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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich
Autoren: Jessica Bird
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haben keine Ahnung, was hier los ist. Sie wissen nicht, was wir alles durchgemacht haben. Also nehmen Sie jetzt endlich Ihre Sachen und verschwinden Sie.”
    Etwas verunsichert streckte er die Hand nach ihr aus, wobei er selbst nicht so genau wusste, was daraus werden sollte. Sie in den Arm zu nehmen schied wohl aus. Vielleicht ein aufmunterndes Schulterklopfen? Nein, das würde wohl auch nicht gut ankommen.
    Bevor er sich entschieden hatte, schob sie seine Hand zur Seite und ließ ihn in dem überfluteten Büro einfach stehen.
    Frankie floh in die Kühlkammer, um sich zu beruhigen. Sie wischte sich mit bloßen Händen die Tränen ab, zog ein paar Mal die Nase hoch und zupfte dann ihre Kleidung zurecht. Unglaublich, dass sie einfach die Fassung verloren hatte – und das vor einem Wildfremden! Wenigstens war es ihr nicht in Joys Anwesenheit passiert, das wäre noch schlimmer gewesen.
    Zu dumm, dass dieser Kerl ausgerechnet ihren wunden Punkt getroffen hatte: die ständige Angst, die katastrophale Situation des
White Caps
könnte tatsächlich ihre Schuld sein. Allein der Gedanke daran brachte sie wieder zum Weinen.
    Was sollte sie bloß Joy sagen, wenn sie hier wegziehen mussten? Und wohin konnten sie überhaupt gehen? Wie sollte sie woanders genug Geld verdienen, um für ihre Schwester und Grand-Em zu sorgen? Und was würde Alex sagen?
    Erschöpft schloss sie die Augen und lehnte sich an die Wand. Die ständige Sorge um ihren Bruder Alex zehrte noch zusätzlich an ihr. Als professioneller Regattasegler reiste er von einem Cup zum anderen, und die Tatsache, dass Hochseesegeln nicht ganz ungefährlich war, trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Aber man lernte eben, damit umzugehen.
    Nach einer Reihe von Schicksalsschlägen war sie für ihre kleine Familie ganz allein verantwortlich, und sie gab ihr Bestes. Sollte sie dabei auch noch fröhlich pfeifen? Bei den Problemen, mit denen sie sich jeden Tag herumschlug, konnte ihr wohl niemand übel nehmen, wenn sie leicht reizbar war. Und jetzt hatte sie nicht mal mehr einen Koch …
    Ihr fiel ein, wie schnell und geschickt Nate aus den verunglückten Hähnchen ein erstklassiges Gericht gezaubert hatte. Er hatte ja Recht – sie brauchte dringend einen Koch, und die Bewerber standen nicht gerade Schlange. Er war der einzige, um genau zu sein – und durch einen unglaublichen Glücksfall war er auch noch
gut
.
    Sie straffte sich und stürzte aus der Kühlkammer, bereit, ihm bis zur Straße nachzulaufen – und prallte zurück, als sie ihn gelassen an der Arbeitsplatte lehnen sah.
    “Ich wollte nicht einfach gehen, ohne zu wissen, ob Sie okay sind”, erklärte er.
    “Wollen Sie den Job noch?”
    Offenbar völlig unbeeindruckt von ihrem Sinneswandel hob er eine Augenbraue. “Ja. Ich könnte bis zum Labor Day Anfang September bleiben.”
    “Viel zahlen kann ich nicht, aber andererseits werden Sie auch nicht gerade in Arbeit ertrinken.”
    Er zuckte die Achseln. “Geld ist mir nicht wichtig.”
    Na, das ist doch mal eine gute Eigenschaft, dachte sie, bevor sie ihm das in der Tat sehr geringe Gehalt nannte. “Plus freie Kost und Logis”, fügte sie schnell hinzu. “Aber eins möchte ich gleich klarstellen.”
    “Lassen Sie mich raten”, unterbrach er sie trocken. “Sie sind der Boss?”
    “Ja, das auch. Aber noch etwas ist viel wichtiger: Finger weg von meiner Schwester.”
    “Sie meinen das Engelchen?”
    “Sie heißt Joy. Und sie ist nicht interessiert.”
    Er lachte kurz und trocken. “Meinen Sie nicht, das sollte sie selbst entscheiden?”
    “Nein, meine ich nicht. Haben wir uns verstanden?”
    Sein amüsiertes Lächeln verwirrte sie. Was war daran so komisch?
    “Nun?”, fragte sie streng.
    “Ja, ich verstehe Sie vollkommen.” Wieder streckte er die Hand aus. “Geben Sie mir diesmal die Hand darauf?”
    Es war eine Herausforderung, und mit denen kannte Frankie sich aus. Sie ergriff seine Hand fest wie ein Schraubstock, um ihm gleich zu zeigen, dass es hier lediglich ums Geschäft ging. Doch als sie ihn berührte, passierte etwas Seltsames: Ein prickelnder Schauer schoss ihren Arm hinauf und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Sie blinzelte verwirrt.
    Auch er schien es zu spüren, denn er senkte den Blick. Sie genoss seinen warmen, festen Griff und hatte auf einmal die verrückte Idee, dass er sie zu sich heranziehen und küssen würde.
    Als Nächstes sah sie sich mit ihm in einem Bett, verführerisch nackt unter dünnen Laken …
    Hastig machte
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