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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Autoren: Matthias Jösch
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forensische Molekularbiologie zeigte geradezu überschwängliche Begeisterung für die Leichenschau. Bei jeder Gelegenheit gab er unappetitliche Details zum Besten. Das machte ihn noch abstoßender, als er ohnehin schon war.
    „Ihm verdanken wir letztlich die Karten!“
    „Gut. Treffen wir uns eine Stunde vor der Vorstellung im Cuvé auf einen Rotwein?“
    „Okay.“
    Bis zur Premiere standen wichtige Termine in Adrian von Zollerns Kalender. Gleich würde er Karl-Werner Ponisega im Café des Esplanade treffen.
    Der Verkehr floss um diese Zeit beinahe ungehindert durch die Friedrichstraße, und nach einer Viertelstunde erreichte er das Lützowufer.
    Ponisega war noch nicht da. Während er wartete, dachte Adrian von Zollern über seinen Freund nach.
    Die beiden Jungen hatten sich vor über dreißig Jahren in Argentinien kennengelernt. Sebastian Krix’ Vater, der Großindustrielle Knuth Krix, hatte damals beschlossen, nach Argentinien zu expandieren, wo Ernst von Zollern das Wirtschaftsressort der Deutschen Botschaft leitete. Die Väter arbeiteten zusammen, woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte. Diese endete mit Ernst von Zollerns Tod im Jahre 1999. Die Familie von Zollern, neben der Diplomatie ebenfalls unternehmerisch tätig, wenn auch in kleinerem Rahmen, verkaufte daraufhin das Familienunternehmen und ermöglichte den nachfolgenden Generationen so ein finanziell sorgenfreies Leben.
    Die Jungen fühlten sich fremd in Argentinien, sonderten sich ab und lebten in ihrem Zweierkosmos. Unterschiedlicher konnten zwei Menschen nicht aussehen als diese beiden. Schon der junge Adrian
    hatte einen elitären Zug und achtete auf sein Äußeres, während Sebastian Kleidung nur trug, weil er nicht nackt herumlaufen wollte. Adrian entwickelte sich zu einem Frauenschwarm, Sebastian wurde ein introvertierter Grübler.
    In der harten Wirklichkeit des argentinischen Schulalltags nährte Sebastians leichtes Hinken das Misstrauen der bewegungsfanatischen Sprösslinge der besseren Gesellschaft. Mit seinem dunklen Teint, den schwarzen Haaren und den dunkelgrauen Augen passte Adrian besser in diese Umgebung als der brillentragende Blondschopf mit den traurigen Augen.
    Allein in der Fremde, das schweißte die beiden Zwölfjährigen zusammen.
    Später zog Sebastian Krix sein Philosophie- und Psychologiestudium geradlinig durch, doch der Mangel an didaktischen Fähigkeiten verbaute ihm eine universitäre Laufbahn.
    Adrian von Zollern lebte als Diplomatensohn auch in Tokio, Moskau, Washington und Rom und beherrschte drei Fremdsprachen. Er studierte angewandte Mathematik, wobei seine Dissertation ihn mit Themen der Kriminalstochastik in Berührung brachte.
    Bis heute trugen ihre von Ironie geprägten Unterhaltungen den Freunden die erstaunten Blicke der Zuhörer ein. Besonders Sebastians Eigenart, selten im richtigen Moment zu lachen, stieß dabei auf Unverständnis. Ein guter Witz? Stille. Gelungene Redewendung? Dasselbe. Umwerfende Situationskomik? Keine Reaktion. Oft drehte Sebastian sich einfach um und ließ sein Gegenüber stehen. Stattdessen gluckste er auffällig, meist, wenn nicht der geringste Anlass zur Heiterkeit bestand. Oder wenn er glaubte, ihm sei ein Wortspiel oder sogar ein Scherz gelungen. Was praktisch nie der Fall war.
    Bei diesen Gedanken musste Adrian lächeln. Nicht einmal er konnte sich an die Marotten seines Freundes gewöhnen, und so verwunderte es nicht, dass der alte Krix Sebastians resolute Schwester Violetta zur Nachfolge an der Konzernspitze bestimmt hatte.
    „Guten Morgen, Herr Dr. von Zollern“, sagte Karl-Werner Ponisega in seiner ruhigen und klaren Art.
    Adrian von Zollern erhob sich und begrüßte seinen ehemaligen Professor. Ponisega setzte sich, nickte kurz, und sie begannen sofort mit der Durchsicht von Adrians Papieren.
    Im Rahmen seiner Dissertation an Ponisegas Lehrstuhl hatte Adrian von Zollern den Kriminologen kennengelernt. Seit Ponisega den, wie er es nannte, blutleeren Elfenbeinturm Universität verlassen hatte, um die Position eines Hauptabteilungsleiters beim BND anzutreten, kreuzten sich ihre Wege. Sein alter Mentor beauftragte ihn mit Fragen zu mathematischen Lösungen geheimdienstlicher Probleme. Diesmal entwarf Adrian von Zollern Modelle zur Beschreibung der Bewegungsmuster bestimmter Terrorzellen.
    Offenbar gefiel dem Ex-Professor der Ansatz, denn er schlug mehrmals mit dem Handrücken gegen Adrian von Zollerns rechten Oberschenkel. Die einzige Auffälligkeit Ponisegas
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