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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Autoren: Matthias Jösch
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Yasuhiro angstvoll.
    „Nimm es als Motivation! Bau mir eine sichere Kommunikations- und Computerumgebung. Dann kann dir nichts passieren.“
    „Nichts passieren“, krächzte im Hintergrund Mummtaz, der sprachbegabte Graupapagei, aus seinem Käfig. Das einzige Wesen in Yasuhiros Leben, dem er Vertrauen und Liebe entgegenbrachte. Yasuhiro Atakamo handelte nach Braulios Anweisung und überredete die Zentrale in Tokio zur Unterschrift des Vertrags. Seitdem verbrachte Braulio jede Nacht in Yasuhiros Büro, wenn er in New York war. Mummtaz, der den Fremden anfangs durch Flügelschlagen und Schnabelwetzen verscheuchen wollte, schien mittlerweile Frieden geschlossen zu haben.
    Als Braulio in dieser Nacht seine Telefonate beendet hatte und sich wieder zu Yasuhiro gesellte, bemerkte der Japaner eine Veränderung in Braulios Gesicht. Er wirkte entspannter und zufriedener als sonst.
    Yasuhiro ergriff die Gelegenheit. „Braulio, du bist nun schon seit einem Jahr hier. Und ich weiß immer noch nichts über deine Arbeit. Wieso erzählst du mir nichts?“
    „Das hole ich nach!“, antwortete der Spanier überraschend. „Du hast ein Recht, Fragen zu stellen“, fuhr er fort. „Es gibt viele Gründe für meine Schweigsamkeit. Nur wenige sind eingeweiht. Aber viele Menschen sind gestorben, und noch mehr werden folgen!“
    Yasuhiro Atakamo schluckte.
    „Ich habe viele Länder bereist. Wir haben uns getroffen, um das Große zu besprechen. Es wird funktionieren. Wir können es … Wir können es!“, brach es aus Braulio Ostrogón heraus, und es klang wie eine Beschwörung. Sein Gesicht hatte einen Ausdruck angenommen, der zu den rätselhaften Worten passte. Dabei starrte er ruhelos in den Raum.
    „Was könnt ihr? Wer seid ihr, und was wollt ihr?“
    „Das ist eine lange Geschichte, Yasuhiro.“
    Über diesen Schritt hatte Braulio Ostrogón lange nachgedacht und schwierige Positionen gegeneinander abgewogen. Bisher gab es keinen Fremden, der in das Geheimnis der Gruppe eingeweiht worden war. Er war sich der Gefahr bewusst, dass Yasuhiro Atakamo die Geheimnisse ausplaudern könnte. Aber Braulio hatte ihn beobachtet und festgestellt, dass das Leben des Japaners in vollkommener Abgeschiedenheit die Wahrscheinlichkeit eines Verrats verringerte. Auf der anderen Seite musste er Yasuhiro Informationen für die Aufgabe geben, zu der er ihn im Rahmen der Erlösung zwingen wollte.
    „Du sprichst in Rätseln. Was ist das für eine Geschichte?“
    „Unsere Geschichte ist alt …“ Braulio sog geräuschvoll Luft ein.
    „Und du wirst sie fürchten, denn sie ist unheimlich.“ Braulios Blick durchbohrte Yasuhiro, während er mit festem Griff die Handgelenke des Japaners packte. „Und wer sie verrät, der stirbt.“

Aragon und Kastilien, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts
    Zu der Zeit als sich die herrschenden Kräfte des entstehenden Spanien in den christlichen Königreichen Kastilien und Aragon vereinten, steckte im Süden der Iberischen Halbinsel immer noch ein Stachel.
    Man wollte die Araber loswerden. Seit ihrem Einfall im Jahr 711
    herrschten sie, von Gibraltar ausgehend, fast achthundert Jahre auf der Halbinsel. Al Andalus brachte Religion, Glaube, Kirche, Landwirtschaft, Handel, Produktion und Technik gründlich durcheinander. Der überwiegend konservative Teil der Iberer lehnte Veränderungen prinzipiell ab, andere arrangierten sich im Lauf der Zeit mit dem Feind. Den Glücklichen unter ihnen gelang das, ohne dass sie die eigenen Wurzeln verleugneten.
    Vor seinem Ende verharrte Al Andalus , eingeschmolzen unter der afrikanischen Hitze des iberischen Südens, im schmalen Landstrich Granadas. Die Reste seiner verhassten Anwesenheit manifestierten sich im Rückzug auf die letzte maurische Trutzburg, der schönen, mächtigen und erhabenen Alhambra.
    Einer jener Glücklichen, der iberische Tradition virtuos mit arabischen Errungenschaften zu verbinden wusste, war Ignacio aus Villanuovo. Der lernte Al Andalus in Gestalt von Sedat bin Tarkan, einem außergewöhnlichen arabischen Kaufmann, kennen. Schnell erkannten beide, dass eine Zusammenarbeit ihre bestehenden Geschäfte beflügeln würde, und bald handelte der eine mit den Waren des anderen, und sie mehrten ihren Wohlstand.
    Ursprünglich stammte Ignacio aus Toledo, wo er im Jahre 1422 als dritter Sohn einer armen Bauernfamilie geboren wurde. Die Mutter starb bei seiner Geburt, der Vater ertränkte seinen Kummer in Alkohol. Es war der Beginn einer unaufhaltsamen Selbstzerstörung.
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