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Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
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Wir wollten dieses einmalige Stück Land erhalten. Es ist immerhin 80 Hektar groß. Jeder kann nun dort spazieren gehen und die Sicht auf die Dracheninsel genießen. Auf der Finca pflanzten wir Steineichen, Johannisbrotbäume und Aleppokiefern an, aber auch Mandel- und Olivenbäume. Und wenn ihr bei eurem Besuch leise seid, dann könnt ihr mit viel Glück Wanderfalken und Fischadler beobachten.« Zum Schluss des Vortrags verteilte Cristina an die Schüler noch Stofftaschen, die sie mit an den Strand nehmen konnten. Die Fotos der getöteten Tiere hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
     
    Cristina Díaz ging in Begleitung der Direktorin zu ihrem Wagen.
    »Das war ein wirklich gelungener Vortrag! Die Kinder waren begeistert. Jetzt werden sie den Schulausflug zur Finca Sa Trapa mit Sicherheit anders empfinden, als wenn wir einfach nur so hingefahren wären«, schwärmte die Direktorin.
    Cristina freute sich über das Kompliment, zumal es ihre erste größere Schulveranstaltung gewesen war.
    »Ihre Arbeit muss sehr interessant und befriedigend sein«, mutmaßte die Direktorin.
    Cristina öffnete die Fahrzeugtür. »Meist ist sie das, aber manchmal kämpft man auch gegen Windmühlen. Im Südwesten der Insel wird immer noch trotz Baustopps weitergebaut. Bis der GOB davon erfährt, ist es in der Regel schon zu spät. Dann sind alte Bäume längst abgeholzt und die Fundamente schon ausgeschachtet und betoniert. Das ist der frustrierende Teil der Arbeit. Doch manchmal haben wir auch Glück.«
     
    Cristina bog links in die Straße Joan Miró ein, fuhr vorbei am Marivent Palast, wo die spanische Königsfamilie gerade zu Besuch war, und nahm weiter den Passeig Marítim in Richtung Palmas Innenstadt. Sie hatte es nicht eilig und entschied sich bewusst für den längeren Weg am Hafen entlang. Sie genoss die Fahrt auf der von Palmen gesäumten Küstenstraße, die sie am Almudaina-Palast vorbeiführte. Der Regierungssitz lag direkt neben der historischen Seehandelsbörse Sa Llotja und Palmas Kathedrale La Seu, die hoch über dem Parc de la Mar thronte. Sie liebte diese alten Gebäude.
    Einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie in das kleine Café am Parc de la Mar einkehren sollte, um dort mit Blick auf die Kathedrale eine Kleinigkeit zu essen. Ihr Magen knurrte merklich. Sie entschied sich dagegen. Célia wartete auf sie und wäre enttäuscht, wenn sie nicht hungrig bei ihr ankäme. Sie fuhr an den historischen Gebäuden im maurischen Stil vorbei, bog vor dem Gesa-Gebäude links in die Avenidas ein, die quer durch Palmas Innenstadt führten, wo der GOB, nahe der Plaça d’Espanya, sein Büro hatte.
     
    Im Büro traf sie auf ihren Kollegen Martin Schneider.
    »Der Chef hat Besuch!«, verkündete er mit wichtiger Miene.
    »Gut, dann kann ich mich früher verdrücken als geplant«, erwiderte Cristina mit einem Lächeln.
    »Das glaube ich nicht. Jesús meinte, du könntest ihn und Diego Torres zum Essen begleiten.«
    »Diego Torres? Den Namen habe ich schon gehört. Ist das nicht der Typ, der dem GOB kürzlich einen fetten Spendenscheck übergeben hat?«
    »Genau der. Warum darfst du eigentlich immer zu solchen Terminen mit?«, fragte Martin neidisch.
    »Die zweifelhafte Ehre überlasse ich gerne dir. Ich habe sowieso andere Pläne.« Cristina hatte die ganze Woche über keine Zeit für Célia gehabt und wollte den Besuch keinesfalls schon wieder verschieben.
    »Ach, du bist zurück? Das ist schön!« Ihr Chef Jesús Colón trat auf sie zu. »Wie lief der Vortrag im Bellver College?«
    »Gut. Sie werden einen Ausflug nach S a Trapa machen. Vor allem die Bilder mit den toten Vögeln haben einen ziemlichen Eindruck hinterlassen. Ich kam mir schon ganz mies vor, die Zwerge derart zu schockieren.« Sie warf ihre Aktentasche auf den Schreibtisch und ließ sich in den Stuhl fallen. »Ich schreibe noch kurz die Notiz für die Akten und mache mich gleich wieder auf den Weg. Es kam gestern ein Beschwerdeanruf, um den ich mich kümmern muss.«
    »Das ist denkbar ungünstig. Ich wollte dich bitten, mit mir und Herrn Torres essen zu gehen. Er will mit uns sein Bauprojekt besprechen. Er sucht nach einem großen Gelände, auf dem er ein ähnliches Projekt wie unsere Finca S a Trapa aufziehen möchte.«
    Cristina bekam ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Ausrede, doch nun war es zu spät. »Nimm doch Martin mit. Dann bekommt er ein bisschen Übung im Berichtschreiben. Sein Spanisch ist übrigens schon viel besser geworden.« Cristina blinzelte
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