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Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
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Müll raustrugen.
     
    Bea erregte ihn, machte ihn unsicher. Vielleicht war sie nicht Farbe, sondern Maler. Sollte er eine Verbündete gefunden haben? Dieser tollkühne Gedanke beherrschte seine Vorbereitungen. Wenn sie wie er empfand, konnte er sie möglicherweise zu einer besonderen Malsession überreden. Der Gedanke an diese Möglichkeit überwältigte ihn, sein Herz raste, sein Kopf pochte.
    Eine halbe Stunde vor der Zeit saß Jay im Auto und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Endlich warfen Scheinwerfer ihr Licht über den Parkplatz. Er stieg aus.
    Lächelnd kam Bea ihn zu.
    »Hallo! Schön, dass du da bist.« Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Es ist aufregend, jemandem mein Atelier zu zeigen.«
    »Bin ich denn die Erste?«
    »Nein, das nicht.« Er machte eine Pause. »Aber die Erste, die meine Kunst versteht.« Aufmerksam beobachtete er sie, während er daran dachte, dass bisher keine Frau sein Atelier je wieder verlassen hatte.
    Bea lächelte ihn offen an. »Und die es vor Neugierde kaum aushalten kann. Also los. Wohin fahren wir?«
    »Richtung Hanauer Landstraße. Lass dein Auto stehen, ich bringe dich nachher wieder zurück.« Er legte den Arm um ihre Schulter.
     
    Beim Anblick des Lagers stellten sich seine Nackenhärchen vor Vorfreude auf. Heute war sein Tag. Endlich eine Frau, die sein Werk verstand. Und sollte er sich irren … so würde er eben mit ihrem Rot malen. Er steckte den Schlüssel ins Schloss.
    Bea fasste seine Hand. »Du wirst berühmt werden.«
    »Ich wusste von Anfang an, dass du meine Kunst in seiner tieferen Bedeutung verstehst.« Jay strahlte sie an.
    »Ja.« Sie machte eine Pause. »Aber leider anders, als du denkst.« Bea zog die Waffe aus ihrer Handtasche. »Du bist verhaftet.«
    Seine aufgerissenen Augen starrten auf die herannahenden Polizeiwagen, die die Umgebung in ein bizarres Blau tauchten.
    »Und ich hoffte, wir würden gemeinsam Großes erschaffen.« Jay blickte ihr tief in die Augen. »Wie konnte ich mich nur so in dir täuschen?«
    »Jay, die Farbe …« Bea strich ihm über die Hand. »Warum musste es ausgerechnet Rot sein?«

Das Mallorca Kartell
    Elke Becker
    Schenk Verlag
    Leseprobe

1. Kapitel
     
    14. April
     
    Carmen Gómez lag in ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit. Durch die Jalousien drang kaum Licht ins Zimmer. Trotzdem musste es Tag sein, sonst wäre es stockfinster gewesen. Sie konzentrierte sich. Wie lange lag sie schon hier? Es musste der zweite Tag sein, an dem man sie in ihrem eigenen Schlafzimmer gefangen hielt. Was auch immer man ihr einflößte, es machte sie schrecklich müde.
    Vom langen Liegen schmerzte ihr jeder Knochen im Leib. Sie versuchte, sich auf die Seite zu drehen. Aus der Ferne vernahm sie Geräusche. Sie lauschte in die Finsternis und erkannte die vertraute Stimme ihrer Freundin Célia Crespo.
    »Célia, hilf mir!« Sie hatte schreien wollen. Doch es war kaum mehr als ein Flüstern über ihre Lippen gedrungen. Entschlossen krallte sie ihre Finger in die Laken, zog sich daran hoch und setzte sich aufrecht ins Bett. Sie kauerte auf der Bettkante und sammelte Kraft für ihren nächsten Schritt. Aufstehen. Du musst aufstehen. Sie mobilisierte all ihre Kräfte und schaffte es, sich auf die Beine zu stellen. Ihr wurde schwindelig, ihre Knie zitterten und sie verharrte einen Augenblick. Konzentrier dich, ein Schritt nach dem anderen.
    Die kurze Strecke vom Bett zur Zimmertür überstieg beinahe ihre Kräfte. Die Stimmen entfernten sich. Célia, geh nicht, lass mich nicht allein, du musst mir helfen! Mit einer letzten Anstrengung erreichte sie die Tür, legte die Hand auf die Klinke und drückte sie hinunter. Abgeschlossen. Ihre Hoffnung schwand. Bevor sie nochmals rufen konnte, hörte sie, wie die Haustür leise ins Schloss fiel. Célia war gegangen und mit ihr Carmens letzte Hoffnung auf Rettung. Tränen liefen ihre Wangen hinab.
    Carmen lehnte sich an die Tür. Ihre Beine waren zu schwach, um ihr Gewicht noch länger tragen zu können. Sie rutschte am Türblatt zu Boden und kauerte sich zusammen. Ihr Kampfgeist war gebrochen; ihre einzige Chance vertan.
    Die Kälte der Fliesen kroch in ihren Körper, doch es störte sie nicht. Nichts störte sie mehr. Sie ergab sich ihrem Schicksal.

2. Kapitel
     
    15. April
     
    Cristina Díaz ging in Begleitung der Direktorin des Bellver Colleges zum Eingang des Schulgebäudes. Die Inhaberin führte sie durch die Gänge zur Aula, wo die Kinder der englischen Privatschule von Cala
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