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Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Titel: Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
Autoren: Aufbau
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widerlegen. Für sich und ihre Familie. Damals und heute, sagt sie, lebe sie – auch mit Kind – wieder ihr Leben. Mit Beruf, mit Freunden, mit Zeit für sich und für ihren Sohn.
    Die Einstellung von Julia Malchow war mir beim Lesen ihres Buches sofort sympathisch. Sie hat für ihre Familie und sich erkannt, dass nicht die Kinder das Gestalten forderten, sondern ihre Eltern. Kinder dagegen sind eine ständige Aufforderung zum Plan-Brechen, wofür man offen bleiben sollte, um sein eigenes Lebensmodell zu finden.
    Wenn ich das jetzt mal auf mich beziehe und von meinen Auswahlmöglichkeiten ausgehe, so habe ich vier Jahre studiert, ein Volontariat gemacht und jahrelang für diverse Zeitungen geschrieben. Ich hatte ein Angebot, in China zuarbeiten, und eines von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, für das ich nach Afrika hätte gehen müssen – beide Jobs wurden ausgerechnet in dem Moment spruch- und unterschriftsreif, als Maxime das erste Mal auf dem Monitor des Ultraschallgerätes Daumen lutschte.
    Ab diesem Zeitpunkt wurden mir zwei Sachen klar: Ich gehe nirgendwo hin. Zumindest jetzt nicht. Und ich bin jetzt nur noch zu dritt zu haben. Es war ziemlich schnell klar, dass mein Mann, den alle Pausti nennen, nicht hätte einfach mal nach China ziehen können, ohne hier 20 Jahre Lebenswerk aufzugeben, das ihm wichtig war und wofür er bis heute brennt. Das wollte und konnte ich ihm nicht antun.
    Doch die Wahl wurde schnell nichtig: In China wollten sie mich nicht mehr einstellen, als sie hörten, dass ich ein Kind erwartete, und nach Afrika durfte ich als Schwangere ohnehin nicht, weil der Einsatzort ein Malariagebiet war. Würden solche Jobchancen wiederkommen? Eher nicht. War das so schlimm? Irgendwie auch nicht. Es würden andere kommen. Aber ich würde mich darum kümmern müssen. Denn mein Besuch bei Charlotte hatte mir gezeigt, dass man als Frau nicht nur auf sein Baby, sondern auch auf seine Träume aufpassen sollte.

3. Halt, stopp, ich kann nicht!
Oder vielleicht doch?
    In Frankreich gibt es ein Sprichwort: ›Ce que femme veut, Dieu le veut.‹ Auf Deutsch sagt man: Weibes Wille ist Gottes Gesetz. Oder: Mama hat immer recht.
    »Wenn er nicht will, dann will er nicht«, sagte die Kindergärtnerin über meinen damals elf Monate alten Sohn Maxime. Ich befürchte, dass er das von mir hat. Und ich befürchte außerdem, dass seine Willensstärke meine Willensstärke seit dem Tag seiner Geburt noch einmal verdoppelt hat.
    Aber ich fange besser von vorn an.
    In der Nacht des 8. November 2011 kam Maxime per Notkaiserschnitt zur Welt. Ich war in der 41. Woche, seine Herztöne waren während einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt plötzlich auffällig schlecht – da machten die Ärzte am selben Abend im Krankenhaus kurzen Prozess.
    Am nächsten Morgen lagen wir also da: Pausti, der Papa, Baby Maxime und ich in einem Familienzimmer der Berliner Charité und lächelten uns an. Ich wohlgemerkt im Krankenhaushemd, mit Katheter und Tropf im Arm. Im Grunde war dieser Notkaiserschnitt so ziemlich das Schlimmste, was mir – als einer durchschnittlichen jungen Frau, die bislang von Schicksalsschlägen oder Unfällen verschont geblieben war – je passiert war. Meine Bauchdecke war geöffnet worden!
    Im Normalfall würde man nach einer OP in Selbstmitleid versinken und sich mit päckchenweise Paracetamol im Bett verkriechen. Aber nach so einer Geburt ist eben alles anders. Ich hatte jetzt ein Baby.
    Das musste ich stillen, wickeln, herumtragen, beschmusen. Also musste ich in Rekordtempo wieder fit werden. Das fanden zumindest die Schwestern im Krankenhaus. Und mein Baby fand das natürlich auch.
    Ich war da allerdings ganz anderer Meinung. Es war neun Uhr morgens, ich hatte vor ein paar Stunden ein Kind geboren und eine schwere OP gehabt, die Komplikationen hatten mir den Schreck meines Lebens eingejagt, und ich hatte kaum geschlafen, als eine der Schwestern resolut auf mich zukam und sagte: »So, dann wollen wir Sie mal bewegen.« Ich hielt das für einen schlechten Scherz, obwohl sie nicht so aussah, als wäre sie der spaßige Typ.
    »Nein, das geht noch nicht«, erwiderte ich leicht panisch, als sie meine Unterarme packte.
    »Sie müssen sich bewegen, Frau Rosales. Das ist aus medizinischen Gründen sehr wichtig. Da muss jede der Frauen auf der Station durch«, versuchte sie es ein letztes Mal sanft und mit Argumenten.
    In diesem Moment verstand ich zwar, dass ich keine Chance gegen sie haben würde,
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