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Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Titel: Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
Autoren: Aufbau
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ich allerdings trotzdem nichts für sie tun konnte. Die nächsten Minuten kam ich mir dann vor wie in einem Comedy-Film. Als wäre ich Schlachtvieh, griff die Schwester meine Arme und Beine gleichzeitig und zog mich vor an die Bettkante. »Es geht nicht, es geht nicht«, brüllte ich. Mein Mann, der die Szene beobachtete, wusste nicht, ob er lachen, Mitleid haben oder einschreiten sollte.
    »So, und jetzt aufsetzen«, befahl die Schwester und riss mich nach vorn. Meine von Thrombosestrümpfen umhüllten Füße berührten plötzlich den kalten Krankenhausboden. »Und jetzt hoch«, rief sie und zog meine Arme zu sich heran, bis ich auf meinen Füßen stand. Ein Schmerz, als ob eine Rasierklinge meinen Bauch aufritzte, traf mich wie ein Blitz, ich fiel vornüber und blieb wie eine Puppe auf dem grauen PVC-Boden liegen.
    Peinlich berührt, half die Schwester mir hoch. »Komisch, bei Ihnen scheint das noch nicht zu funktionieren«, raunte sie.
    Diese Nummer hättest du dir und vor allem mir ersparen können, du blöde Kuh, dachte ich im Stillen. Ich wollte meinen Mann in diesem Moment nicht ansehen, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er zumindest ein Grinsen nicht unterdrücken konnte.
    Aber das Ganze hatte auch etwas Gutes. Seit diesem Erlebnis weiß ich: Als Mutter muss man klare Ansagen machen. Für sein Baby, aber auch für sich selbst. Maxime ist mein erstes Kind. Ich hatte keine schlauen Ratgeber gelesen, die Hebamme nicht ausgefragt. Ich war ahnungslos, schwach, müde und damit jedem, der es besser wusste, ausgeliefert. Ob Krankenschwester, Familie, Freunde, Kollegen und natürlich der Kindsvater – jeder hatte in den nächsten Wochen tolle Tipps für mich. Ich war plötzlich fremdbestimmt und verpasste es, auf mein Bauchgefühl zu hören.
    »Pucken ist gut für das Baby«, fand mein Mann, als Maxime zwei Wochen alt war. Er hatte im Internet eines dieser süßen hellblauen Pucksäckchen bestellt und wollte es eines Abends, als das Paket angekommen war, testen. Werdas nicht kennt: Beim Pucken wird das Baby ganz fest eingewickelt wie ein kleines Eskimokind, so schläft es ruhiger – besagt zumindest die Theorie und die Dame bei uns im Babyführerscheinkurs.
    »Ich will aber gar nicht, dass Maxime gepuckt wird«, nörgelte ich.
    »Wir probieren das jetzt aus, Caro«, antwortete mein Liebster.
    Es kam, wie es kommen musste. Maxime brüllte wie am Spieß, als Papa ihn ins enge Stoffsäckchen zwängte, und ich, die Mama, heulte noch lauter mit. Was für ein Spektakel! Irgendwann klingelte dann noch die Nachbarin, die ausgerechnet in diesem Moment zum Nachwuchs gratulieren wollte. Es wurde langsam peinlich.
    Für uns als Familie war das allerdings der Wendepunkt – ohne dass wir übrigens jemals darüber gesprochen hätten. Denn seitdem heißt es bei Pausti immer, was Maxime betrifft, ich weiß nicht, entscheide besser du.
    Mir war das sehr recht, bei den ganzen Entscheidungen, die ich in der nächsten Zeit treffen musste. Entscheidungen für das Baby, für uns als junge Familie und nicht zuletzt für mich, vor allem, wenn es um mein ganz persönliches Post-Entbindungsprojekt ging: mein Studium.
    Ich hatte mich dafür entschieden, meinen Master wieder aufzunehmen. Ich war noch hochschwanger bei den ersten Seminaren erschienen und hatte gehofft, der Geburtstermin würde sich bis zum Semesterende noch herauszögern lassen, aber: Pustekuchen! Schon das erste Referat über Südkaukasien fiel flach, weil ich am Abend zuvor Mama geworden war. Meine Professorin war entzückt überden Grund meiner Absage – und ich natürlich überglücklich!
    Doch wie sollte es denn dann jetzt genau mit meinem Studium weitergehen?
    Nächtelang grübelte ich darüber nach, ob ich in den ersten Wochen nach Maximes Geburt meinen Master wieder aufnehmen sollte. Wäre das zeitlich zu schaffen? Wie und vor allem wann sollte ich den ganzen Lesestoff bewältigen? Die Seminararbeiten schreiben? In der Bibliothek dafür recherchieren? Ich hatte zwischen den Bücherregalreihen noch nie einen Kinderwagen gesehen. Ich beschloss, das Ganze sportlich zu sehen. Super, wenn ich es schaffte, Babybetreuung und Studium zu vereinbaren – aber wenn nicht, dann eben nicht. Mir war klar, dass ich mir ansonsten in jeder freien Minute vorwerfen würde, die Chance verpasst zu haben. Böse kleine Ehrgeizdämonen würden wie die Erinyen aus der griechischen Mythologie um mich und mein Gewissen als Frau mit gewissen beruflichen Plänen kreisen.
    Wie viele
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