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Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
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auf Mallorca spielt, ist in Arbeit; ein weiterer Roman ist in Planung.
    Weitere Informationen unter www.alex-conrad.com.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen des Bonusmaterials!

Farbrausch
    von Alex Conrad
     
    Rausch in Weinrot! Pillepalle!, dachte Jay, den linken Mundwinkel verächtlich nach oben gezogen, das obligatorische Sektglas in der Hand. Was für ein Schwachsinn; und dann auch noch von diesem Möchtegern-Pinselschwinger.
    Seine Finger pressten sich stärker um das Glas. Blutrot! Das ist die Farbe schlechthin. Allein der Gedanke daran trieb Vibrationen durch seinen Körper.
     
    Jay Klug ging nur auf Vernissagen vermeintlicher Kollegen, weil man es von ihm erwartete. Sein Leben konnte man als finanziell unbeschwert bezeichnen, was ihm einige Künstler permanent mit ihren Bettelanrufen vor Augen führten. Nach dem Concordeabsturz, bei dem seine Eltern ums Leben gekommen waren, erbte er alleine die exklusive Werbeagentur. Er studierte und überließ die Verantwortung den Geschäftsführern. Seinem Kontostand nach leisteten sie hervorragende Arbeit. Er verkaufte sein Elternhaus in Oberursel und entschied sich für eine Penthousewohnung in Frankfurts In-Viertel am Deutschherrenufer auf dem ehemaligen Schlachthofgelände. Schlachthöfe - welch wundervolle Umgebung! Das warme Blut – die reinste aller Farben; der berauschende Geruch. Diese Gedanken genoss er beim Einzug.
     
    Jay wollte die erbärmliche Vernissage schnell verlassen, als sein Blick an einer Frau hängenblieb, die eben die Galerie betrat. Diese Frau musste er ansprechen. Jay griff zwei Sektgläser vom Tablett des Kellners und stellte sich ihr in den Weg. »Hallo, wir kennen uns nicht, aber offensichtlich kennen wir beide den Künstler.« Er hielt ihr das Glas hin.
    Sie blickte ihn aus wasserblauen Augen an. »Glaubst du das wirklich?«
    Sprachlos zog er die Augenbrauen hoch.
    »Ich war auf einer deiner Ausstellungen«, fügte sie an.
    Er war vollkommen perplex, denn bisher hatte er nur viermal ausgestellt. »Auf welcher warst du?«
    »Im Galeriepunkt Eschersheim.«
    Seine Gedanken rasten. Vor einem halben Jahr also. Dort hatte er sein erstes richtiges Blutbild präsentiert. Ob ihr der Unterschied aufgefallen war? Er musste es wissen. »Und wie fandest du es?«
    »Ich würde sagen - neuartig - trifft es.«
    »Wie meinst du das?« Sein Puls beschleunigte sich.
    »Dein Rot ist eine spezielle Mischung«, flüsterte sie in sein Ohr.
    Jay spürte eine nie gekannte Erregung. »Möchtest du mein Atelier sehen?«, presste er heraus.
    »Ja, sehr gerne! Ich heiße Bea.«
    Verheißungsvoller Name, dachte er. »Wann?«
    »Sagen wir nächste Woche Freitag. So um Sechs?« Sie stellte ihr Sektglas dem vorbeigehenden Kellner auf das Tablett.
    Er sah sie an. »Ja. Wo wollen wir uns treffen?«
    »Gib mir doch die Adresse, dann komme ich direkt hin.«
    »Das findest du nicht. Jede Lagerhalle sieht dort gleich aus. Treffen wir uns lieber am Haupteingang vom Zoo.« Er bemerkte ihr Zögern. »Da gibt es um die Uhrzeit immer Parkplätze. Von da fahren wir dann gemeinsam zum Atelier«, setzte er nach.
    Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Wir sehen uns am Freitag«.
    Er schaute ihr noch eine Weile nach.
     
    Bea blieb an ihrem Wagen stehen, kramte ihr Handy aus der Handtasche und drückte auf die Kurzwahl.«
    »Na, hat er angebissen?«
    Typisch ihr Chef – nie ein unnötiges Wort. »Ja, aber es gibt ein Problem. Ich habe die Adresse nicht, wir treffen uns am Zoo.«
    »Bea, das ist zu gefährlich ... wir blasen es ab.«
    Kopfschüttelnd sagte sie: »Wir ziehen das durch. Ihr verkabelt mich oder packt mir einen Sender in die Tasche.«
    »Lass uns das morgen entscheiden, wenn du drüber geschlafen hast. Gute Nacht.« Ihr Chef legte auf.
    Langsam steckte Bea Ihr Handy weg. Sie mochte Jays normale Bilder, und auch die Kritiker lobten ihn als den neuen Star am Kunsthimmel. Fast tat er ihr leid.
    Nur jetzt nicht hektisch werden, dachte Jay, während er mit zitternden Fingern sein Atelier aufschloss. Seufzend ließ er sich in das samtgrüne Sofa plumpsen. Die Erinnerungen an seine Anfänge übermannten ihn.
    Alles begann nach dem Tod seiner Eltern, als er sich seinen Künstlernamen zulegte. Mit Johannes Kuchelmann würde jede Künstlerkarriere im Keim erstickt. Jay Klug - das machte was her.
    Der Name veränderte ihn, machte ihn mutiger. Mit Anmietung der Lagerhalle begannen seine Experimente. Anfangs holte er sich das frische Blut vom Schlachthof, abgefüllt in einem
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