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Manche moegen's reicher

Manche moegen's reicher

Titel: Manche moegen's reicher
Autoren: Kim Schneyder
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mir auf, wie gut er heute aussieht. Er hat sich für seine Verhältnisse regelrecht in Schale geworfen mit seinem Sportsakko und der glatten Rasur, und dennoch verleihen ihm die frische Bräune in seinem Gesicht und das strubbelige Haar den gewohnten Hauch von Freiheit und Abenteuer.
    »Molly, bevor ich dich an deine Lieben weiterreiche, muss ich ein paar Dinge verkünden, die keinen Aufschub dulden …«
    … Dinge verkünden  … keinen Aufschub  …
    Er wird doch nicht …
    Ich starre in die Gesichter der anderen, die alle strahlen wie Honigkuchenpferde, und im Hintergrund macht sich Vicky an einer Magnumflasche Champagner zu schaffen, während Marie, die zweite Kellnerin, eine Reihe langstieliger Gläser auf einem extra dafür bereitgestellten Tisch aneinanderreiht.
    Nein, es kann doch gar nichts Schlimmes sein, was er mir jetzt mitteilen will, oder?
    »Molly …«, hebt er an und fasst mich dabei mit einem sanften Lächeln an der Hand. »Wie vermutlich jeder hier im Raum weiß, war unser gemeinsamer Weg bisher nicht immer ganz frei von Hindernissen, und vor allem die Zeiten der Trennung, die sich berufsbedingt immer wieder ergeben haben, stellten jedes Mal eine harte Probe für uns beide dar …« Vicky hat jetzt die Musik leise gedreht, und auf einmal ist es so still im Raum, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte.
    »Hilfe, hört mich jemand? Hallooo?«
    Ups. Das kann man jetzt natürlich auch gut hören.
    Alle Köpfe rucken gleichzeitig herum, und auch Philip runzelt die Stirn.
    »Was ist das?«, fragt er.
    »Da ruft jemand«, bringt Joe es auf den Punkt und setzt sofort seine Ermittlermiene auf.
    »Ja, und es klopft«, ergänzt irgendwer.
    »Das kommt von den Toiletten, oder täusche ich mich?« Philip sieht mich fragend an.
    »Ja, also, keine Ahnung, ich weiß auch nicht …« Ich tue so, als würde ich ebenfalls angestrengt lauschen. »Mhm, das könnte sein.«
    »Verdammt, das ist Lima!«, ruft er plötzlich und will loshasten.
    »Lima?«, frage ich und halte eisern seine Hand fest. »Wer ist Lima?«
    Plötzlich fühle ich wieder den Ärger in mir aufsteigen. Gerade noch hat es geklungen wie der Start zu einer superromantischen Ansprache, und jetzt will er davonrennen, bloß weil diese Tussi in der Besenkammer nach ihm schreit.
    »Also, das …« Sein Blick streift mich und richtet sich dann gleich wieder Richtung Gang. »… wollte ich dir gerade erklären, unter anderem! Wo zum Teufel steckt sie denn?«
    »Halloo, hört mich denn niemand?«, ertönt es klagend vom Gang.
    Menno, die kann aber auch ein Theater machen wegen so ein bisschen Eingesperrtsein.
    »Aha. Es ist also eine Frau?«, frage ich streng.
    »Ja, natürlich ist sie eine Frau.« Als er meinen Blick erwidert, scheint er völlig frei von Gewissensbissen zu sein, und das bringt mich ein bisschen durcheinander. »Aber das erkläre ich dir gleich – kann jemand nachsehen, wo sie steckt?«, wendet er sich an unser Publikum.
    »Ich sehe nach!« Es ist Fiona, die sich sogleich in Bewegung setzt. »Fiona, warte!« Sie stoppt, als sie meine Stimme hört. Ich halte meinen Schlüssel hoch. »Sie ist in der Abstellkammer.«
    »In der Abstellkammer?«, fragt sie verwundert, und gleichzeitig schwenken alle Blicke zurück auf mich.
    »Und woher weißt du das?«, fragt Philip.
    »Oh, das … war nicht schwer zu erraten, weil …« Ich räuspere mich und vermeide dabei jeglichen Blickkontakt. »… es schon öfter vorgekommen ist, dass Neuankömmlinge die falsche Tür nehmen, weil sie keine entsprechende Aufschrift trägt, und wenn man Pech hat, fällt sie dann auch noch hinter einem ins Schloss«, erkläre ich mit prickelndem Gesicht und hoffe, dass die kleine Ungereimtheit an meiner Geschichte niemandem auffällt. »Das müssen wir übrigens unbedingt noch einmal unserem Hausmeister sagen, Fiona«, betone ich, während ich ihr den Schlüssel in die Hand drücke.
    »Klar, mach ich, Molly«, sagt sie und drückt mich kurz und fest. »Übrigens herzlich willkommen daheim, Boss!«, ruft sie fröhlich aus und zischt ab.
    Als sie weg ist, verstreichen drei bis vier reichlich peinliche Sekunden, bevor ich mich wieder an Philip wende.
    »So, Philip, was wolltest du mir denn nun sagen?«, erkundige ich mich in möglichst beiläufigem Tonfall.
    »Also, was ich sagen wollte …« Er ist nicht richtig bei der Sache, weil immer noch die Hilferufe und das Klopfen im Hintergrund stören. »… hat eigentlich auch mit Lima zu tun.«
    Also doch. Also
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