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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher
Autoren: Kim Schneyder
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Land aus, dann sind das eben tausend Stück. Mir war zuerst recht mulmig zumute, weil ein Unternehmen dieser Größenordnung schlicht meine Vorstellungskraft übersteigt, aber Philip und Frank haben mir gemeinsam erklärt, wie man so eine Aufgabe relativ einfach bewältigen kann. Das Zauberwort dabei heißt Delegieren . Man muss sich nur für jedes Land die geeigneten Führungskräfte aussuchen, die der Konzernzentrale gegenüber direkt verantwortlich sind, und sie gemäß den Vorgaben der Muttergesellschaft selbstständig agieren lassen, dann erledigt sich die Arbeit praktisch von allein. Alles, was wir noch tun müssen, ist die richtigen Leute finden, die entsprechenden strategischen Entscheidungen treffen und in weiterer Folge alles schön hübsch kontrollieren, wobei uns angenehmerweise Frank mit seiner Wirtschaftskanzlei die Hauptarbeit abnehmen wird, was die nackten Zahlen betrifft, während Philip und ich uns in Zukunft regelmäßig auf Reisen um die ganze Welt begeben werden, um uns die Entwicklungen vor Ort anzusehen. Ach ja, und das Beste an der ganzen Sache: Ich bin in Zukunft CEO von Winners only International. Das ist die Abkürzung für Chief Executive Officer, was so viel wie oberster Boss bedeutet und den Vorteil bietet, dass das Gehalt immer am Gesamtumsatz des Unternehmens bemessen wird. Mit anderen Worten: Ich werde so viel verdienen wie noch nie zuvor in meinem Leben, was sich aber fast schon wieder wie ein Witz anhört. Denn die Wahrheit ist: Ich brauche das Geld eigentlich gar nicht mehr, verwöhnt Philip mich doch, wo er nur kann, und mein Aktienpaket bei Winners only wirft außerdem über die Dividendenausschüttungen mittlerweile ausreichend Erträge ab, sodass ich allein davon schon einigermaßen bequem leben könnte.
    Soweit es also das Geschäftliche betrifft, ist im Moment alles absolut perfekt, und privat läuft es ebenfalls ganz prima, auch wenn es im Anschluss an die turbulenten Ereignisse damals noch ein paar klitzekleine Peinlichkeiten gegeben hat.
    Die Sache mit Philips vierzehn Verflossenen zum Beispiel. Nachdem Philip sich von seinem Lachanfall erholt hatte, hat er mich darüber aufgeklärt, dass Hannelore Solbach einfach nur seine Pflegemutter ist, bei der er nach dem frühen Tod seiner Eltern mehrere Jahre bis zu seiner Volljährigkeit gelebt hat. Philip hat nie viel über seine Kindheit geredet, mehr noch, sobald das Gespräch sich auch nur ansatzweise in die Richtung entwickelte, hat er sofort abgeblockt und auf ein anderes Thema umgeschwenkt. Ich vermute, dass er auf die Art besser mit dem Schmerz über den Verlust seiner Eltern umgehen kann, jedenfalls hatte ich es irgendwann aufgegeben, mehr darüber erfahren zu wollen, mit dem Ergebnis, dass ich keine Ahnung von Hannelore Solbach hatte. Wie ich aber jetzt erfahren habe, sind sie und die anderen dreizehn Damen, die Philip auch finanziell unterstützt, einfach nur die Mitglieder von MAHADILI, was für »Mami hat dich lieb« steht und eine Vereinigung von Pflegemüttern darstellt, die er bei ihrer wunderbaren Tätigkeit mit seinen Spenden unterstützt.
    Kein Wunder also, dass er sich halb totgelacht hat angesichts meiner Vermutung, er könnte der Vater von strammen vierzehn Kindern sein, und fast ebenso peinlich war es, als ich ihm bei anderer Gelegenheit großmütig versicherte, das Geheimnis um seine wiederholten Steuerhinterziehungen in Millionenhöhe mit in mein Grab zu nehmen. Es hat ein bisschen gedauert, bis er überhaupt begriff, was ich meinte, dann warf er sich gleich wieder weg vor Lachen und klärte mich schließlich über den wahren Sachverhalt auf: Dass er nämlich in den betreffenden Jahren seinen Hauptwohnsitz nach Monaco verlegt hatte und es deswegen logischerweise keine Steuererklärungen in Deutschland gab – ein Umstand, den Bronislaw alias Bronson schlicht und einfach übersehen hat, was daran liegen könnte, dass der Gute es mit seinen polnischen Freunden hin und wieder ein bisschen zu heftig krachen lässt.
    Damit waren sämtliche Irrtümer ausgeräumt, was mich auf der einen Seite natürlich extrem erleichterte, was andererseits aber auch bedeutete, dass es in Philips Vergangenheit genau genommen gar kein großartiges Geheimnis gibt, gegen das ich im Gegenzug meinen geheim gehaltenen Lottosechser tauschen könnte. Also habe ich irgendwann beschlossen, es einfach dabei zu belassen. Es ist auch eigentlich gar nicht mehr nötig, wo ich schon so gut wie mit einem Multimillionär verheiratet bin und
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