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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte
Autoren: Nina Federlein
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kleine Wohnung, sondern gleich in ein Haus, all das war für mich Schritt für Schritt Sicherheit, Geborgenheit und eine Basis, mit der ich mich langsam aus dem Sumpf befreite. Und dann kam mein Sohn und machte mein Glück perfekt. Ich hatte eine eigene kleine Familie, mit Hund und allem, was dazu gehörte. Innerhalb eines Jahres hatte ich mich um 180 Grad gedreht.
    Ich musste mich nicht mehr jeden Tag schminken oder dem Konkurrenzdruck mit anderen Frauen messen. Hier auf dem Land konnte ich im Jogginganzug zum Einkaufen gehen, im Dorf selber waren definitiv alle Frauen älter oder zumindest kräftiger als ich, aber es war vor allem diese wunderbare Ruhe, dieses Gefühl, dass ich mich endlich nicht mehr messen musste, keine Leistung mehr bringen musste und die neue Rolle als Ehefrau und Mutter, die mir so gut tat, dass ich es endlich schaffte, ganz mit dem Fressen und Kotzen aufzuhören.
     
     
    10.10.2002
     
    Ich war heute beim Frauenarzt, er meinte, bald wäre es soweit. Ich hatte ein bisschen Sorge, dass Leon ein bisschen zu groß für mich sein könnte, um ihn auf normalem Wege zur Welt zu bringen, aber der Arzt meinte, es wäre alles im Durchschnitt und ich solle mir keine Sorgen machen. Das ist schön, ich will keinen Kaiserschnitt! Ich habe ja auch keinen Geburtsvorbereitungskurs gemacht, weil ich denke, das ist das Natürlichste der Welt, das schaff ich auch ohne Hechelei zu üben.
    Ich bin total aufgeregt, jeder erzählt was anderes von der Geburt, mal sehen, wie ich das schaffe.
    Ich wiege mittlerweile 72 Kilo und rolle nur noch durch die Gegend. Aber mein Bauch ist wunderschön, so typisch für einen Jungen, nur nach vorne, fast einen Meter Bauchumfang hab ich und kann meine Füße nicht mehr sehen. Aber ich genieße das! Meine Brust ist riesig, wenn das nur so bleiben würde!!!
    Aber so langsam wird es auch anstrengend, ich habe Krämpfe in den Beinen, das Schlafen ist lästig, weil ich nicht weiß, wie ich mich hinlegen soll. Ich will jetzt endlich, dass mein Kleiner da rauskommt. Lustig ist es, wenn Leon Schluckauf hat, dann wackelt mein ganzer Körper mit. Oder wenn er sich umdreht und ich sehen kann, wie sein Fuß von einer Seite zur anderen wandert. Es ist so Wahnsinn, einen kleinen Körper in sich zu tragen und jetzt, wo alles bereit ist, will ich ihn endlich sehen!
     
     
    15.10.2002
     
    Er ist da! 4300 Gramm, 54 Zentimeter, ein Prachtkerl!!!
    Ich war schon einen Abend vorher im Krankenhaus, aber es war falscher Alarm. Sie haben mich trotzdem dabehalten und mir versprochen, ihn am nächsten Tag rauszuholen. Ich war erst etwas enttäuscht, aber gut, also am 12.10. sollte es sein. Mittags kam die Schwester und hat mich in den Kreißsaal gebracht, dann haben sie wirklich alles getan, um die Geburt einzuleiten. Badewanne zum Entspannen, Einlauf, Wehentropf... aber irgendwie hatte ich zwar Wehen, aber nicht stark genug. Ich hab auch kaum was gemerkt, ich war von den Medikamenten im Wehentropf so zugedröhnt, ich musste ständig lachen. Michael meinte immer, Mensch, du hast doch Wehen, warum lachst du? Aber dann haben sie nach Stunden des Wartens dann doch die Fruchtblase aufgemacht und dann spürte ich, was Wehen sind. Meine Herren, das tut echt weh!
    Das Schlimme ist, dass du genau weißt, dass du keine andere Wahl hast, als da durchzugehen. Du kannst nicht einfach weggehen und sagen tschüss, das war`s, ich mag nicht mehr...
    Der Anästhesist hat mir dann eine PDA gelegt, was ziemlich scheiße ist so zwischen zwei Wehen und geholfen hat es auch nichts. Hinterher hat er sich sogar bei mir entschuldigt, er meinte, das hätte wohl nicht funktioniert, er hätte mich schreien hören...
    Naja, wenn man zum ersten Mal ein Kind kriegt, weiß man das ja alles nicht, du vertraust einfach darauf, dass die Leute dort schon alles im Griff haben.
    Irgendwann waren die Wehen so schmerzhaft und ich hab nur noch geschrien, das hat geholfen. Dann meinte der Arzt, der Kopf ist da, dann war Leon da!
    Ich habe während der ganzen Schwangerschaft nie wirklich einen Bezug zu dem kleinen Wesen in mir aufbauen können. Ich habe zwar die Bewegungen des Körpers gespürt, aber es war unbelebt, als wenn da noch kein Wesen drinnen ist. Als der Körper dann draußen war, hat es noch zwei Minuten gedauert. Klingt vielleicht komisch, aber es fühlte sich an, als hätte Leon abgewartet. Er wollte erst sehen, ob ich das auch hinbekomme und ob er denn auch wirklich zu mir will. Die zwei Minuten waren echt schrecklich. Da presst du
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