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Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte

Titel: Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte
Autoren: Nina Federlein
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Alpträume zu haben. Leon schaffte es also auf ganzer Linie, seine Mami zu fordern und anderweitig so auszupowern, dass ich fürs Kotzen viel zu ko war.
    Aber es war so wichtig gewesen, dass ich all das als so positiv empfunden habe. Ich wollte es genau so. Ich denke ansonsten hätte ich womöglich meinen Frust an dem Baby ausgelassen. Aber bei mir ging es auf. Ich hatte kein Bedürfnis mehr nach Fressen und Kotzen. Und nach ein paar Wochen kotzfrei war auch der Kreislauf der Gewohnheit durchbrochen. Alles was ich nur für mich nie geschafft hätte, für meinen Sohn klappte es. Ich selber war mir zu unwichtig, um gut für mich zu sorgen. Aber jetzt, nach diesem Wunder der Geburt und mit der grenzenlosen Liebe zu meinem Kind, konnte ich mich endlich in Ruhe lassen. Vielleicht hatte ich aber auch endlich meine Position im Leben gefunden. Ich machte mir keinen Kopf mehr um Karriere oder darum, was ich Tolles aus meinem Leben machen sollte. Ich bin Mama, seit Ende 2002 auch Ehefrau und das reichte mir. Ich war endlich angekommen.
    Zweieinhalb Jahre später kam mein zweiter Sohn Kay auf die Welt und jetzt ist meine Familie endlich komplett.
    Meine Geschichte beginnt mit dem Tod meines geliebten Pferdes und endet mit der Geburt meiner beiden Kinder.
    Die Zeit dazwischen war hart und ich möchte sie nicht nochmal durchmachen müssen. Letztendlich habe ich mich nie unterkriegen lassen und hatte an einigen Stellen vielleicht auch einfach nur Glück.
    Aber ich bleibe der festen Überzeugung, dass ein jeder Mensch sein Leben und seinen Weg selber in der Hand hat. Niemand wird als Opfer geboren. Es gibt auch keine Bestimmung oder so etwas wie das Schicksal, dem man nicht entkommt. Vielleicht schreien manche Menschen beim Elend lauter hier, andere erlauben sich mehr Freude und Glück. Aber letztendlich sind wir alle, jeder für sich selber, dafür verantwortlich, was mit uns und aus unserem Leben wird. Auch heute noch habe ich das Gefühl, dass ich nicht glücklich sein darf und dass ich jedesmal, wenn ein paar Tage friedlich und schön und vor allem glücklich waren, dafür wieder richtig leiden werde. Aber genau das ist mein Spiel, das mich in diesem Kreislauf auch gefangen hält.
    Mein Mann versucht schon seit Jahren, mir klar zu machen, dass auch ich einfach nur gut gelaunt sein kann, dass es nicht stimmt, dass nach jedem Hoch unweigerlich ein Tief kommen muss... aber so ist es für mich und mittlerweile muss ich fast schon lachen, wenn ich mir wieder aus dem Nichts heraus Probleme mache, die mich tieftraurig und verzweifelt Stunde um Stunde frusten lassen. Tatsache bleibt, dass ich mir das selber antue, dass ich diejenige bin, die sich rein dreht, aber eben auch wieder aus dem Elend aussteigen kann.
    Und genau das ist der Schlüssel! Selber Verantwortung zu übernehmen, so hart es auch ist. Klar ist es einfacher auf den lieben Gott zu schimpfen, weil er es so schlecht mit einem meint. Oder auf den Winter, weil er so trübe ist oder die Umstände, die einen am Boden halten. Oder die Eltern, die schlechten Gene usw... Aber das ist nicht die Wahrheit. Und jeder, der mit einer psychischen Krankheit geprägt ist, wird mir zustimmen, dass der Weg heraus nur funktioniert, wenn man aufhört, sich als Opfer zu sehen und erkennt, das man selber, ganz alleine man selber, dafür verantwortlich ist, was mit einem passiert oder was man sich antut. Auch wenn es sich so oft so anfühlt, als würde man komplett die Kontrolle verlieren, als würde man versinken.
    So ist es letztendlich doch gut, dass man „nur“ psychisch krank ist. Weil man es selber in der Hand hat, ob man gesund wird oder nicht. Krebs kann man operieren, aber man kann auch daran sterben. Magersucht kann ich für mich heilen, das ist meine Entscheidung. Auch wenn der Weg hart ist und lange dauert.
    Noch heute habe ich Probleme, Nähe einfach zuzulassen, stoße meine Lieben ab, um sie ein paar Stunden später wieder zwanghaft an mich zu ziehen. Aber wenn ich lese, was man im Internet so über Borderliner spricht, ist es erstaunlich, dass ich überhaupt in der Lage bin, seit 12 Jahren eine Beziehung zu führen. Ich habe in einem Forum folgenden Tipp gelesen: Wenn du einen Menschen kennenlernst, der Borderliner ist, dann renn, so weit und so schnell du nur kannst... das ist die einzige Lösung!
    Das hat mich doch sehr erstaunt und ich konnte es kaum glauben, dass es tatsächlich so schlimm für den Partner sein sollte. Aber als auch eine Psychologin mich ganz erstaunt
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