher kam. Und trotz Loch im Bauch und der Unbill der letzten Woche war ich wieder ein bisschen optimistischer. Denn es gab jetzt die konkrete Aussicht, dass dieser Wahnsinn heute Nacht endete. Und danach würde ja zwangsweise etwas Neues kommen. Und danach würde ich irgendwann die Malleck wiedersehen, ganz außerhalb des Berufs und ohne Ermordungen ringsherum.
    »In diesem Sinne viel Vergnügen noch, die Herren«, sagte der Winter.
    »Äh, eins noch, weil wir grade so schön plaudern, Herr Winter. Wer hat denn nun den Edelstein auf dem Gewissen? Wissen Sie das jetzt schon?«, fragte ich.
    »Niemand«, sagte der Winter vergnügt.
    »Wie, niemand?«, fragte der Mandel.
    »Der
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