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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Autoren: Matthias Jösch
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und höchstes Lob zugleich.
    „Ausgezeichnet! Bitte arbeiten Sie noch das A9-Memorandum ein.“
    Adrian von Zollern nickte und steckte das Dokument zu den anderen Unterlagen.
    Am Ende schlug Karl-Werner Ponisega wieder ein altes Kapitel auf. „Ich weiß, dass Sie nicht arbeiten müssen …“, er räusperte sich, „… allerdings sehe ich, wie zufrieden unsere Zusammenarbeit Sie macht und wie sehr das Dozentendasein Sie langweilt.“ Den Protestversuch wischte Ponisega mit einer Armbewegung weg.
    „Unsere Zusammenarbeit gibt Ihnen, was Ihnen dort fehlt: Praxisbezug und eine echte Herausforderung!“ Ponisega schaute Adrian von Zollern durchdringend an. „Kommen Sie zu mir!“
    Der Jüngere hielt dem Blick stand. Zu oft hatten sie solche Gespräche schon geführt.
    In diesem Augenblick erhob Ponisega sich, und sein gestreckter Zeigefinger zeigte auf Adrian von Zollern. „Mir ist es damals genauso ergangen, aber ich habe die Konsequenzen gezogen und die Universität verlassen!“
    Obwohl Adrian Respekt und Sympathie für den Hauptabteilungsleiter empfand, hatte er dessen Werben stets widerstanden. „Ihr Angebot ehrt mich. Aber als Dozent genieße ich den Kontakt zum akademischen Nachwuchs und bin selbst Teil der Wissenschaft. Außerdem bietet diese Tätigkeit mir den Freiraum, den ich brauche.“ Er überging Ponisegas resigniertes Nicken. „Ein Wechsel zum BND kommt für mich nach wie vor nicht in Betracht, aber …“
    Nun hob der Hauptabteilungsleiter erwartungsvoll den Kopf.
    „… wenn wir einen Weg finden, wie ich an interessanten Fällen mitarbeiten könnte, ohne komplett umzusteigen …“
    Ponisegas Glatze funkelte in der Sonne, die etwas Licht in das unergründliche Mienenspiel des Hauptabteilungsleiters zu zaubern schien. „Heißt das, Sie sind bereit zu einer aktiven Mitarbeit, die über die Modellierung statistischer Theoreme hinausgeht?“
    Adrian von Zollern nickte.
    „Was genau stellen Sie sich dabei vor?“, wollte Ponisega wissen.
    „Sie erinnern sich an den vereitelten Anschlag auf den Bahnhof in Köln? Damals habe ich gerade an der Datenanalyse im Umfeld von ostdeutschen Zellen gearbeitet …“
    Ponisega nickte.
    „… und damit maßgeblich zur Verhinderung eines Attentats beigetragen. Was ich in dieser Zeit gelernt und erlebt habe, war eine Bereicherung. Genau wie die Zusammenarbeit mit den Kollegen des Geheimdienstes. Mit Ihren Aktenregalen voller
    Vorschriften und Handlungsanweisungen, dem ganzen Beamtenquatsch, will ich allerdings nichts zu tun haben!“
    „Sie wissen, dass ich Externe nicht zu amtlichen Handlungen autorisieren darf?“
    „Ich habe Sie immer als einfallsreichen Geheimdienstmanager eingeschätzt, nicht als konservativen Bürokraten.“
    Der Hauptabteilungsleiter überlegte und sagte schließlich: „Verstehe! Ich denke über Gestaltungsmöglichkeiten nach und melde mich bei Ihnen.“
    Zwei Tage später betraten Sebastian Krix und Adrian von Zollern nach dem Rotwein im Cuvé das Foyer der Deutschen Oper und beobachteten das hereinströmende Publikum. Sebastian gluckste. Adrian verkniff es sich, nach dem Grund zu fragen. Nichts würde ihm heute seine gute Laune und die Spannung auf die Vorstellung verderben.
    „Da gibt es Parallelen zwischen der Oper und dir“, sagte Sebastian plötzlich und gluckste wieder.
    „Ich hoffe, du vergleichst mein Verhältnis zu den Frauen nicht mit Don Giovanni? Unterstellst du mir etwa solche Dinge, wie der Lüstling sie mit Donna Anna, Donna Elvira oder Zerlina gemacht hat?“
    Sebastians Grinsen erstarb.
    „Der Kerl hat die Frauen erniedrigt … Habe ich das jemals getan?“
    „Meine Güte. Ist ja schon gut, sorry. So habe ich das natürlich nicht gemeint.“
    Adrian lächelte. „Okay! Sag mal, wo bleibt eigentlich unser Kartensponsor?“
    „Wallenschweder konnte keine Plätze nebeneinander organisieren. Er sitzt da vorn, wir treffen ihn in der Pause.“
    Die Freunde mochten die konservative Inszenierung. Viel zu oft hatten sie Ritter in Businessanzügen, Mörder in Kernkraftwerken oder Drachentöter in Trainingshosen ertragen.
    Zum Höhepunkt der Oper, gegen Ende des zweiten Aktes, hatte die Grabfigur des Komturs ihren schauerlichen Auftritt. Dabei zog der Regisseur alle Register. Don Giovanni schrie grässlich, als der Tod ihn schließlich holte. Im selben Augenblick zuckten die Freunde erschrocken zusammen. In ihrer Nähe zerriss ein weiterer Schrei die Stille im Publikum, noch durchdringender und schauerlicher als der
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