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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte
Autoren: Nina Federlein
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geht es gut!
    Auch wenn ich fress und kotz, es ist immer mehr eine Nebensache! So langsam fülle ich mein „Regal“ mit anderen Dingen. Ich hab es jetzt schon zwei Mal geschafft, mehrere Tage nicht zu kotzen!!! Weil es mir gut geht, weil andere Dinge so viel wichtiger sind. Aber wenn ich dann wieder kotze, dann ist es auch nicht schlimm, dann ist Michael da und baut mich wieder auf.
    Ich will mich gar nicht zu viel freuen, denn sonst kommt wieder das Heulen und das Tief. Aber egal, ich bin schwanger, da ist das normal...
     
     
    Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass es schöner Weise genau mein krankes Verhalten war, das mir in dieser Zeit den Mut gegeben hat, einfach alles so zu tun, diese Veränderungen herbeizuführen. Weil ich durch meine Bulimie schon lange verlernt hatte, auf Konsequenzen zu achten. Ich hatte zu viel gegessen? Na und, dann kotz ich es eben wieder raus. Wieder ein anderer Mann? Na und, Telefon aus und Augen zu, dann passiert auch nichts. Ich war völlig verantwortungslos und lebte von einem Tag zum Nächsten, mehr konnte ich mit meiner Psyche und meinem Verhalten eh nicht tun. Ich hatte jahrelang gelernt, nicht auf eine Zukunft zu hoffen. So konnte ich auch eigentlich ganz einfach alle diese neuen Dinge in mein Leben holen, weil ich nicht darüber nachdachte, was es für mein Leben heißen würde.
    Ich tat es einfach, weil alles besser war als das davor. Und genau das half mir, mich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Michael war derjenige, der für uns beide die Verantwortung übernahm und ich vertraute ihm völlig. Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen, wie das so meine Art war. Ich würde dann später schon sehen, was daraus werden würde. Und ich hatte Glück, weil es diesmal das Richtige war!
    Wo jeder normale Mensch langsam gemacht hätte, mit Vorsicht an die Sachen herangegangen wäre, ich lief einfach drauf zu! Und packt es an. Und setzte meinen Dickschädel durch. Weil es sich endlich richtig anfühlte.
    Wir waren erst so kurz zusammen, aber wir machten es gleich richtig. Andere Pärchen warten Jahre ab, bis sie zusammenziehen oder über Kinder nachdenken - ich nicht, ich war und bin ein ungeduldiger Mensch. Wenn ich etwas will, dann gleich und richtig. Sei es hungern, fressen, abnehmen oder sonst etwas. Und so zogen wir gleich zusammen, verlobten uns und kriegten ein Baby - und es war so richtig! Obwohl ich, was meine Wahrnehmungen anging, so durcheinander war, schon seit Ewigkeiten mir selber nicht mehr vertraute, da schob ich alle Bedenken zur Seite und hörte nur auf meinen Bauch. Irgendwie ging dieses Gefühl tiefer, als das, was ich sonst immer spürte, wonach ich sonst immer handelte und was meistens falsch war. Zum Glück habe ich bei all den Fehlschlägen nie ganz aufgegeben, auf mein Innerstes zu hören. Sonst hätte ich diese Chance vielleicht nie ergriffen!
    Ich hatte auch gelernt, nicht auf Andere zu hören, was bestimmt nicht immer richtig ist und war. Aber jetzt half mir auch dieses mich Abzugrenzen gegen Andere, mein Ding durchzuziehen. Und mein Mann gab mir den Raum dafür, steckte die Grenzen nach außen hin ab und befreite sich gleichzeitig auch noch von seinem Ballast.
    Jedesmal wenn ich meine Durchhänger hatte, redete er mir gut zu. Er sagte immer zu mir, dass ich gar nicht scheiße sein könnte, denn das hieße ja, dass er Scheiße liebte und das würde er nie tun. So lernte ich mich zu lieben, indem ich durch seine Augen sah. Für ihn war es auch leichter, mit mir umzugehen und meine Krankheit zu ertragen, da er sich nie die Schuld dafür geben musste. Er war in mein Leben getreten, als ich ganz am Boden war, für ihn gab es nie die Frage, ob er mich beeinflusst hatte oder schuld an meiner Störung war. Da hatte er meinen Eltern einiges voraus, denn für Eltern, die einen erzogen hatten, blieb und bleibt ja immer die Frage offen, was ihr Anteil an so einer Krankheit ist. Für Michael galt das nicht, so konnte er ganz ungezwungen mit mir umgehen. Und das tat er auch.
     
    Genauso wenig, wie die Magersucht damals mit einem Mal plötzlich da war, ging meine Bulimie jetzt mit einem Schlag. Aber all das, was in diesem Jahr, seit ich Michael kennengelernt hatte passierte, waren Schritte in die richtige Richtung.
    Die Tatsache, dass es da plötzlich jemanden in meinem Leben gab, der mich bedingungslos liebte und zwar mit all meinen Fehlern, der MICH sah und nicht meine Maske. Die Schwangerschaft, der Umzug in eine neue Umgebung und nicht nur in eine
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